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Nach meiner “Auf der Suche nach der passende Montierung”, dachte ich es kann nicht mehr komplizierter werden, aber weit gefehlt! Nach zwanzig Stunden Recherche für den Kauf zweier Okulare, wurde mir bewusst wie Umfangreich und vor allem wie pedantisch man mit dem Thema Optik umgehen kann.
Natürlich kann man da auch zu locker rangehen, denn im Enddefekt handeln wir Anfänger immer gleich wenn es um den Kauf einer scheinbar banalen Sache geht: Streng nach dem Motto…
“Hey Leute, wo gibt es die eierlegende Wollmilchsau, aber ich Suche die günstige!”
Man kann aber auch zu speziell an eine Sache reingehen und sich in mathematischen Formeln und detailbesessen Vergleiche verlieren. Was wiederum auch zu keinem vernünftigen Ergebnis führt. Außer natürlich, man ist bereit den Gegenwert eines gebrauchten Mittelklassewagens hinzulegen, dann kann man sich natürlich auf die Suche nach dem “heiligen Gral” der Okulare begeben.
Ich für meinen Teil habe da aber lieber ein feste Preisgrenze, die ich, wenn es möglich ist, nicht überschreiten möchte. Meistens bin ich dann schon bereit etwas über diese Grenze zu gehen wenn es sein muss. Diesbezüglich halte ich mich gerne an den einen Satz unseres Ministerpräsidenten!
“…Wir brauchen eine atmenden Strategie…”
Das ist zwar ein Zitat aus seiner Ansprache zur Lockerung der Corona Krise, aber so ähnlich sah es bei mir und meiner festgesetzten Preisgrenze schon immer aus ?. Kompromissbereit sollte man dennoch sein und sich zumindest vorher kleine Entscheidungshilfen auferlegen.
Erste Entscheidungshilfe: Was brauche ich
Mit das erste was mir bei den Recherchen aufgefallen ist, war das umso größer das Öffnungsverhältnis des Teleskops ist, um so einfacher darf das Okulardesigns ausfallen. Es wird einem einfachen f/13 Teleskop mehr verziehen als einem Newton mit einem Öffnungsverhältnis von f/5.
Das zweite was ich lernen durfte, war die Wichtigkeit des Blickwinkels des Okulars und das Gesichtsfeld. Beide sollten, wenn realisierbar, so hoch wie möglich sein. Mann kann sich beide Werte relativ einfach ausrechnen oder, was noch einfacher ist, einen Online Okularrechener dazu benutzen.
Zweite Entscheidungshilfe: Der Okularrechner
Es war vor allem eine Seite die mir die Wahl des richtigen Okulars vereinfacht hat. Die Okularrechner Seite der “Sternfreunde-Münster”. Damit berechnet man ohne großen Aufwand sämtliche Grenzgrößen aus und bekommt das Ergebnisse sogar mit einem Blick durch ein virtuelles Teleskop gezeigt.
Dazu gibt man einfach ein paar Daten des eigenen Teleskops ein (Art, Öffnung, Brennweite), sucht sich ein passendes Okular aus der riesigen Datenbank aus (oder gibt die Daten per Hand ein) und lässt sich das Ergebnis statistisch und visuell anzeigen.
Neben dem tatsächlichen Blick auf dem Mond, kann man sich auch viele andere Objekte wie, Mars, Saturn, Jupiter, ein paar Nebel und Galaxien anzeigen lassen.
Dritte Entscheidungshilfe: Eigens auferlegte Einschränkungen
Mit einer der wichtigsten Entscheidungshilfen ist das auferlegen persönlicher Einschränkungen. Das funktioniert dann am besten, wenn ich nach meiner intensiven Recherche, das ganze mindestens eine Nacht lang auf mich wirken lasse. Erst nach dieser Nacht, welche auch gerne zwei sein dürfen, stecke ich mir meine persönlichen Grenzen. Denn nach der anfänglichen Euphorie welche einem Spontankäufe tätigen lassen, kommt meist ein gute Portion Ernüchterung dazu.
