Mond – „Du schon wieder!“ Was tun wenn der Störenfried in die Quere kommt?

Man kennt es ja! Kaum reist nach einer gefühlten Ewigkeit die Wolkendecke auf, ist er auch schon da! Die Rede ist natürlich vom Mond, der sofort zur Stelle ist und einem die Nacht versaut.

Was macht man an so einem Abend? Zusammenpacken und Fernseh schauen oder eine langweilige Mondtour unternehmen? Ich entschied mich für die langweilige Besichtigung des zu 2/3 ausgeleuchteten Monds.
Zum Einsatz kamen dabei die ZWO ASI 462MC Color * und das vierzehn Zoll Meade LX200 3550/355* Teleskop. Die Detailaufnahmen decken grob eine Fläche von 550 x 320 Kilometer ab.

Blick aus der Sternwarte

Wie gesagt war das Wetter, und damit einhergehend das Seeing, eher mau. Daher entschied ich mich für die Aufnahmen den IR-Pass Filter zu nehmen. Was natürlich zur Folge hatte, dass die Fotos in schwarz/weiß sind. Was am Mond aber eh nicht weiter stört.
Leider musste ich auch noch für die Übersicht, also der totalen des Mondes, ein altes Bild hernehmen. Am Ende meiner Detailaufnahmen, und kurz vorm Wechsel zur DSLR, zogen Wolken auf und machten den Himmel dicht. Daher musste ich auf ein älteres Foto zurückgreifen und hier war die Phase des Mondes schon etwas weiter als in dieser Nacht. Also wundert euch nicht, dass der Terminator im Übersichtsbild nicht mit den Detailaufnahmen übereinstimmt.

Übersicht der besuchten Orte

Natürlich habe ich mir im Vorfeld keinerlei Gedanken über eine Mondtour gemacht und so musste ich mich sehr kurzfristig für ein paar Sehenswürdigkeiten entscheiden.

Besucht wurden natürlich ein paar Apollo Landeplätze und ein paar willkürliche Gegenden am Terminator, der Tag-Nacht Grenze auf dem Mond.

  • Apollo 11
  • Apollo 15
  • Apollo 16
  • Apollo 17
  • Krater Eratosthenes
  • Krater Parry
  • Krater Tycho
  • Krater Clavius

Zum Auffinden der Apollo Landeplätzen benutzte ich die „Moon Globe“ App.

Apollo 11

Anfangen möchte ich mit dem wohl berühmtesten und vermutlich umstrittensten Ort auf dem Mond, dem Landeplatz der Apollo 11 Mondlandefähre Eagle im Meer der Ruhe (Mare Tranquillitatis).
Leider befand sich zum Aufnahmezeitpunkt das „Meer der Ruhe“ weit vom Terminator entfernt. Dadurch sind kaum Schattenwürfe vorhanden und die Tiefenwirkung dürftig. Dennoch bin ich ganz zufrieden mit der Aufnahme.

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Es waren „Neal Armstrong“ und „Edwin „Buzz“ Aldrin“ die als erstes ihren Fuß auf den Mond setzen durften . Michael Collins hingegen musste im Orbiter Columbia zurückbleiben.
Kleine Randnotiz: Der Spitzname „Buzz“ stammt von der Kurzform „Buzzer“ und Buzzer kam von seiner kleinen Schwester, die das Wort „Brother“ einfach nicht auszusprechen konnte.

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Die Einschlagskrater „Ritter“ und „Sabine“ besitzen einen Durchmesser von etwa 30 Kilometer. An Sabines linken Kraterrand, auf etwa 9 Uhr 30, ist ein schwacher schwarzer Fleck zu erkennen. Hierbei müsste es sich um den Krater „Sabine A“ handeln, welcher einen Durchmesser von nur 4 Kilometer besitzt.
Die Krater „Ritter B“ und „Ritter C“ besitzen hingegen einen Durchmesser von knapp 13 beziehungsweise 14 Kilometer.

Beim kleinere Einschlagkrater „Dionysius“ (18km Durchmesser) kann man sogar ein Strahlensystem erkennen, dessen Ausdehnung knapp 130 Kilometer erreicht.

Apollo 15

Der Landeplatz der Apollo 15 Mission (Stern) lag am Rand vom „Meer des Regens“ (Mare Imbrium). Im Gegensatz zum „Meer der Ruhe“ (Apollo 11), lag zum Aufnahmezeitpunkt das „Meer des Regens“ recht nah am Terminator. Die Strukturen sind daher deutlich ausgeprägter und detailreicher.

