Meine visuelle Nacht mit zwei planetarischen Nebeln und einer Wechselwirkenden

Der Juni ist in unserem Hobby nicht gerade der populärste Monat, aber die Nächte mit klarem Himmel sind rar. Zu rar um auch noch Ansprüche an die länge einer Nacht zu stellen. Die Nacht vom 18. auf den 19. Juni lag da aber noch eines oben drauf. Nicht nur das es mit knapp 3 Stunden die beinahe kürzeste Nacht im ganzen Jahr war, nein! Die Zeit wurde auch noch durch das Erscheinen des Mondes beinahe halbiert. Ab etwa 1 Uhr erschien der „Ruhestörer“ mit 73 prozentiger Ausleuchtung am Horizont.

Aber es war nicht alles schlecht in dieser Nacht. Im Gegenteil, die Temperaturen waren spitzenmäßig und hatten um 23 Uhr noch Shorts taugliche 25° und auch die Klarheit der Nacht war bedeutend besser als von mir anfangs noch angenommen.

Nachthimmel Dorfkuppel am 19.06 um 00:30 Uhr

Gegen halb zwölf Nachts wurde es dann auch endlich astronomisch dunkel. Beinahe schon zwangsgetrieben wird von mir als erstes ein Kugelsternhaufen angefahren. Diese sind relativ hell und eignen sich perfekt um die Goto Vorrichtung zu testen.
Natürlich wollte ich den Paradesternhaufen des Sommers M13 beäugen, dass wurde mir aber seitens meines Teleskops verwehrt! Laut ihm ist das auserwählte Objekt, „Beyond Limits“, also „Jenseits der Grenzen“? Das kann doch nicht sein! M13 muss doch direkt über meinem Kopf sein!
Es stellte sich dann heraus das alles was die Montierung nicht anfahren kann, als „Beyond Limits“ bezeichnet wird. So auch Objekte die zu Hoch zum anfahren sind. Die Maximalhöhe hab ich selber eingestellt und verhindere so das Zubehör im Okularauszug mit der Montierung kollidieren kann.

Ein Ersatz wurde mit M3, auch ein Kugelsternhaufen, schnell gefunden. Über diesen gibt es heute aber nicht viel zu erzählen. Was will man auch viel über einen Kugelsternhaufen erzählen? Solche muss man gesehen haben, erzählt sind sie irgendwie langweilig. Nur so am Rande, ich finde ja Kugelsternhaufen sind eine der wenigen Himmelsobjekte die live beeindruckender aussehen als auf einem Foto.
M3 wurde dann von meinem Meade exakt mittig angefahren, was wohl für ein gutes Alignment spricht.

Beobachtung des Katzenaugennebel (NGC 6543)

Es ging weiter mit meinem ersten richtigen Objekt für diese Nacht, dem Katzenaugennebel. NGC 6543 hatte bei 93-facher Vergrößerung (38mm Okular*) nicht nur eine markante Türkise Farbe, sondern auch ansatzweise eine saturnähnliche Erscheinung. Eine sehr kleine saturnähnliche Erscheinung.
Der Wechsel vom Übersichtsokular mir 38mm hin zum Zoomokular* mit 20mm und 178x Vergrößerung brachte dann das Potential dieser Nacht zum Vorschein. Die Analogie zu einem Katzenauge war diesmal vorhanden, dass sah vor zwei Monaten noch ganz anders aus.

Um den zentralen und sehr kleinen rundlichen Kern konnte ich einen ovalen und strukturierten, beinahe mit Verdickung versetzten, Ring ausmachen. Der Ring selber, und auch der Kern, waren umhüllt von einem leichten Dunstschleier.
Der Wechsel von ungefilterten Okular zu einem mit OIII* und UHC* zeigte keine nennenswerten Vorteile.

NGC 6543 vom 18. Juni 2021

Triviales zum Katzenaugennebel

Der etwa 6 Bogenminuten große Ring ist der abgestoßene Überrest eines ehemaligen roten Riesen, welcher vor etwa 1000 Jahren seine Ausdehnung beendete und große Teile seiner Materie in All beförderte. Übrig blieb nur ein kleiner, mittlerweile nur noch 0,65 Sonnen-Radius fassender Zentralstern. Dieser leuchtet aber immer noch 10.000 mal heller als unsere Sonne.

