Lichtweg einstellen bei einem Off-Axis-Guider (OAG)

In der Theorie ist das Einstellen eines Off-Axis-Guider eigentlich ganz einfach. Die Aufgabe besteht lediglich darin beide Lichtwege – also der, der Hauptkamera und der, der Guidingkamera – auf gleiche Länge zu bringen, um sie so in einem gemeinsamen Brennpunkt enden zu lassen.

Etwas komplizierter wird es wenn man noch einen Korrektor oder Reducer unterbringen muss. In einem solchen Fall muss der Lichtweg beider Kamerasensoren nicht nur gleich lang sein, sondern auch noch den richtigen Abstand zum Korrektor bzw. Reducer besitzen.

In der Praxis heißt das nichts anderes als das man mit etlichen Verlängerungshülsen, und eventuell auch mit Feinabstimmringen*, jonglieren muss. Da man aber im Vorhinein nicht weiß welches Maß die Verlängerungen benötigen, ist es ratsam sich gleich ein Set zu kaufen. Natürlich könnte man erst das Maß der Verlängerungshülsen bestimmen und anschließend die passenden Hülsen kaufen, aber meist übertrifft der Einzelpreis einer oder zweier Verlängerungshülsen den Preis eines ganzen Sets. In der Regel kommen dabei M48-Verlängerungshülsen* (Amazon*) zum Einsatz.

Verlängerungen bestimmen

Das wichtigste Maß zum Bestimmen der Verlängerung ist der Arbeitsabstand zum Reducer. Dieser wird vom Hersteller vorgegeben und besitzt meist zwischen 65mm und 85mm. In meinem Fall waren es 85mm. Im Grunde genommen muss man jetzt nur noch den Lichtweg aller zwischen Kamerasensor und Reducer benötigten Bauteile messen, zusammenaddieren und von den vorgegebenen 85mm Arbeitsabstand abziehen. Der übergebliebene Rest ist dann das Maß der benötigten Verlängerung.

Im Normallfall werden diese Distanzen (Lichtwege) vom Hersteller angegeben. Falls nicht, bleibt einem nur noch der Griff zum Messschieber.

Meine Rechnung sah wie folgt aus:

BauteilLichtweg in mm
Gehäuse Hauptkamera6,5
Kamera-M48 Adapter15
UV-IR Cut Filter10
OAG inkl. aller Adapter21
Reducer2
vorhandene Gesamtlänge54,5

Die notwendigen Bauteile benötigen eine Lichtweg-Länge von 54,5mm. Ziehe ich diesen Wert von den vorgegebenen 85mm des Reducers ab, bleibt ein Restwert von 30,5mm.
Ich müsste also irgendwo zwischen Reducer und Kamera eine Verlängerung von 30,5mm einbauen.

Bevor ich das aber mache, muss ich noch den Lichtweg der Guidingkamera bestimmen. Denn es müssen ja nicht nur beide Lichtwege gleich lang sein, sondern auch zum Reducer passen.

Bei der Guidingkamera gehe ich dann genauso vor wie bei der Hauptkamera, nur das ich eben die angesprochenen 5mm Reserve mit einrechne.

BauteilLichtweg in mm
Kameragehäuse8,5
OAG bis Prisma28
Prisma bis OAG-Rand11
Reducer selber2
Reserve/Spielraumca. 5
vorhandene Gesamtlänge54,5

Der Lichtweg hier beträgt zufälligerweise auch 54,5mm. Ziehe ich diesen Wert von den vorgegebenen 85mm des Reducers ab, bleiben ebenfalls ein Rest von 30,5mm.

In meinem Fall hatte ich also richtig Glück und ich musste nur noch eine 30,5mm Verlängerung zwischen Off-Axis-Guider und Reducer einbringen.

Hierzu sollt man sich aber folgendes merken!

  • Eine Verlängerung zwischen Off-Axis-Guider und Reducer, verlängert den Lichtweg beider Sensoren.
  • Eine Verlängerung zwischen Off-Axis-Guider und Hauptkamera, verlängert nur den Lichtweg der Hauptkamera.
  • Eine Verlängerung zwischen Off-Axis-Guider und Guidingkamera, verlängert nur den Lichtweg der Guidingkamera

Da es bei mir mit den gleichen Werten relativ einfach war, gehen wir einmal das ganze mit unterschiedlichen Werten durch.

Beispiel Nummer Zwei

Nehmen wir an die Hauptkamera benötigt eine Verlängerung (Rest-Lichtweg) von 30mm und die Guidingkamera aber nur 10mm. Hierfür verlängere ich zuerst den gesamten Lichtweg um 10mm und das tue ich in dem ich eine 10mm Verlängerung zwischen Off-Axis-Guider und Reducer einbringe.

