Es geht in die zweite Runde: Luftfeuchtigkeit und Kondenswasser in der Dorfkuppel

Mein ursprünglicher Plan mit Hilfe der Innenholzverkleidung und einem Kondensvlies der überwiegend im Herbst stattfindenden Luftfeuchtigkeit Herr zu werden, ging nicht ganz so auf wie ich es erhofft habe. Es war zwar kein totaler Fehlschlag, eher eine Bruchlandung mit nur einem Fahrwerk, dafür ohne Schwerverletzte.

Die Verkleidung und das Vlies haben es fraglos geschafft die Feuchtigkeit gut einzugrenzen. Von oben tropft seither nichts herunter und auch insgesamt hat sich die Luftfeuchtigkeit mit der Holzverkleidung etwas ausbalanciert. Es wurde jedenfalls angenehmer und behaglicher in der neuen Holz-Kuppel als es noch in der nackten GFK-Kuppel war. Als Vergleich mal ein Vorher Nachher Foto, also ich weiß wo ich lieber Sterne schaue 😁.

Damals (04.2021)
Jetzt (06.2022)

Leider ist an sehr ungünstigen Tagen das Teleskop dennoch klatschnass. Also so richtig Nass, als ob die Sternwarte kein Dach hätte.

Man kann die Tage zwar an einer Hand abzählen, aber angenehm ist dieser Anblick dennoch nicht. Selbst wenn mir noch so viele Sternwartenbesitzer erzählen das die Teleskope sowas wegstecken können.
Zu den 3 bis 5 massiv nassen Tagen gesellen sich noch etwa 10 bis 15 Tage dazu, an denen das Teleskop etwas angefeuchtet ist. Mit meiner nächsten Antikondenswasser Maßnahme möchte ich die etwas feuchten Tage verhindern und die wirklich nassen Tage ein klein wenig entschärfen. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, denn neben dem Anschaffungspreis und den Folgekosten ist das Platzangebot in der Dorfkuppel ja auch recht begrenzt.

Sternwarte beheizen

Eine Heizung mit einem Feuchtigkeitssensor könnte mein Problem tatsächlich dauerhaft und Platzsparend lösen. Die knapp 6,3 Kubikmeter der „Pulsar 2.2*“ ließen sich so immer knapp über den Taupunkt halten, Taupunktschalter gäbe es ja zu genüge. Allerdings ist der Wärmeverlust einer GFK-Kuppel immens und würde eine Dämmung nach sich ziehen. Und selbst dann wüsste ich nicht wie hoch die Nebenkosten sind.

Sternwarte elektrisch entfeuchten (Kondensationsentfeuchter)

Neben heizen ist natürlich das elektrische Entfeuchten mittels Luftentfeuchter eine weitere Möglichkeit um die Sternwarte trocken zu halten. Ich hatte schriftlichen Kontakt mit ein paar Sternwarten Besitzer, welche so ihren Eigenbau günstig trocken hielten. Allerdings war kein GFK-Kuppel Besitzer dabei. Alles umgebaute Holzschuppen oder Holz Eigenbauten. Was natürlich auch eine Rolle spielen könnte.
Die aktuellen Kondensationsentfeuchter schalten sich bei Bedarf automatisch ein und verbrauchen mit knapp 20W bis 30W nicht wirklich viel und die Folgekosten dürften deutlich günstiger ausfallen als mit dem heizen.
Eine kurze zeitlang habe ich mit dem Gedanken gespielt mir den „Raumentfeuchter von LONOVE*“ für ein paar Euro zu kaufen. Allerdings haben Kondensationsentfeuchter ein kleines Manko, sie arbeiten am effektivsten bei einer Umgebungstemperatur +15℃ bis +40℃. Das heisst unterhalb 15 Grad Celsius fällt die Leistung schnell ab oder kommt ganz zum erliegen.

Sternwarte elektrisch entfeuchten (Adsorptionstrockner)

Die bessere aber auch bedeutend teurere Lösung sind sogenannte Adsorptionstrockner (Adsorptionstrockner bei Amazon*). Im Gegensatz zu den herkömmlichen Kondensationsentfeuchter arbeiten diese auch bei Temperaturen von +5° und darunter, sind aber um einiges Leistungshungriger und auch größer. Selbst die Kompakteren Modelle wie das „Meaco Portabler DD8L Junior*“ kosten nicht nur fast das 8-fache, sondern verbrauchen auch fast das 8-fache! Nebenbei sind die Kompakten dieser Geräteklasse auch um einiges größer als herkömmliche Kondensationsentfeuchter und Platz ist ein wertvolles Gut in meiner Sternwarte.

Der Luftentfeuchter des kleinen Mannes (Granulatentfeuchter)

Es gibt da ja auch noch die „Öko-alternativen“ die völlig passiv arbeiten. Die günstigen Granulatentfeuchter haben den Vorteil das sie auch bei niedrigen Temperaturen bis hin zu Minusgraden funktionieren sollen.

Von den Granulatentfeuchter gibt es wiederum zwei Varianten. Eine mit Einweg Trockenmittel meist auf Basis von Salzen und zum anderen wiederverwendbare die mit Kristallen aus Silikate arbeiten. Ich bin jetzt kein Chemiker, also schlagt mich bitte nicht wenn ich was Falsch interpretiert habe. Gekauft habe ich mir eh beide und zuerst das günstigere Einweg-Ding.

