Mein Einstieg in Siril – Endlich auch mit wenig Sternen stacken

Mit meinem Azimut Schmidt-Cassegrain, 3560mm Brennweite und der unmodifizierten Canon EOS 1100D, steht die Astrofotografie bei mir unter keinem guten Stern. Dennoch findet man teils atemberaubende Astrofotos, die mit sehr ähnlicher Ausrüstung gemacht wurden. Dieses Level der Astrofotografie ist zwar (noch) nicht mein Ziel, aber es scheint ja irgendwie möglich zu sein und für meine genügsamen Zwecke sollte es doch zumindest ansatzweise funktionieren.

In der Astrofotografie gibt es zwei Faktoren die maßgeblich für ein brauchbares Ergebnis verantwortlich sind. Ein dunkler Himmel und eine lange Belichtungszeit. Gegen ersteres kann ich als Sternwartenbesitzer nicht viel tun, gegen letzteres hingegen lässt sich etwas bewerkstelligen. Zumindest solange das Wetter mitmacht.

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Lange Einzelbelichtung sind dank meiner azimutalen Montierung leider nicht möglich. Ich muss also auf viele kurzbelichtete Aufnahmen zurückgreifen. Montierungsbedingt sind Einzelbelichtungen von 5 bis etwa 10 Sekunden kein Problem, ab 10 Sekunden sind Ausschüsse schon häufiger und das steigert sich natürlich mit jeder weiteren Sekunde Belichtungszeit.

Kurzbelichtete Aufnahmen haben aber das Problem nur wenige Sterne zu zeigen. Für die Funktionalität des DeepSkyStacker sind aber eine Vielzahl an Sterne Voraussetzung. Meine bisherigen kurzbelichteten Objekte machten mir schon einige Schwierigkeiten, aber meist konnte ich das Problem umgehen, indem ich den Schwellenwert für die Sternerkennung auf ein Minimum heruntergedreht habe. Bei meinem letzten Objekt war das leider nicht mehr möglich.

Das Seeing an diesem Abend war dank des tagsüber festsitzenden Hochnebels grausam und da der Wetterbericht für die nächsten Tage keinen klaren Himmel mehr vorhersagte, wurde Messier 82 eher aus der Frust heraus und ohne große Ambitionen fotografiert. Auf dem Rohbild sind dank der 6s Belichtung kaum Sterne zu erkennen, im stark gestretchten Zustand kamen wenigsten ein paar wenige zum Vorschein.

Insgesamt wurden knapp 300 Einzelbilder gemacht, was in der Summe eine Gesamtbelichtungszeit von mageren 30 Minuten bedeutet.

Problem zu wenig Sterne

Erwartungsgemäß konnte der DeepSkyStacker mit meinen Fotos nichts anfangen. Selbst das herunterdrehen des Schwellenwerts, samt abschalten des Medianfilters, brachte für die Sternerkennung keinen Erfolg.

Vielleicht ist es Zeit um nach Alternativen zu suchen. Es wird ja nicht besser werden und das Problem mit der Sternerkennung lag mir schon lange schwer im Magen. Sucht man nach Alternativen, landet man meist bei Fitswork oder Siril. Fitswork bekam sein letztes großes Update irgendwann 2014, wenn ich mich nicht täusche, Siril hingegen scheint mir recht neu zu sein, also fiel meine Wahl auf Siril.

Wenig intuitiv: Stacking mit Skripten

Nachdem ich Siril geladen und installiert hatte, wurden auch die im Internet hochgepriesenen Stacking-Skripte heruntergeladen. Eines der Skripte, namentlich „OSC_Preprocessing_WithoutDBF„, soll das Stacking von Lights beinahe vollautomatisch durchführen können. Also so, wie ich es mit dem DeepSkyStacker gewohnt war, dachte ich. Etwas merkwürdiger war es dann doch, denn ich musste vorher noch im Hauptordner einen Unterordner mit den Namen „lights“ anlegen. In diesem musste ich dann auch noch die Astrofotos hineinkopieren. Also alles andere als intuitiv!
Vermutlich hat das aber was mit den Skripten zu tun. Skripts sind, soweit ich das beurteilen kann, nur Kurzbefehle die nacheinander abgearbeitet werden. Das Anlegen von Verzeichnissen scheint daher nicht Teil des Funktionsumfangs zu sein.

