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Zu kaufen gibt es sie ja bald an jeder Ecke und auch beinahe an jeder Ecke wird von dieser Kombination abgeraten. Die Rede ist natürlich von einer EQ5 Montierung mit einem aufgeschnallten 8 Zoll Newton Teleskop. Ich selber habe mein Hobby leider im Corona-Jahr begonnen und konnte bisher nicht in Kontakt mit einer Sternwarte oder gar einem Verein treten. Ein solches Set kenne ich also nur aus dem Internet und aus Kommentaren in Foren und dort könnte man meinen, man hole sich damit die Reinkarnation des Teufels nach Hause.
Ich will da nicht weiter um den heißen Brei reden! Natürlich besitze ich seit kurzem ein 8 Zoll Newton und logischerweise nenne ich auch „nur“ eine Skywatcher EQ5 mein Eigen, ansonsten hätte ich mir ja diesen Artikel sparen können. Etwas ist aber schon anders, denn mein 8″ Newton ist eine F4 Machine und de facto etwas kürzer und auch ein paar Gramm leichter als die Teleskope der sonst angebotenen Sets. Nebenbei benutze ich fauler Sack mein Teleskop ausschließlich auf dem Balkon, was ihnen zwar einen gewissen, aber keinen vollständigen Schutz vor Luftbewegungen bietet.
TS Optics Teleskop N 203/800 Photon
Das „TS Optics N 203/800* Photon“ (Amazon) wird als Fotografiermaschine verkauft und eignet sich eher weniger für den visuellen gebrauch. Da ich den Boliden sowieso nur als Fotomaschine einsetzen wollte, stört mich dieser Umstand eher weniger. Einen kurzen visuellen Blick wagte ich doch und für mich als Anfänger war dieser doch weniger erschreckend als erwartet. Dazu komme ich aber später, zuerst möchte ich ans eingemachte gehen, den Daten.
Technische Daten
- Öffnung: 203mm Öffnung
- Brennweite: 800 mm
- Öffnungsverhältnis: f/4
- Hauptspiegel: Parabolisch mit 94 % forcierter Reflexion
- Fangspiegel: 70 mm mit 94 % forcierter Reflexion
- Auflösungsvermögen: 0,68 Bogensekunden
- Grenzgröße visuell: 13,3 mag
- Okularauszug: 2″ Crayford Auszug mit 1/10 Mikro Untersetzung
- Gewicht des Tubus: 8,4 kg mit Schellen und Sucher
- Tubuslänge: 730mm
- Tubusdurchmesser: 230 mm
Eine Montierung am Limit
Doch dicker als erwartet! Zumindest war das mein erster Eindruck als ich die gelieferte Kiste öffnete und die Einzelteile samt Tubus vor mir am Esstisch ausgebreitete.
Der Vergleich mit meinem zwei Zoll kleineren Gerät, zeigte mir deutlich das so ein 8″ Newton eine ganze andere Hausnummer ist. Nominell erwartet man halt nur das nächstgrößere Teleskop und Erwartungsgemäß fällt eine Stufe mehr eher gering aus. Hier aber nicht! Gefühlt könnte man fast von dem doppelten Reden, dass kam für mich tatsächlich ein wenig überraschend.
Der Zusammenbau gestaltete sich relativ einfach, was sicherlich auch daran liegen mag, dass mein erster Newton vor knapp 3 Monaten praktisch identisch zusammengeschraubt wurde.
Mein Hauptinteresse galt natürlich dem Gewicht und zwar dem tatsächlichen Endgewicht, also mit allem drum und dran. Infolgedessen munitionierte ich den Newton mit meiner kompakten Sony DSLM Kamera, dem 183mm Guidingrohr und der ZWO ASI 120MC-S auf. Die Waage zeigte mir dann das stolze Gewicht von 9,4 Kilogramm. Das sind gerade einmal 600 Gramm weniger als die vom Hersteller angegebene Obergrenze. Rein Datentechnisch klingt das verkehrt, aber im Endeffekt muss ich das Dicke Ding erst im Einsatz sehen, bevor ich mir Urteil erlaube kann.
Also hievte ich den „Dicken“ auf die Montierung und auch hier fällt der Zuwachs an Kilos auf. Vom ersten Eindruck würde ich sagen, dass ein sechs Zöller definitiv besser auf der EQ5 aufgehoben ist. Allerdings relativierte sich mein erstes Gefühl wieder, als alles fest verschraubt wurde und ich die ersten Indoor Bewegungen ausführen ließ. Sicherlich mag es auch an der Goto Vorrichtung liegen, denn es bewegte sich alles butterweich. Es gab kein zittern oder Nachschwingen, fast so als ob die Einheit aus 8 Zoll und EQ5 für einander bestimmt wären. Durchaus möglich das mit händischer Positionsänderung das ganze anders aussehen mag, dass weiß ich aber leider nicht.