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Die Apollo 15 Mission war die erste Mission mit verlängertem Mondaufenthalt (2 Tage und 17 Stunden) und auch die erste Mission mit einem Mondauto, dem Lunar Roving Vehicle.

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Am auffälligsten in der Gegend ist natürlich der Einschlagskrater „Archimedes“ mit 81 Kilometer Durchmesser und 1,6 Kilometer Tiefe. Das darunter liegende Gebirge „Montes Archimedes“ sah mit seinen 2 Kilometer hohen Bergen aber nicht minder beeindruckend aus.
Im Kraterinneren von Archimedes, welcher ohne zentralen Berg auskommen muss, erkannte man helle Streifen. Bei diesen Streifen handelt es sich vermutlich um Strahlenmaterial vom danebenliegenden Krater „Autolycus„, der bei seinem entstehen Material auf den Kraterboden von Archimedes verteilte.

Das „Mons Hadley“ Bergmassiv besitzt Berge mit bis zu 4,6 Kilometer Höhe. Die links danebenliegende und bis zu 270 Meter tiefe „Hadley-Rille“ reicht vom unteren Bergansatz bis zum oberen. An dieser Rille „parkte“ auch die Apollo 15 Mission.

Der darüberliegend „Montes Caucasus“ zeigte einen schroffen Gebirgszug mit Berge die bis zu 6 Kilometer in Weltraum ragen. Den Namen vergab der deutsche Astronomen Johann Heinrich von Mädler.

Apollo 16

Der Landeplatz der Apollo 16 Mission lag im lunaren Hochland. Ziel war die Descartes- und Cayley-Formation, ein Hochplateau in der Nähe des Kraters Descartes.
Leider lag auch der Apollo 16 Landeplatz ähnlich weit von der Tag-Nacht Grenze entfernt wie Apollo 11. Dennoch wirkte die Oberfläche hier plastischer und strukturierter.

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Auch in der Apollo 16 Mission kam das berühmte Mondauto zum Einsatz und legte mit „John Watts Young“ und „Charles Duke“ eine Strecke von 26,7 km zurück. „Ken Mattingly“ verblieb indessen einsam und alleine im Orbiter.

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Der Rand des Einschlagskrater „Descartes“ ist schon sehr stark erodiert und im nördlichen Teil nicht mehr vorhanden. Fast noch innerhalb des Einschlagskraters Descartes, war der Krater „Descartes A„, mit einem Durchmesser von 14 Kilometer, zu erkennen. Für mich viel beeindruckender war aber die Tatsache das man „Descartes C„, mit einem Durchmesser von nur 4 Kilometer, auch noch erkennen konnte.

An den Hängen des Krates „Abulfeda„, etwa auf 2 Uhr, erkannte man eine Kraterketten aus einer Reihe an kleineren Einschlagskratern. Abulfeda ist mit 65 Kilometer ein relativ großer Einschlagskrater.

Im Kraterinneren von „Kant“ kann man gut die unregelmäßige Oberflächenstruktur und seine zentrale Erhebung erkennen. Die rechts daneben befindliche Erhebung Namens „Mons Penck„, besitzt trotz ihres relativ kleinen Durchmesser von 40 Kilometer, Gipfeln mit bis zu 4 Kilometer Höhe.

Theophilus“ ist rechts noch teilweise zu erkennen. Seine Wände ragen bis zu 6 Kilometer in die Höhe und in der Mitte konnte man gleich eine Gruppe von Zentralbergen erkennen. Der Durchmesser des Kraters beträgt 105 Kilometer und eine ganze Zeitlang hielt man ihn sogar für einen Vulkan.

Apollo 17

Apollo 17 war nicht nur der letzte Flug des Apollo-Programms, sondern bis heute auch der letzte bemannte Flug zum Mond. Ziel war ein Platz am Rand der „Meer der Heiterkeit“ (Mare Serenitatis).
Zum Aufnahmezeitpunkt war Apollo 17 der weitest entfernteste Punkt von der Tag-Nacht Grenze (Terminator). Das Foto sieht daher sehr eindimensional und wenig imposant aus.

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Während des Flugs der Apollo 17 Mission, kam es zu der Beobachtung der sogenannten „Lichtblitze“. Diese traten in einem Intervall von 2 Blitzen pro Minute auf. Auf der Mondoberfläche waren diese nicht mehr vorhanden.
Die Astronauten „Eugene Cernan“ und „Harrison Schmitt“ ließen „Ronald Ellwin Evans“ im Kommandomodul zurück.

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Ich vermute mal das der Krater „Plinius“ ein paar Tage früher ein interessantes Objekt gewesen wäre, aber so weit weg vom Terminator Rand war von seiner ausgeprägte Terrassierung nur wenig zu erkennen.