Nachdem ich also meine Fotos in den neu angelegten Ordner „lights“ kopiert hatte, wechselte ich im Reiter auf Skripte und wählte „OSC_Preprocessing_WithoutDBF“ aus.

Siril begann auch sofort mit der Arbeit, ohne das weitere Parameter eingegeben werden konnten oder mussten. Es wäre auch zu schön gewesen, hätte Siril einfach nur das fertige Bild gezeigt. Stattdessen kam aber die Fehlermeldung „Skript Ausführung fehlgeschlagen“ und “ „Kann Sterne nicht zur Deckung bringen“.

Auch Siril hatte in der Skript basierenden Aktion Probleme genügend Sterne zu finden, demnach war es nix mit Automatisierung. Jetzt heißt es wohl selber Hand anlegen und mich etwas näher mit der Software und dessen Stacking zu beschäftigen. Sowas gefällt mir eigentlich gar nicht.

Handarbeit in Siril

Kurzinfo:
Im Vorfeld möchte ich erwähnen das ich kein ambitionierter Astrofotograf bin und obwohl ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin, kann mein Weg dorthin völlig falsch sein.
Für mich war es in erster Linie nur wichtig irgendwie zu einem Stackingergebnis zu gelangen, um so meine Aufnahmen nicht in die Tonne treten zu müssen.

Nachdem ich also ein paar Foreneinträge durchwühlt und ein paar Videos angeschaut hatte, verflog auch meine anfängliche Verwirrung über das arbeiten mit den sogenannten Sequenzen in Siril. Soweit ich das beurteilen konnte, speichert Siril jeden gemachten Schritt als Sequenz ab. So ist es möglich immer wieder auf einzelne Schritte zurückzugreifen ohne neu starten zu müssen.

RAW Bilder umwandeln

Mein erster Schritt bestand darin die RAW Bilder meiner Canon EOS 1100D (CR2) in ein für Siril brauchbares Format (FITS) umzuwandeln.
Dazu wechselte ich auf den Reiter „Umrechnung“ (1) und wählte über das „+“ Symbol (2) meine Astrofotos aus. Anschließend musste ich einen Hacken bei „Debayern“ (3) setzten. Ansonsten würde Siril aus meinen RAW Farbfotos, schwarz-weiß FITS machen.
Zu guter Letzt gab ich der Sequenz noch einen Namen (4) und klickte auf „Umwandeln“ (5).

Siril wechselt daraufhin in den Reiter „Konsole“ in der jeder einzelne Arbeitsschritt als Text heruntergerattert wurde. Nach ein paar Minuten war Siril auch schon fertig.

Ich wechselte in den Reiter „Sequenz“ und siehe da, Siril hat den Arbeitsschritt „Umwandeln“ als eigene Sequenz mit dem Namen „M82_.seq“ abgespeichert.

Nachdem nun die Bilder im richtigen Format waren, ging es ans ausrichten der einzelnen Bilder.

Bilder registrieren (ausrichten)

Bilder registrieren, beziehungsweise auszurichten, ist die Hauptaufgabe beim stacken. Für diese Maßnahme benötigt das Programm ein oder mehrere Sterne als Ankerpunkte. Dafür musste ich in den Reiter „Registrierung“ wechseln.

Das schöne an Siril ist die deutsche Übersetzung. Verweile ich mit der Maus über einen der Auswahlpunkt, in dem Fall „Registrierungsmethode„, poppt nach einer Weile ein Beschreibungsfenster auf.

Ich entschied mich für die „2 oder 3 Stern-Registrierung“ (1) und da dass Vorschaubild auf der linken Seite noch sehr dunkel war, wechselte ich in den „Auto-Stretch“ Modus (2). Anschließend wurde im Vorschaufenster das Bild stark aufgehellt und einzelne Sterne kamen zum Vorschein.