Als weiteren Vergleich möchte ich noch ein weiteres Wunderwerk an technologischer Ingenieurskunst hernehmen und zwar mein altes und gerne auch als Kaufhausteleskop beschimpfte 70mm Linsenteleskop. Dieses saß auf einem ausfahrbaren Stativ aus Aluminium und war mein erstes Gerät für den ersten Blick in die Unendlichkeit des Himmels.
Nehm ich mal dieses Teleskopset als untere Grenze des zumutbaren, was es auch war, und mein bisheriges 6 Zoll EQ5 Modell als obere Grenze, dann ist das 8 Zoll EQ5 auf jeden Fall viel näher an der 6 Zoll Obergrenze. Bedeutend näher.
Visuelle Eindrücke
Da mir der Astronomie-Gott einigermaßen milde gestimmt war, konnte ich noch in der ersten Nacht meinen ersten Test durchführen. Für meinen visuellen Spaziergang habe ich mir drei Objekte näher angesehen, den sehr hoch stehenden M57 Ringnebel, den M13 Herkuleshaufen und natürlich den Mars.
Im Gegensatz zum sechs Zoll Newton waren der Ringnebel und auch der M13 Kugelsternhaufen ein Stückchen schärfer und auch etwas heller. Zwar nicht dramatisch, aber ohne Zweifel wahrnehmbar. Besonders auffällig war der Zuwachs an Helligkeit bei der Suche mit einer kleinen Vergrößerung. Im Übersichtsokular (Baader 32mm Plössl) war der Ringnebel viel leichter zu entdecken und der Sternhaufen drängte sich geradezu auf.
Der offensichtlichste Unterschied war aber der Blick auf den Mars. Dieser war deutlich heller als noch vor wenigen Tagen im Sechser. Um ehrlich zu sein, habe ich einen solchen Zuwachs an Kontrast nicht erwartet. War an meinem 6 Zoll F5 Newton der Mars nur als rote Scheibe erkennbar, konnte ich am 8 Zoll deutlich Strukturen ausmachen.
Insgesamt war bei allen drei Objekten ein deutlicher Zuwachs an Helligkeit auszumachen, was sicherlich an der größeren Öffnung des 8 Zoll Newton liegen mag. Auf Großflächige Objekte habe ich verzichtet. Zum ersten wären diese ohne Koma-Korrektoren zum Rand hin eh verzerrt gewesen und zum zweiten stand für mich die Astrofotografie im Vordergrund. Apropos Koma. In meinem kurzen Ausflug hat sich die Verzerrung gar nicht bemerkbar gemacht. Muss aber auch gestehen, dass ich mich nur auf das Zentrum im Okular konzentriert habe.
Fotografieren mit der EQ5 und einem 8 Zöller
Um mir das Balkonleben beim fotografieren so angenehm wie möglich zu machen, habe ich mir ein kleines Stehpult zusammen geschustert. Hier befindet sich alles was ich benötige in greifbarer nähe, einschließlich dem automatisierten Sony Foto Equipment.
Keine Ahnung warum ich das jetzt geschrieben habe, vielleicht weil ich stolz auf mein Tischchen bin, welches natürlich selbstredend im Winter eine Tasse Glühwein und im Sommer ein kühles Bier aufnehmen kann. Da es mittlerweile schon recht spät geworden ist und der Mars so schön am Himmel stand, wurde dieser gleich als erstes Objekt ausgesucht.
Das ganze verlief ziemlich problemlos und genauso wie mit dem 6 Zöller. Zumindest bemerkte ich keinen großen Unterschied beim aufsuchen und scharfstellen des Planeten und auch die Aufnahmen verliefen wie gewohnt. Weder wackelte, noch zitterte der Gott des Krieges durchs Bild. Selbst bei der automatischen Nachführung war kein Unterschied zum sechs Zoll Pendant zu erkennen.
Einen Unterschied gab es aber dennoch, der Mars war in FireCapture deutlich strukturierter und heller als noch zu 6 Zoll Zeiten. Wie schon bei meiner visuellen Beobachtung, war auch das digitale Bild deutlich „stärker“. So musste ich gleich zu Anfang den Gain und auch den Gammawert etwas herunterschrauben. Es war dann am Ende auch wenig verwunderlich das das fertige Bild deutlich besser als mit dem 6 Zöller aussah.
Natürlich spielen bei einem Vergleich mehrer Faktoren eine Rolle, aber dennoch bin ich der Meinung das der Planet von der größeren Öffnung profitiert hat. Übrigens fühlte sich der visuelle Eindruck in etwa genauso wie auf dem Bild an. Klar kann man optisch bei weiten nicht so viele Strukturen ausmachen wie auf einem nachbearbeiteten Foto aus 3000 Bildern, aber vom Gefühl war bei mir der visuelle unterschied zwischen 6 und 8 Zoll in etwa genauso. Das nur am Rande.