Bei mir sind es fünf Einschränkungen geworden, die wie folgt aussahen:
- Der Preis:
Es ist schon klar das man jenseits der 300 Euro Grenze fast keine Kompromisse mehr eingehen muss, dennoch liegt meine Schmerzgrenze bei etwa 70€ vielleicht 100€ pro Okular (Stichwort: atmende Strategie). - Anzahl begrenzen:
Natürlich wäre das Optimum ein Große Anzahl an Okularen, um so jeden Bereich abdecken zu können. Ich denke aber das ich nur zwei nehme. Eines für eine größtmögliche Vergrößerung (Mond und Planeten) und eines für ein möglichst großes Gesichtsfeld (zur Übersicht und für etwas Deepsky). - Qualitative Steigerung:
Ein ganz wichtiges aber einfach zu erfüllendes Kriterium, wäre die Qualitative Steigerung zu meinen aktuellen Okularen. Momentan besitze ich Huygens-Okulare mit der Brennweite 4mm, 12,5mm und 20mm. Ich denke mehr brauche ich darüber nicht schreiben. - Allgemeine Resonanz:
Ich habe mir zwar angewöhnt jeden Erfahrungsbericht zu lesen, aber dennoch der durchschnittlichen Bewertung mehr Gewicht zu geben. Denn sind wir mal ehrlich, es gibt über jedes noch so tolle Produkt mindestens einen mit einer schlechten Erfahrung. - Kompromisse eingehen können:
Erbsenzählerei bei einem Okular aus dem unteren bis mittleren Preissegment, wäre glaube ich die falscheste Herangehensweise.
Meine handverlesene Kandidatenauswahl
Mit Hilfe des genialen Okularrechners und den vielen Stunden lesen aus etlichen Forenbeiträgen und Kundenrezessionen, musste ich nun einen engeren Kreis an “Bewerbern” auswählen. Das ist gar nicht mal so einfach, da die Auswahl an Okularen ja nicht gerade bescheiden ist. Aber nach einfließen meiner drei Entscheidungshilfen und einer ordentlichen Portion Bauchgefühl, sind es folgende geworden:
Okulare für die Übersicht (DeepSky)
Die Voraussetzungen für Okular mit großen Gesichtsfeld sind bei meinem Teleskop und einer Aufnahme von 1,25 Zoll doch recht limitiert.
Baader Planetarium Okular Hyperion 24 mm
- Gesichtsfeld: 1° 50′
- Blickwinkel: 68°
Leider ist das “Baader Planetarium Okular Hyperion” mit knapp 150€ auch ein sehr teueres Vergnügen und “vermutlich” überdimensioniert für mein kleines Refraktor. Meine Befürchtung das in 2 Zoll/1,25 Zoll Okular im 1.25 Zoll Modus schlechtere Werte hat, wurde von Baader aber revidiert.
Celestron X-Cel LX Series 25 mm
- Gesichtsfeld: 1° 31
- Blickwinkel: 55°
Beim “Celestron X-Cel LX” scheiden sich bei mir irgendwie die Geister. Es scheint für DeepSky Objekte weder Hund noch Katz zu sein, aber aus dem Bauch heraus könnte ich mir schon vorstellen das es super zu meinem Teleskop passen könnte. Der Preis ist mit knapp 100€ zumindest noch gerade so in der Schmerzgrenze.
TS-Optics Super Plössl Okular 32mm
- Gesichtsfeld: 1° 51′
- Blickwinkel: 52°
Wenn ich etwas über das “TS-Optics Super Plössl” gelernt habe, dann das es sich in dieser Preisklasse um den Klassiker schlechthin handeln würde. Klar es gibt bessere, aber das Super Plössl ist definitiv ein Preis-Leistungssieger.
Okulare für Mond und Planeten
Bei den Okulare für Planeten sieht die ganze Sache etwas anders aus. Hier gibt es eine optische Grenzen bei der Vergrößerung. Dummerweise ist diese Grenze nicht klar definiert und hängt auch mit der persönlichen Wahrnehmung und der Beschaffenheit des eigenen Auges zusammen. Dafür scheint der Blickwinkel eine untergeordnete Rolle zu spielen, zumindest bei den Planeten. Hier scheint es eher auf die schärfe und der Lichtmenge des empfangenen Bildes anzukommen.
Baader Planetarium Okular Hyperion 8 mm
- Vergrößerung: 112x
- Gesichtsfeld: 0° 36′
Wieder ein Hyperion und wieder das teuerste in meiner Liste. Ich weiß es nicht, irgendwie haben es mir die “Baader Hyperion” Okulare angetan. Einziger Hacken, die Brennweite. Es gibt das Hyperion in 5mm und in 8mm. 5mm sind definitiv unterhalb des zumutbaren, aber 8mm eigentlich schon darüber. Zwar könnte man, soweit ich das gelesen habe, das mit einer Zwischen-Barlow-Linsen abändern, aber dann werde ich irgendwann in eine Preisregion wandern die jenseits von Gut und Böse ist.