Der einmal Raumentfeuchter

Den ersten Test wagte ich mit einem echt günstigen und gut bewerteten Viererset Namens „Ultra Fresh Luftentfeuchter*“. Von diesem habe ich einen Behälter in die Gabel unterhalb des Teleskops gestellt und eines am Boden in die Ecke(!). Ja ich weiß das eine runde Sternwarte keine Ecke hat, aber wie würdet ihr eine wenig störende Stelle im einem runden Raum nennen?
Nach ein paar feuchten Nächten, oder besser gesagt Morgen, sammelte sich auch schon Kondenswasser im Behälter unterhalb der Trockenmittelbeutel. Dummerweise sind diese Behälter sehr labil, also die einzelnen Bauteile liegen quasi nur aufeinander. Und so passierte was passieren musste! Eines Nachts stieß ich an dem in der Ecke(!) stehenden Luftentfeuchter, welcher natürlich gleich umfiel und sein Kondens-Salzwassergemisch auf dem Teppich meiner Sternwarte verteilte. Eine komische Brühe, welche sich auch nur schwer aus den Fasern des Outdoor-Teppichs schrubben ließ.
Nachdem mir das gleiche nochmals eine Woche später passiert war, landete das gute Ding im hohen Bogen im Müll. Ich bin halt ein bisschen hitzköpfig 😂.

Der wiederverwendbar Raumentfeuchter

Also wurde ein etwas teurerer aber wiederverwendbarer Luftentfeuchter* gekauft. Dabei wird die Luft mit Hilfe von Kieselgelkristallen „entwässert“ und im Granulat selber gespeichert. Wenn hier was umfällt passiert nix! Genau das richtige für so einen Schussel wie mich.

Im Deckel des Zylinders befinden sich sogenannte Kontrollperlen, welche sich je nach Zustand des Hauptmaterials farblich ändern. Orange bedeutet das die Kieselgelkristallen bereit sind Flüssigkeit aufzunehmen, braun heisst das die Kieselgelkristalle gesättigt sind und regeneriert werden müssen.

Sind die Kristalle gesättigt, also braun, können diese mit dem mitgelieferten Heizer regeneriert werden. Das regenerieren dauert etwa 2 Stunden und sollte natürlich außerhalb der Sternwarte stattfinden.

Ich habe mir zwei dieser Luftentfeuchter gekauft. Einer befindet sich neben meinen Okularen im Anbau…

…und der andere unterhalb des Teleskops. Wobei ich das Teleskop bei Nichtnutzung zusätzlich mit einem Tuch abdecke.

Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung ob das Abdecken des Teleskops mit einen Baumwolltuch wirklich etwas bringt. Ich mache es weil ich davon ausgehe das sich damit das zu entfeuchtende Volumen verkleinert. Ob das wirklich etwas bringt weiß ich nicht. Persönlich würde ich lieber auf das Tuch verzichten.

Die Handcontroller trocken halten

Meine beiden Handcontroller für die Teleskopsteuerung und der Fokussierung hängen mittels einer Magnethalterung* bei mir an der Wand, gleich in der Nähe des Notebooks. Die Verbindungskabel habe ich dafür extrem verlängern müssen. Knapp 7 Meter trennen jetzt die Controller vom Teleskop. Probleme hatte ich deshalb aber noch nicht, dafür ist der Komfort deutlich gestiegen.

Um die empfindlichen Controller vor Feuchtigkeit zu schützen, habe ich mir die kleinen „Amazy Silica Gel Beutel inkl. Jutebeutel*“ bestellt. Dieser hängt jetzt einfach zwischen den beiden Controllern und auch diese werden bei Nichtnutzung mit einem Tuch abgedeckt.

Weitere technische Geräte, wie zum Beispiel das Notebook, werden bei Nichtbenutzung in die Wohnung gebracht.
Die Okulare lasse ich in der Sternwarte neben dem Luftentfeuchter. Allerdings habe ich schon über eine Okularheizung nachgedacht, denn die Dinger sind echt A….kalt und beschlagen in der kalten Jahreszeit sofort bei Körperkontakt.

Aktuelle Lage

Aktuell sieht es so aus das ich den Sommer über die Kieselgelkristalle einmal alle zwei Wochen getrocknet habe, wobei hier die Kontrollperlen noch nicht einmal wirklich braun waren. Feuchtigkeitsprobleme gab es weder am Teleskop noch bei den Okularen.
Aktuell (Ende September 2022) ist es schon sehr feucht und Nachts relativ Kalt und Tagsüber wird die Luft relativ warm. Perfekte Bedingungen für Kondenswasser. Bisher sind das Teleskop und auch die Okulare furztrocken.

Zur exakt gleichen Zeit habe ich auch ein Foto von meiner Betonsäule gemacht und war mehr als überrascht das diese ganz ordentlich geschwitzt hat. Es scheint so als ob das zusätzliche Abdecken des Teleskops etwas bringen würde.

Gespannt bin ich auf den Spätherbst und wie sich die Dinge so entwickeln. Ich denke aber das es nicht viel feuchter werden wird, denn der September hat es schon in sich – echt gruselig. So oder so bin ich ganz zufrieden, außer das ich beinahe täglich nach den Kieselgelkristallen schauen und beinahe alle zwei bis drei Tage regenerieren muss.

Vielleicht wäre die Kombination aus günstigen Kondensationsentfeuchter und den Granulatentfeuchter noch eine Überlegung wert. Es könnte ja sein das sich dadurch die Standzeit des Granulatentfeuchters verlängert?.


Meaco DD8L Junior Anti-Kondensations-Luftentfeuchter, 8 L, 650 W, Weiß
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