Ein kleiner Vergleich zwischen visueller Beobachtung und digitaler Astrofotografie

Es werden gefühlt zwar weniger Nächte in denen ich durchs Okular schaue, aber meine Sammlung visueller Objekte wächst dennoch stetig weiter. Neben der visuellen Beobachtung praktiziere ich ja noch eine Art „spartanische“ Astrofotografie. Die „spartanische“ Astrofotografie ist nichts weiter als fotografieren in einfachster Machart. Das heißt es gibt weder Kalibrierbilder, noch wahnsinnig lange Belichtungszeiten und die anschließende Nachbearbeitung geschieht eher rudimentär. Kurz gesagt, meine Astrobilder sind auf keinen Fall was für den Fotowettbewerb.

Da sich der Standort meines Teleskops über die letzten Jahre nicht verändert hat, dachte ich mir ein Vergleich zwischen visueller Beobachtung und Fotografie wäre ganz spaßig. Zumal es schon einige Objekte gibt die sich überschneiden und man so ganz gut den Unterschied zwischen Visuell und Fotografie erkennen kann.

Nebel

Interstellare Wolken sind visuell und auch fotografisch recht dankbare Objekte.
Visuell können vor allem Planetarischen-Nebel und Super-Nova Überreste super von astronomischen Filter profitieren (siehe Artikel).
Fotografisch bekommt man schon nach wenigen Minuten, manchmal sogar nach einigen Sekunden, farbige Objekte auf den Bildschirm.

M 1 – Krebsnebel

Dank Optiktest hieß der Artikel nicht nicht umsonst „Das Foto das nicht existieren sollte!„. 15 Minuten sind einfach sehr wenig für den Katalogerstling.
Visuell verhalf der OIII-Filter nicht nur zu mehr Kontrast, sondern zu einem diffusen Rastermuster innerhalb des Objekts (Artikel).

Messier 27 – Hantelnebel

Beim Hantelnebel habe ich es mit vielen kurzbelichteten Einzelaufnahmen probiert. (Artikel).
Visuell ist M27 ein Promi, hier in 104-facher Vergrößerung. (Artikel).

Messier 42 – Orionnebel

Der berühmteste aller Nebel ist fotografisch (Artikel) wie auch visuell (Artikel) eigentlich zu groß für meine Optik (3550mm Brennweite).

Messier 57 – Ringnebel

Der Ringnebel ist dank seiner Winzigkeit wiederum perfekt für mein Teleskop, sodass ich selbst bei Mondschein ein brauchbares Foto erzwingen konnte (Artikel).
Visuell dürfte Messier 57 das Paradeobjekt in warmen Sommernächten sein (Artikel).

Messier 76 – kleiner Hantelnebel

Messier 76 ist viel kleiner und daher visuell weit von der Pracht seines großen Bruders, Messier 27, entfernt (Artikel).
Astrofotografisch gibt es sicherlich bessere Fotos (Artikel).

NGC 2392 – Eskimonebel

NGC 2392 übertraf visuell bei weitem meine Erwartungen (Artikel).
Fotografisch muss ich hingegen unbedingt noch nachlegen (Artikel).

Sternhaufen

Wenn es Objekte am Nachthimmel gibt die visuell beeindruckender sind als Fotos, dann sind das Sternhaufen. Dabei ist es egal ob man einen Kugelsternhaufen oder einen engen offene Sternhaufen zum ersten mal sieht! Das Funkeln und Leuchten auf engsten Raum ist einfach Traumhaft, wenn man ein Teleskop mit großer Öffnung besitzt.

Messier 3

Fotografisch sowie visuell ärgerte mich an diesem Abend der Mond. Das Astrofoto (Artikel) hat gerade einmal 3 Minuten auf der Habenseite und visuell hätte die Nacht auch etwas dunkler sein dürfen (Artikel).

Messier 13 – Herkuleshaufen

M13 wurde im März 2023 für nur 90s und nur zum Test des neuen Reducers aufgenommen (Artikel).
Visuell ist M13 einfach nur der Hammer (Artikel).