Ich wechselte in den Grünkanal (1) und zog mit der Maus einen kleinen Rahmen um den ersten Stern meiner Wahl (2).
Mit Klick auf „1. Stern auswählen“ (3) fing Siril an alle Bilder nach diesem Stern zu durchmustern.

Anscheinend war Siril mit meiner Wahl des Sterns zufrieden, denn der Stern selber wurde orange umkreist und im rechten Fenster sprang der rote Punkt bei „Stern #1“ auf grün um.

Als nächstes wählte ich einen zweiten Stern aus, rahmt diesen auch ein und klickte auf „2. Stern auswählen„. Auch dieser wurde von Siril akzeptiert und ich hätte schon jetzt mit dem Registrieren anfangen können.

Allerdings entschied ich mich dafür noch einen dritten Stern auszuwählen und klickte erst dann auf „Führe Registrierung aus„.

Wie nicht anders zu erwarten wechselt Siril wieder in den Reiter „Konsole“ und begann mit dem Ausrichten der einzelnen Bilder.
Nach kurzer Zeit waren alle Bilder ausgerichtet und eines davon erschien im rechten Vorschaufenster. Ob es sich hierbei um ein Referenzbild oder einfach nur um ein willkürliches Bild handelt, konnte ich nicht herausfinden.

Was aber sofort auffiel, war die Auswirkung meiner azimutale Montierung. Durch die dadurch entstandene Bildfeldrotation, musste jedes Bild wieder ein Stückchen zurückgedreht werden.

Klicke ich in Siril unten auf das Bilderliste Symbol (1), öffnet sich ein kleines Fenster (2) in dem ich jede einzelne Aufnahme ausgewählt werden kann. Klickt man sich durch ein paar Aufnahmen hindurch, erkennt man sofort das sich jedes Bild etwas weiter dreht. Das Objekt und die Sterne selber, bleiben aber an Ort und Stelle.

Ich wechselte abermals in den Reiter „Sequenz“ und erkannte das Siril eine weitere Sequenzen angelegt hatte. Zur vorangegangenen „M82_.seq“ Sequenz (Bilder umwandeln), kam die „r_M82_.seq“ Sequenz hinzu. Das vorangestellte „r“ steht anscheinend für Registrierung oder registriert.

Bilder Stacken (überlagern)

Ich blieb natürlich in der neuen „r_M82_.seq“ Sequenz und wechselte in den Reiter „Stacking„.

Dort angekommen musste ich eine Stacking Methode wählen, auch hier hilft einem die Beschreibung beim verweilen mit der Maus. Ich entschied mich für „Durchschnittswert-Stacking mit Ausschuss“ und „Additiv mit Skalierung„, möchte aber daraufhin weißen, dass ich wirklich keine Ahnung habe was ich da tue. Es schien mir anhand der Beschreibung einfach an sinnigsten.

Wie auch immer man sich entscheiden mag, mit einem Klick auf „Starte Stacking“ wird das Stacking gestartet und Siril wechselt wieder in den Reiter „Konsole“.
Nach kurzer Zeit war Siril auch damit fertig und zeigte mir das fertige Bild im Vorschaufenster an.

Für die weitere Bildverarbeitung

Siril selber ist kein Bildbearbeitungsprogramm, kann aber das Bild weitestgehend dafür vorbereiten. Dazu wechselte ich diesmal in den Rotkanal (1), da dieser meiner Meinung nach am besten die Stacking Überreste anzeigt.
Dank der Bildfelddrehung war vom eigentliche Astrofoto nur etwa 2/3 zu gebrauchen. Ich musste also einen großzügigen Rahmen (2) ziehen und mit einem Rechtsklick „Zuschnitt“ (3) auswählen.

Das Bild erschien nun fertig zugeschnitten im Vorschaufenster. Als ich dann auf den „RGB-Kanal“ wechselte, besaß mein Bild einen deutlichen Rotstich. Wieso das so war, weiß ich ehrlichgesagt nicht. Ein Blick in die Einstellungen verriet mir das die „Bayermatrix“ der Kamera mit „RGGB“ eigentlich richtig eingestellt sein müsste.