Nicht viel anders sah es beim kreisrunde Krater „Dawes“ aus. Seine leichte Erhebung im Zentrum ging völlig unter. Spannend wäre auch zu wissen, ob man die gleich rechts anschließende Mondrille „Rima Dawes“ zu einem früheren Zeitpunkt hätte sehen können.

Leicht unterhalb des Apollo 17 Landeplatzes (Sternchen), erkannte man den Berg „Mons Vitruvius„. Dieser erhebt sich bis zu 2,3 Kilometer in die Höhe.

Krater Erastosthenes (Copernicus)

Nachdem ich die Apollo Landeplätze hinter mir hatte, wanderte ich willkürlich an der Tag-Nacht Grenze entlang. Beim Krater Erastosthenes blieb ich als erstes hängen.

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Der Krater „Erastosthenes“ war ein sehr auffällig Krater, mit deutlich erkennbaren Terrassen an seinen Innenwänden. Gut erkennbar waren auch sein drei Zentralberge und der relativ unebene Kraterboden. Erastosthenes entstand irgendwann in der eratosthenische Periode, ein Mondepoche die vor 3,15 Milliarden Jahren begann und vor etwa 1,0 Mrd. Jahren endete.

Beinahe genauso Eindrucksvoll wie Erastosthenes war auch das „Montes Apenninus“ Gebirge. Das Gebirge besitzt Gipfel die über 5000 Meter in den Weltraum ragen und von kleinen Einschlagskratern übersäht sind.

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Der mit 64 Kilometer im Durchmesser messende Geisterkrater „Stadius“, ist mit seinem etwa 100 Meter hohen Ring nur nahe am Terminator sichtbar. Stadius ist schon sehr alt, sodass er von den „Meeren“ noch mit basaltischer Lava überflutet wurde. Aus diesem Grund waren auch sehr viele kleine Krater im Inneren zu erkennen.

Kleinere Krater konnte ich einige erkennen. Die kleinsten besaßen eine Größe von nur 2 Kilometer. Was wäre da nur mit optimalen Seeing möglich gewesen.

Krater Parry

Es ging dann ein Stücken weiter nach unten, wo ich dann an einer senkrechte Kette aus drei oder vier unterschiedlichen Kratern hängen geblieben bin.

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Der oberste und deutlichste war „Parry“ mit einem Durchmesser von knapp 45 Kilometer. Parry selber ragte, dank seines jüngeren Alters, in den links daneben liegenden Krater Bonpland.

Der Einschlagskrater „Bonpland“ ist schon so stark erodierter, so dass sein Wall nur noch schemenhaft erkennbar war. Der kleine Krater „Tolansky“ war zwar nur 13 Kilometer groß, aber dafür weniger erodiert.
Unterhalb von Parry schlossen sich ein paar Krater zu einer kleinen Kette zusammen. Wobei ich nur für den 25 Kilometer messende „Parry M“ einen Namen finden konnte.

Den Abschluss der kleinen Kraterkette markierte „Guericke„. Guericke ist 61 Kilometer groß und so stark erodiert, dass er nach rechts schon aufgebrochen ist.
Guericke G und P sind jeweils nur 5 und 3 Kilometer groß.

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Rechts oben im Bild stach der Krater mit den schönen Namen „Lalande“ ins Auge. Lalande besitzt eine Größe von 24 Kilometer und eine terrassierte Innenseite. Im Zentrum des Kraterbodens soll sich eine kleine Erhebung befinden, die ich aber dank des tiefen Sonnenstandes nicht erkennen konnte.

Der Krater „Davy“ (34 Kilometer) besaß einen kleinen Nebenkrater mit der Bezeichnung „Davy A“ (13 Kilometer). Davy A schlug direkt in die ansonsten schöne runde Form des Kraterrandes ein. Im Kraterinneren vom Davy konnte ich konzentrische Strukturen erkennen.

Bei „Catena“ handelt es sich um eine kleine Kraterkette innerhalb des 70 Kilometer großen Kraters „Davy Y„. Die „Catena Davy„, wie die Kette aus Kratern auch genannt wird, bestand aus sogenannte Sekundärkratern. Sekundärkrater entstehen nicht durch Asteroideneinschläge, sondern durch herausgeschleudertem Material des eigentlichen Impakts.
Davy Y hätte ich auch nie als Einschlagskrater erkannt, es glich eher einem kleinen Tal.

Krater Tycho

Der Krater Tycho war natürlich sehr auffällig auf meinem Weg entlang des Terminators. Kein Wunder das ich da hängen geblieben bin. Ohnehin sah diese Gegend wie ein Paradebeispiel für eine Mondoberfläche aus.