Messier 29 – Kühlturm

Messier 29 wird auch als die „kleine Schwestern“ bezeichnet, da ihre hellsten Sterne der Formation der Plejaden ähneln. Darüber hinaus bietet M29 eher wenig. Visuell (Artikel) und fotografisch (Artikel) gibt es spannendere Objekte.

Messier 52 – Salz und Pfefferhaufen

Messier 52 gehört zu den wenigen offenen Sternhaufen die auch mit großer Brennweite beobachtet werden können. Fotografisch fand ich das Objekt nicht so reizvoll (Artikel) wie visuell (Artikel).

Galaxien

Was für Kugelsternhaufen visuell gilt, zählt bei Galaxien fotografisch. Keine Galaxie würde man visuell als Galaxie erkennen. Es sind einfach nur hübsche Nebelobjekte, mehr aber auch nicht.
Fotografisch kann man bei Galaxien ordentlich was rausholen, wenn man sich Zeit nimmt.

Messier 31 – Andromeda Galaxie

Auch wenn sich die Zeichnung mit der Fotografie gleichen, es sind zwei gänzlich unterschiedliche Optiken im Einsatz gewesen. Visuell wurde das Meade LX200 mit 3560mm Brennweite benutzt (Artikel).
Das Astrofoto entstand mit einem 150/750mm Newton (Artikel).

Messier 51 – Whirlpool Galaxie

Leicht zu fotografieren, schwer zu meistern. Das gilt fotografisch (Artikel) wie auch visuell (Artikel)!

Messier 82 – Zigarren Galaxie

Es gibt nicht viele Galaxien die visuell (Artikel) mit einem einfachen Astrofoto (Artikel) mithalten können. Messier 82 scheint hier eine Ausnahme zu sein. Natürlich relativiert sich das mit zunehmender Belichtungszeit.

Messier 104 – Sombrero Galaxie

Für das perfekte Astrofotos (Artikel) steht die Sombrero Galaxie einfach zu tief und verschwindet bei mir zu schnell hinter dem angrenzenden Wald.
Das man die Sombrero Galaxie visuell (Artikel) so gut beobachten kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Fazit

Natürlich darf bei so einem kontroversen Artikel eine persönliches Fazit nicht fehlen. Die visuelle Beobachtung ist irgendwie direkter und für viele Hobbyastronomen auch „ehrlicher“ als die Astrofotografie. Aber auch das indirekte sehen kann einen täuschen und vor allem beim skizzieren sind kleinere Dimensionsfehler beinahe unvermeidbar. Die Astrofotografie sieht auf den ersten Blick zwar bombastisch aus, lässt einem aber in der Farbwahl und Intensität sehr viel künstlerische Freiheit.

Wenn ich von mir ausgehe, dann ist die visuelle Beobachtung physisch um einiges anstrengender. Das visuelle Beobachten erfordert einen sehr dunkle Umgebung, was an sich schon anstrengend ist. Sofern man auch noch eine Skizze anfertigen möchte, kommt der Umstand hinzu das der Skizzenblock beleuchtet sein muss. Die Beleuchtung ist auf der einen Seite so dunkel, dass einem das skizzieren schwer fällt, aber auf der anderen Seite wiederum so hell, das man sein Auge neu adaptieren muss, wenn man das Objekt wieder beobachten möchte.
Ein psychologischer Druck entsteht dafür bei der Astrofotografie! Von der Nachführung bis hin zur Aufnahmesoftware muss alles funktionieren und nichts darf schief laufen. Sollte irgendetwas in der langen Kette der Aufnahmesession nicht funktionieren, ist Frust vorprogrammiert.

Einen gewaltigen Vorteil hat die Astrofotografie aber, sie ist einfach massenkompatibler! Ein buntes Foto zieht halt viel mehr als eine einfache Bleistiftzeichnung und für viele sind die tollen Fotos ein Grund überhaupt in die Astronomie einzusteigen.

Wenn wir schon bei der Debatte visuell oder Fotografie sind, in welchen Genre siedelt ihr eigentlich das Live-Stacking ein?

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