Egal, so oder so kommt es beinahe immer zu irgendeinem Farbstich und meinen wollte ich unbedingt loswerden. Hierfür wechselte ich wieder in einen der Einzel-Farbkanäle (1), klickte dann auf „Bildbearbeitung“ (2) und wählte im Auswahlfenster „Hintergrund-Extraktion“ aus.

Es öffnete sich ein weiteres Fenster in dem ich „Generiere“ (3) wählte. Anschließend wurden links im Vorschaufenster kleine Quadrate eingezeichnet, dabei ist es wichtig das nur der Hintergrund mit diesen Quadraten durchzogen ist. Das eigentliche Objekt (4) sollte von Quadraten frei sein.
Mit der linken Maustaste könnte man weitere Quadrate hinzufügen und mit der rechten Maustaste wieder entfernen.

Anschließend klick ich auf „Berechne Hintergrund-Gradient“ und das Bild war anschließend vom Farbstich befreit.

Der Farbstich ist zwar entfernt, aber das Vorschaubild selber noch viel zu sehr gestreckt. Um wieder in die „Normalansicht“ zu gelangen, wechselte ich unten die Ansicht von „Auto-Stretch“ zu „Linear“ (Pfeil).

Das Bild ist jetzt wieder überwiegend schwarz, was völlig normal ist. Das bisherige Vorschaubild war ja nur für die Bearbeitung gestreckt. Ich musste also manuell das Bild soweit stretchen, bis es für die Weiterbearbeitung tauglich war.
Hierfür blieb ich im „RGB-Kanal“ (1), klickte auf „Bildbearbeitung“ (2) und wählte dort „Asinh Transformation“ aus.
Ich zog dann so lange am Streckfaktor, bis das Objekt gut zu erkennen war. Anschließend übernahm ich die Einstellung mit klick auf „Anwenden“ (3).

Ich für meinen Teil war soweit zufrieden und speicherte das Bild ab. Dazu musste ich das „Speichern unter Symbol“ (1) anklicken. Hier suchte ich mir noch einen Namen für das Bild aus und speicherte das ganze als TIFF (2) ab.

Das fertige und noch unbearbeitete Bild sah dann so aus.

Natürlich hätte ich in Siril noch etwas weiter herumspielen können, vor allem mit der „Farbkalibrierung“ und der „Histogramm Formation“ ließe sich noch einiges machen. Da es aber „nur“ eine knapp 30 minütige Testaufnahme war, würde nicht viel mehr dabei herauskommen – denke ich.

Für die Bildbearbeitung selber benutzte ich GIMP, wobei ich blutiger Anfänger bin und noch viel üben sollte. Zufrieden bin ich aber dennoch. Ursprünglich ging ich ja davon aus das ich meine Aufnahmen in die Tonnen treten könne und das nachfolgende Bild ist auf jedem Fall besser als kein Bild 😉.

Beflügelt vom M82 Erfolg, wagte ich mich nochmals über meine total verhunzten Kometenaufnahme(Link). Zwar konnte ich von den knapp 200 Aufnahmen nur einen sehr kleinen Teil verwenden, aber das Ergebnis ist besser als nichts vom Kometen zu haben.

Fazit

Welches Fazit kann ich als Anfänger geben? Zumal mit Sicherheit einige Fehler in meiner Arbeitsweise vorhanden sind. Auf jeden Fall bin ich froh eine Möglichkeit gefunden zu haben, auch meine kurzbelichteten und mit engem Sichtfeld gemachten Fotos stacken zu können. Vielleicht mache ich mir mal die Mühe ein Objekt mehrere Stunden zu belichten, aber es fehlt halt noch einiges um GIMP richtig bedienen zu können.
Apropos bedienen! Gerne dürfen Verbesserungen und/oder Anmerkungen in den Kommentaren gepostet werden. Ich bin um jede Erkenntnis in Siril dankbar.

CS, Dimi

4 Gedanken zu „Mein Einstieg in Siril – Endlich auch mit wenig Sternen stacken“

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