Zwei Tage später
Ok, wir müssen jetzt einen kleinen Zeitsprung machen, denn an diesem Abend ging leider nichts mehr. Urplötzlich schwadronierte eine riesige Anzahl an Wolken am Himmel und so musste ich meine Ausrüstung wohl oder übel zusammenpacken. Erst zwei Tage später klarte es für eine kurze Zeit auf und so schleppte ich meine Ausrüstung abermals auf den Balkon.
Der Ablauf ist ja immer der gleiche! Zuerst muss die GoTo Montierung nach Polaris ausgerichtet werden, dann kommt das 3-Sterne Allignment und zu guter Letzt wird anhand eines hellleuchtenden Sterns die Kamera fokussiert. Und genau hier hatte ich mein erstes AHA Erlebnis.
Der Backfokus, also der Abstand zwischen Fangspiegel und Okularauszug, ist bei fototauglichen Newtons absichtlich sehr kurz gehalten. Aus diesem Grund liegt für den visuellen Ausflug dem TS Optics N 203/800 Photon eine 2″ Verlängerung für den Okularauszug bei. Diesen habe ich bei meinem ersten Test natürlich weggelassen, was sich als Fehler herausgestellt hat.
Ohne Verlängerung war das Bild in der Kamera einfach nicht scharf zu bekommen. Erst als ich wieder die 2 Zoll dicke und 35mm lange Verlängerungshülse eingeschraubt hatte, konnte ich den Stern auch fokussieren. Die Zeit war knapp, denn die Wetter App prognostizierte einen wolkenbehangenen Himmel und sie sollte recht behalten.
Die M51 Whirlpool-Galaxie stand zu diesem Zeitpunkt sehr tief, aber das macht ja nix. Da Zeit an diesem Abend ja bekanntlich Luxus war, konnte ich nur 17 Aufnahmen a´60 Sekunden durchhämmern. Auf Flats und Darks wurde verzichtet. Übrigens war das erst meine zweite Aufnahme der Whirlpool Galaxie. Die erste Aufnahme entstand zwei Monate vorher am 6 Zöller mit 60 Aufnahmen a´25 Sekunden und da stand die Galaxie noch deutlich höher.
Natürlich hinkt auch dieser Vergleich wieder ein wenig, denn in zwei Monaten kann viel passieren. Der Himmel kann dunkler sein. Meine Qualität, wenn man hier bei mir überhaupt von Qualität sprechen darf, in Sachen Nachbearbeitung kann gestiegen sein, aber dennoch fällt ein deutlicher Unterschied auf.
Es fällt aber noch mehr auf, mehr Licht bedeutet auch mehr Fehler. Die Vignettierung war schon brutal und hier kann man definitiv ohne Flats nicht mehr arbeiten. Außerdem fallen zum Rand hin Eiersterne auf, was nur bedeuten kann, dass man bei einem F4 Newton unbedingt einen Komakorrektor benötigt. Außerdem sollte ich meinen Sensor der Kamera reinigen, denn die schwarzen Donuts in beiden Bildern sind eindeutig Staubkörner.
Fazit
Also gut, ich fang mal so an. Eine größere Öffnung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch eine noch größere Öffnung *grins*. Würde ich mir nur ein Teleskop für meine EQ5 aussuchen können, würde ich das 8 Zoll F4 Gerät nehmen. Diesen aber nur mit einem Komakorrektor, welchen ich mir ein paar Tage später natürlich gekauft habe.
Leider gibt es darüber keine Bilder, denn es gab einen „dreckigen“ Deal den ich eingehen musste. Der Deal war folgender: Verkaufe dein Equipment und du darfst dir das Kaufen. Darauf musste ich einfach eingehen und ihr müsst mir einfach glauben, dass der Komakorrektor einiges bewirkt hat.
Mein sehr kurzer Einstand mit dem F4 Newton war durchweg positiv, auch das justieren des Hauptspiegels war nicht schwerer als mit dem F5 Newton. Der von mir gekaufte Komakorrektor* der Firma Baader harmonierte perfekt mit dem Teleskop.
Als letztes wollte ich noch zwei Dinge loswerden. Erstens war es beinahe immer Windstill, wobei ich glaube das bei stärkerem Wind auch das 6″ die Segel gestrichen hätte und zweitens zitterte beim Fokussieren das Bild nur minimal nach. Ich könnte jetzt nicht einmal behaupten das beim Sechser die Nachschwing- bzw. Zitterzeit kürzer gewesen wäre. Das nur am Rande bemerkt.
CS, Dimi