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Der Krater „Tycho“ thront mit seinen 86 Kilometer wie ein Herrscher in einer unheimlichen, beinahe dämonisch unwirklich wirkenden Welt. Der Krater selber ist mit 4850 Meter unheimlich tief und der zentrale Berg gleicht mit seinen 1600 Meter Höhe eher einem Bergmassiv.
Eigentlich sollte die Apollo 20 Mission in diesem Krater landen, aber leider war ja bei Apollo 17 Schluss mit den Missionen.

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Beim Krater „Miller“ ist eine Aufschüttung vom seinem Rand bis fast hin zum Zentralberg auffällig. Vermutlich ist das ein „Erdrutsch“ des äußeren Walls des Nachbarkraters „Nasireddin„.

Miller“ (75 Kilometer) und „Nasireddin“ (52 Kilometer) bildete zusammen mit „Huggins“ (65 Kilometer) und „Orontius“ (122 Kilometer) eine deutlich sichtbare gebogene Kraterkette. Letzteres ist übersät mit kleinen Einschlagskratern.

Krater Clavius 

Mein letztes zufälliges Ziel entlang der Tag-Nacht-Grenze war der riesige Krater Clavius. Clavius besaß in seinem Inneren eine Vielzahl an kleineren und größeren Einschlagskratern und darüber hinaus auch eine sichtlich schroffe Bodenstruktur.

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Clavius“ selber misst gigantische 225 Kilometer, die sichtlichen Erhebungen und Aufkantungen innerhalb des Kraterbodens verleihen dem Riesen ein vorzeitliches Aussehen.

Die Krater „Rutherfurd“ (47 Kilometer) und „Porter“ (51 Kilometer) sind die mächtigsten Einschlagskrater innerhalb Clavius. Beide sollen zwar einen Zentralberg besitzen, welche aber zu diesen Zeitpunkt kaum oder gar nicht zu erkennen sind. Rutherford soll, wie weiter oben der Krater Davy, Kreis Strukturen besitzen, aber auch diese sind durch den tiefen Stand der Sonne nicht erkennbar.

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Maginus„, mit seinen 181 Kilometer Durchmesser, wirkt dagegen wie der weniger imposante Bruder von Clavius. Seine Kraterränder sind erodiert und von jüngeren Einschlägen stark zerklüftet.

Mondtour Fazit

Langsam sollte ich mich mehr um den einzigen natürlichen Satelliten unseres Planeten kümmern. Ein aufs andere mal ertappe ich mich dabei den Mond als Störenfried zu sehen, dabei hat er einiges zu bieten. Das fällt mir aber immer nur dann auf, wenn ich aus Frust die Oberfläche abgrase.

Selbst mit den Livebildern macht es schon Spaß über die Oberfläche zu wandern. Wenn ich jetzt noch wüsste, zu welcher Phase ich am besten was beobachten sollte, dann würde ich mich vielleicht sogar über einen Besuch des Mondes freuen. Nebenbei sollte ich den Sensor meiner Zwo ASI dringend reinigen. Die schwarzen Kringel stammen eindeutig vom Staub auf der Kameralinse.

CS, Dimi

Info Wikipedia

„..Der Mond (mittelhochdeutsch mâne;[2] lateinisch luna) ist der einzige natürliche Satellit der Erde. Sein Name ist etymologisch verwandt mit Monat und bezieht sich auf die Periode seines Phasenwechsels. Weil die Trabanten anderer Planeten des Sonnensystems im übertragenen Sinn meist ebenfalls als Monde bezeichnet werden, spricht man zur Vermeidung von Verwechslungen mitunter vom Erdmond. Er ist mit einem Durchmesser von 3476 km der fünftgrößte bekannte Mond des Sonnensystems und gegenüber seinem Zentralkörper Erde außergewöhnlich groß (über ein Viertel des Erddurchmessers)….“

Wikipedia

Erdmond

Datum:30.03.2022
Uhrzeit:ca. 22:00 Uhr
Sonstiges:Detailaufnahmen des Mondes

Objekt Details

Scheinbare Helligkeitca. -10,8 mag
Entfernung:ca. 399.816 km
Durchmesser:ca. 3474 km
Winkelausdehnung:0° 29′ 52″

Bild Details

Teleskop:Meade LX200 ACF 3550/355*
HauptkameraZWO ASI 462MC Color *
ZubehörAstronomik ProPlanet 807 IR-Pass*
Aufnahmezeit:je x 120s
Verhältnisse:mittelmäßiges Seeing
Apps:FireCapture (Win)
AutoStakkert3 (Win)
Astra Image
Sonstiges:

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