Als das Licht NGC 4565 vor knapp 55 Millionen Jahren verließ, herrschte bei uns auf der Erde noch das Zeitalter des „Eozän“. Das bemerkenswerteste in dieser Zeit war eigentlich der Übergang vom Paläozän zum Eozän vor etwa 55,8 Millionen Jahren. In dieser Zeit fand ein globaler Temperaturanstieg von enormen 6° Celsius und mehr statt und das in nur ein paar tausend Jahren (ca. 4000 Jahren). Wie dieser Temperaturanstieg von statten ging, ist noch nicht vollends geklärt. Geholfen hat auf jeden Fall ein massiver Anstieg der Treibhausgase, welche auf einen erhöhten Vulkanismus und außergewöhnlich aktive Plattentektonik zurückzuführen ist. Dabei kam es zu einem erneuten Artensterben, in denen überwiegend kleinere Säugetiere die vorhandenen Nischen zu nutzen wusste.
Kurz darauf huschten auch schon die ersten Primaten über die Erdoberfläche. Die sich dann evolutionär weiterentwickelnden und 55 Millionen Jahre später wie bekloppt durch ein Rohr in Richtung Himmel starren und sich dabei fragen wie es wohl auf der Erde vor 55 Millionen Jahren aussah.
Das Wetter spielte mir an diesem Tag so überhaupt nicht in die Karten. Ein Wechselspiel zwischen klarem Himmel und dichten Wolken ließen ein ums andere mal mein Beobachtung abbrechen. Hinzu kam das mittelprächtig Seeing und dank der Mondsichel die bescheidene Himmelsqualität. Mehr als ein paar hundert Sterne waren nie zu sehen.
Ich vermied es im Vorfeld einen Blick in den DeepSky Reiseführer (Amazon) zu werfen, nicht das ich irgendetwas aus der Erinnerung in meine Beobachtung hineinprojiziere. Zu allem Überfluss wollte meine Goto Vorrichtung des Meade nicht funktionieren, dadurch war ich gezwungen nach alter väterlicher Sitte das Objekt aufzusuchen. Überraschenderweise klappte das ziemlich gut, sodass ich die Nadelgalaxie zügig im Okular hatte.
Sofort musste ich an einem alten, blassen und gerade eben ausgeschalteten Röhrenfernseher denken. Auffällig war der relative helle ovale Kern und das langgezogene diffuse Etwas, was den Rest der Galaxie darstellte. Die Galaxie selber hatte an der Unterseite einen durchaus sichtbaren Bruch, wenn auch nicht so deutlich wie bei der M104 Galaxie. Nach oben hin verschwand die diffuse Galaxienwolke schnell in die graue Dunkelheit des Himmels. Genauso verhielt es sich auch mit der länglichen Ausdehnung. Die sich dank dem wechselhaften Seeings mal etwas mehr und mal etwas weniger lang zog.
Den Beinamen „Nadelgalaxie“ hat NGC 4565 nicht umsonst, wenn auch eher der einer kurzen Stricknadel als einer dünner Nähnadel.
Der Wechsel vom 34mm zum 18mm Okular löste den Kern zwar etwas deutlicher auf, dunkelte das Geschehen aber auch stark ab. Dennoch war ich der Meinung das der Kern nicht gleichmäßig an Helligkeit verlor, sondern in Schichten blasser wurde.
Insgesamt konnte ich wieder einmal nur knapp 20 Minuten beobachten, da die anfänglichen Schleierwolken in einem dichten Wolkenhimmel übergingen. Das was ich sehen konnte war aber beachtlich. Ich konnte doch sehr viel Galaxie erkennen, stellenweise sogar etwas mehr als im DeepSky Reiseführer. Na gut, im Buch wurde auch nur mit einem 120mm Refraktor beobachtet und ich glotze durch ein 355mm Cassegrain. Dennoch war ich überrascht über meine relativ gute Beobachtung, an einem so lausigem Himmel.
Details
Beobachtungsdatum: | 14.05.2021 |
Uhrzeit: | 23:30 Uhr |
Sch. Helligkeit: | ca. 12,6 mag |
Höhe d. Objekts: | ca. 63° |
Azimut: | 216° (SSW) |
Winkelausdehnung: | 0,27° x 0,03° |
Okular(e): | 34mm 68° |
Filter: | – |
Gesichtsfeld: | 0,65° |
Ausdehnung: | ca. 100.000 Lj |
Entfernung: | ca. 56,8 Mio Lj |
Sternbild: | Haar der Berenike |