Mit dieser Maßnahme hat die Guidingkamera schon einmal den benötigten Abstand von 85mm. Die Hauptkamera hingegen besitzt aber nur einen Abstand von 65mm. Es fehlen der Hauptkamera also noch 20mm. Diese fehlenden 20mm muss ich dann zwischen Off-Axis-Guider und Hauptkamera einbringen, denn nur so verlängere ich ausschließlich den Lichtweg der Hauptkamera.

Wenn das getan ist, haben am Ende beide Kameras einen Abstand von 85mm und ich kann mich um das Prisma kümmern.

Prisma einstellen

Als nächstes bestimme ich die perfekte Position des Prismas. Dafür richten ich das Prisma parallel zur Längsseite des Sensors der Hauptkamera aus. Um das zu erreichen lockere ich die sogenannte Tiltingplatte und verdreht diese so lange, bis beide Sensoren parallel ausgerichtet sind.

Hier wurde nicht exakt ausgerichtet!

Kommen wir nun zu dem Teil der etwas Tricky werden kann. Es reicht nämlich nicht das vorhandene Prisma einfach nur parallel zum Kamerasensor auszurichten, sondern es muss auch noch in den richtigen Abstand gebracht werden. Das Prisma sollte sich demnach so nah wie möglich am Sensor der Hauptkamera befinden, ohne diesen abzuschatten. Um diesen perfekten Abstand herauszufinden, muss alles im zusammengebauten und angeschlossenen Zustand in das Teleskop.

Glücklicherweise lässt sich die Prismaeinstellung auch Tagsüber durchführen. Dazu lasse ich einfach nur das defokussiert Teleskop in einem wolkenbehangenen Himmel, gegen die Hauswand, oder durch ein T-Shirt schauen. Ähnlich wie man es bei Flats auch machen würde.

Als nächstes öffne ich die Aufnahmesoftware, in meinem Fall NINA, und mache eine sehr kurz belichtete Aufnahme. Hierzu muss man auf kein Histogramm oder so achten, es reicht vollkommen wenn man den Schatten des Prismas erkennen kann.
Solltet man keine Abschattung erkennen, ist das Prisma vermutlich schon zu weit herausgezogen, dann müsste man es wieder soweit hineinschieben, bis man einen Schatten erkennen kann.

deutliche Abschattung durch das Prisma zu erkennen

Anschließend verschiebe ich das Prisma ein klein wenig nach außen und überprüfe ob sich etwas am Bild verändert hat.

deutlich kleinere Abschattung

Die Abschattung ist zwar deutlich kleiner geworden, aber immer noch zu sehen. Also schiebe ich das Prisma ein zweites und vielleicht ein drittes und viertes mal nach außen. Bis eben keine Abschattung mehr zu sehen ist.

Guidingkamera fokussieren

Das war´s dann eigentlich auch schon. Die Lichtwege sind gleich lang und das Prisma auf den richtigen Abstand zum Kamerasensor gebracht. Was aber noch fehlt ist das Fokussieren der Guidingkamera. Ihr erinnert euch das wir die 5mm Reserve in die Guidingkamera mit eingerechnet haben und diese müssen wir jetzt noch ausgleichen.

Diese Einstellung können wir glücklicherweise auch Tagsüber durchführen. Hierzu schließe ich wieder alles an, soweit nicht noch alles angeschlossen ist, und richte das Teleskop auf ein terrestrisches Ziel. Dann öffne ich wieder die Aufnahmesoftware der Hauptkamera (NINA) und fokussiere das Ziel mit Hilfe des Okularauszuges am Teleskop.

Danach öffne ich die Aufnahmesoftware für die Guidingkamera (FireCapture) und fokussiere hier das Ziel nur durch das herausziehen der Guidingkamera.

Anschließend wird mit Hilfe der Rändelschraube die Guidingkamera an Ort und Stelle fixiert. Froh kann jener sein der einen Off-Axis-Guider mit Helical Focuser besitzt, wie es zum Beispiel in der „ZWO Off-Axis-Guider-L*“ verbaut wurde. Hier muss man nicht umständlich die Guidingkamera aus der Aufnahme ziehen und mit der Rändelschraube fixieren, sondern nur am Helical Focuser drehen.

Ist das erledigt, ist man dann wirklich fertig mit dem Einstellen und kann auf die erste klare Nacht warten.

CS, Dimi


ES Verlängerungshülse M48 Set (Astroshop.de*)

Verlängerungshülsen werden benötigt, um mit dem Okular in den Fokus zu kommen oder bei der Astrofotografie den richtigen Abstand zum Sensor einzustellen.

Bader Feinabstimmringe Set (Astroshop.de*)

Ring zur exakten Abstimmung des Abstandes vom Korrektor zur Kamera: Der Ring wird einfach über das Außengewinde des Adapters gelegt. Zu lange Gewinde können mit dem Ring gekürzt werden. Der Ring verhindert auch, dass sich Gewinde festfressen.

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