Omegon UWA 6 mm
- Vergrößerung: 150×
- Gesichtsfeld: 0° 26′
Wenn man den Foren und den Rezessionen glauben schenken darf, dann ist man mit dem Omegon Okularen mit der Goldkante immer auf der richtigen Seite. Zumindest als Einsteiger. Allerdings ist die Empfehlung für die höchste Vergrößerung eher Fifty-Fifty, denn hier soll es zum Rand hin leichte unschärfen geben.
Baader Planetarium Classic Ortho 6mm
- Vergrößerung: 150×
- Gesichtsfeld: 0° 20′
Warum landet ein Okular das eigentlich die schlechtesten Werte aufweist, auf den ersten Platz? Ganz einfach, weil man Plattformübergreifend der Meinung ist, dass orthoskopische Okulare die besten Einsteigerokulare zur planetaren Beobachtung sind.
Im speziellen soll das “Baader Planetarium Classic Ortho” gestochen Scharf bis in den Rand sein und dank seiner konstruktionsbedingten geringen Anzahl an Linsen (4 Stück) auch noch sehr Lichtstark. Dem gegenüber steht ein geringer Augenabstand von 5mm. Wenn man aber mit dem Augenabstand keine Probleme hat und viele Nichtbrillenträger haben keines, soll es in der Preisregion nichts besseres geben.
Der Sieger: Das “Q-Turret Okularsatz”
Nach den endlosen Stunden vor dem Computer und das ewige abwägen zwischen Preis und Leistung, habe ich mich für ein Produkt entscheiden müssen:
Seltsamerweise ist es dann doch ein “Set” geworden, obwohl ich so etwas eigentlich vermeiden wollte.
Wieso doch ein Set?
Dazu folgender Denkansatz. Hätte ich die Wahl gehabt, dann hätte ich für die planetare Beobachtung den Klassiker “Baader Classic Ortho mit 6mm” oder den teuren “Baader Hyperion mit 8mm” genommen. Nur wäre ich mir dann wirklich nicht sicher gewesen, ob die Vergrößerung bei 6mm zu hoch und bei 8mm zu klein gewesen wäre. Ich hätte mir in den Popo gebissen, wenn ich mich bei der maximal Vergrößerung falsch entschieden hätte.
Bei der kleinsten Vergrößerung sah es nicht viel besser aus. Ich weiß ehrlich nicht ob das teure “Hyperion” bei meinem “Kaufhausteleskop” einen Sinn gehabt hätte. Demnach hätte ich vermutlich das Super Plössl mit 32mm genommen und hier kommt eben das Q-Turret Okularsatz inkl. 4 Okularen und Barlowlinse ins Spiel. Den Plastik Okularrevolver lass ich mal außen vor, kommt wahrscheinlich eh nie zum Einsatz.
Der Okularsatz beherbergt nämlich zwei der sechs aufgelisteten Okulare. Einmal das “Baader Planetarium Classic Ortho 6mm” und stellvertretend für das “TS-Optics Super Plössl” ein “Classic Plössl mit 32mm“. Klar das Super Plössl hat 2° mehr Blickwinkel, dass macht aber beim Gesichtsfeld nur 4 Sekunden aus. Ich denke so etwas kann ich als Einsteiger vernachlässigen.
Neben den zwei Okularen liegen auch noch ein “Classic Ortho 10mm” und ein “Classic Ortho 18mm” bei. In Verbindung mit der mitgelieferten Barlowlinse, die nicht die schlechteste sein soll, hat man sogar noch folgende Brennweiten:
2,7mm, 4,5mm, 8mm und 14mm.
Am Ende hat dann doch die Möglichkeit mehrere Brennweiten testen zu können gesiegt. Immerhin habe ich so auch das Problem der möglichst höchsten Vergrößerung umgangen. Ob die Okulare mir tatsächlich Freude bereiten, weiß ich natürlich noch nicht. Sicher ist aber das es eine Qualitätssteigerung zu meinen alten geben wird.
Gut möglich das ich mir später noch ein sogenanntes “Erfle” Okular zulege, denn so eines fehlt in meiner Sammlung ja noch komplett ?.
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