Besser als sein Ruf, dass Bader Hyperion Zoomokular

Als ich vor zwei Jahren mit der Astronomie anfing, liefen auch die Coronamaßnahmen an. An einem Besuch einer Sternwarte oder gar eines Astronomietreffens war nicht zu denken. Ich musste also von der Pike an meine Erfahrungen irgendwie alleine und digital zusammentragen, was alles andere als spaßig ist. Das Thema Okulare und dessen Zusammenhänge von Brennweite, Vergrößerung und Sichtfeld musste ich mir natürlich auch im WorldWideWeb zusammenglauben und eines fiel mir dabei besonders auf. Wenn das Thema Zoomokukar fiel, dann meist in einer negativen Form. Im besten Fall kam so ein Zoom-Okular als günstiges Reiseokular davon, für mehr schien es nicht zu taugen. So mein allgemeiner Eindruck.

Ein kleiner WOW-Effekt

Aus diesem Grund war so ein Zoom-Okular kein Thema für mich, bis ich eines Nachts in einer Sternwarte so ein „Teil“ vorgesetzt bekam. Anfangs wollte ich da gar nicht durchschauen, aber was soll ich sagen, ich war echt positiv überrascht. Die Abbildungsqualität war erstaunlich gut und ich meine wirklich gut. Im Vergleich zu den anderen namhaften Okularen war von der Abbildungsqualität kein merklicher Unterschied auszumachen, aber visuell war das stufenlose hinein- bzw. herauszoomen geradezu sensationell. So sensationell, dass ich in der gleichen Nacht noch beschloss mir so ein Okular zuzulegen.
Da gab es nur einen Haken! Die Sternwarte besaß ein TeleVue 8 bis 24 mm Zoomokular und so eines zu bekommen ist beinahe unmöglich. Woher das gute Stück kam ist mir und seltsamerweise auch der Sternwarte unklar. Auf den hiesigen Neu- und Gebrauchtmarkt konnte ich zumindest nichts finden.

Welches Zoom Okular?

Bei meinen weiteren Recherchen stieß ich dann auf das Hyperion Zoom 8-24mm Okular und allen Anschein nach handelt es sich beim Baader Pendant um den Klassiker der Zoom-Okulare. Das Hyperion Zoom gehört allen Anschein nach zu der Klasse der Hyperion Okulare, besitzt mit 5 Linsen aber eine Linse weniger.
Zu den Vorteilen der Hyperion Okulare gehört das gute Einblickverhalten, die Schärfe bis hin zum Rand und das Preis-Leistungsverhältnis. Ein Nachteil soll die Linsenvergütung sein, welche bei manchen Nutzern zu einem Grünstich führen soll. Ich selber habe bisher noch keines der Hyperion Okulare besessen, beim Zoom ist mir aber kein Farbstich aufgefallen.

Baader Zoomokular Hyperion Universal 8-24mm

Das Baader Zoom-Okular blickt mittlerweile auf eine 20 Jährige Geschichte zurück und erfuhr in in dieser Zeit drei Überarbeitungen. Die Zeiss-Optik selber blieb dabei unangetastet, nur Kundenwünsche, wie ein verkürztes Auflagemaß, wurden eingepflegt.

Die Haptik des Okulars ist sehr wertig. Man hat einen stabilen, ca. 300 Gramm schweren und überraschend kompakten Glotz in der Hand. Da wackelt und klappert nix.
Geliefert wird das Baader Zoom mit zwei unterschiedlichen teleskopseitigen Anschlüssen, so kann man wählen ob man lieber mit dem 2 oder 1,25 Zoll Anschluss arbeiten möchte. Für jemanden wie mich, der ausschließlich mit 2 Zoll Geräten hantiert, ist so ein adapterfreies wechseln möglich.
Die eigentliche Zoomeinheit ist stufenlos verdrehbar, rastet aber bei den unten genannten Brennweiten ein. Ein nachfokussieren am Teleskop ist nicht nötig. So lässt sich, am Beispiel vom Mond, die Oberfläche nahtlos heranholen. Was bis dato für einen sehr ungewöhnlichen, aber saucoolen AHA-Effekt sorgt.
Wie schon erwähnt fiel mir der berühmt berüchtigte Grünstich nicht auf.
Neigt mein bisheriges 10mm LER Okulare dazu Kontakt mit meinen Augenlieder zu suchen, ist das beim Baader Zoom, mit seinen 16mm Augenabstand, zum Glück nicht so. Das ist gerade in den kleineren Brennweiten sehr angenehm beim Beobachten. Plötzlich auftretende Abschattungen, der sogenannte Kidney Bean-Effekt, blieb aus.

Das aktuelle Modell hört auf den Namen Mark IV* und geht für knapp 280€ über die Ladentheke (Amazon). Bei allen bisher erschienenen Varianten, meines gehört übrigens zur ersten Modellvariante, bietet das Zoomokular folgende Brennweiten und Gesichtsfelder:

  • 8mm 68°
  • 12mm 63°
  • 16mm 58°
  • 20mm 53°
  • 24mm 48°

Probleme könnte es hingegen bei dem Gesichtsfeld in der geringsten Vergrößerungsstufe (höchste Brennweite) geben. Selbst mir als Schmidt-Cassegrain Besitzer, dessen Teleskop Brennweite jenseits der 3 Meter liegt, sind die 48° einfach zu eingeengt. Was natürlich auch an dem direkten Vergleich mit den anderen Zoom-Stufen liegen könnte! Denn nichts ist einfacher als das zu vergleichen. Während das Auge am Okular kleben bleibt, zoomst man nahtlos in das Objekt. Dabei fällt natürlich auf das bei der entgegengesetzten Richtung, also beim herauszoomen, dass Sichtfeld immer kleiner wird.
Mit Hilfe des „Teleskop-Simulators“ von Stelvision habe ich versucht diesen Effekt zu simulieren. Allerdings sollte man bedenken das unter realen Bedingungen der Effekt nicht ganz so deutlich auffällt wie in der Simulation.

Ich selber benutze das Baader Zoomokular ausschließlich für die Planeten Beobachtung und in seltenen Fällen auch für die Detailbeobachtungen bei Nebeln und Galaxien. Hierbei kommt es weniger auf das Gesichtsfeld als eher auf die Schärfe an. Bislang bin ich wirklich überzeugt vom Baader Zoom-Okular, man bekommt ein ordentlich Stück Hardware für den Preis und ich möchte dieses „Reiseokular“ auch in meiner Sternwarte nicht mehr missen wollen.

CS, Dimi


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