Kurzer Abstecher zur Whirlpool Galaxie

Vom Katzenaugennebel dermaßen angefixt, also eher von der offenkundig sehr guten Nacht, machte ich einen kurzen Abstecher zur Whirlpool Galaxie. M51 ist nunmal die schönste aller Spiralgalaxien und muss in einer solchen Nacht einfach besucht werden.
Zu meiner Überraschung war diese wenig beeindruckend, fast eher unterdurchschnittlich. Enttäuscht über den Missstand den Nachthimmel doch falsch eingeschätzt zu haben, lies ich mein Teleskop da weiter machen wo es ursprünglich sollte, dem Ringnebel M57 (Seltsamerweise habe ich den prominentesten aller planetarischen Nebel noch nie visuell besucht).

Echt, so schlecht?

Mir zeigte sich der Ringnebel gedämpft und fast schon unspektakulär! Das soll also der schönste aller planetarischen Nebel sein? Angesichts des hervorragenden zu beobachtenden Katzenaugennebel, ist es schon beinahe frustrierend M57 zu sehen. Als ich noch darüber nachgrübelte wieso der an und für sich deutliche Ring so finster aussah, wurde es mir abrupt bewusst! Ich Trottel hab ausversehen den Mondfilter Filter vorm Okular geparkt!

Dazu sollte ich erklären, dass meine astronomischen Filter in einem 4-Fach Filterrad stecken. Ein Fach ist dabei natürlich leer, um so auch ohne Umbaumaßnahmen einen ungefilterten Blick durchführen zu können. Irgendwie muss ich das Rad in die falsche Richtung gedreht haben, was mir hier und da schon mal passieren kann, aber bisher immer auffiel. So blickte ich nicht durch das leere, sondern durch das mit dem Mondfilter* (25% Transmission) eingelegte Fach. Das heisst das ich seit dem Ende des Katzenaugennebel durch den Mondfilter schaute, also auch beim M51. Das erklärt natürlich auch den schlechten Blick auf die Whirlpool Galaxie. Das heisst wohl das ich M51 nochmals anfahren muss, aber vorerst ist M57 dran.

Beobachtung Messier 57

Messier 57 zeigte sich mir so wie ich es in dieser Nacht auch erwartet habe, auffallend und deutlich. In der 136-facher Vergrößerung (26mm Okular*) zeigte sich mir ein ruhiges und angenehmes Bild im Okular. So war der dünne und ovale Ring deutlich in seiner Form erkennbar. Der ovale Ring war in seiner längsten Entfernung zum Zentrum dicker als an seiner kürzesten. Das innere des Rings war in einem nebeligen Dunst gehüllt.

Ich habe mir auch eingebildet den Zentralstern kurzeitig indirekt gesehen zu haben, allerdings hatte ich es versäumt eine noch höhere Vergrößerung zu wählen um dies auch verifizieren zu können.

M57 vom 18. Juni 2021

Triviales zum Ringnebel

Messier 57 ist das Überbleibsel eines vor etwa 10.000 Jahren gestorbenen Sterns. Das markanteste dürfte die mit 19 km/s ausgestoßene Gashülle sein, welche wir auch in kleineren Teleskopen deutlich als Ring erkennen können.
Der nur planetengroße weiße Zwerg im Zentrum des Rings wurde erst 20 Jahre später vom deutschen Astronomen Friedrich von Hahn entdeckt und ist seither ein begehrtes Objekt für Amateurastronomen. 14 Zoll an Durchmesser sollte das Teleskop aber schon aufweisen können um den weißen 110.000 Grad heißen Zwerg zu entdecken.

Beobachtung der Whirlpool Galaxie M51

Endlich geht es zur M51 Whirlpool Galaxie, mittlerweile ist es zwar schon nach Mitternacht, aber das hält mich nicht davon mit dem 34mm Okular* ab in Richtung Jagdhunde zu blicken.
Der Unterschied zu vorher war „galaktisch“ um es so abgedroschen wie möglich zu äußern. Am deutlichsten war das an der kleineren der beiden Galaxien, NGC 5195, zu erkennen. Der kräftige Kern der kleinen Galaxie besaß ein ovales, beinahe längliches Aussehen und um den Kern war ein trapezförmiger Nebel sichtbar. Dieser Nebel dehnte sich in Richtung der größeren Galaxie und schien die Ausläufer der NGC 5194 Galaxie fast zu berühren. Der obere und untere Bereich des „Nebels“ war mit einer Verdickung versehen.

Bei NGC 5194, die größere der beiden Galaxien, konnte ich Teile der Spiralarme ausmachen. Was mir bisher noch nie gelang. Ein auffälliger dieser Arme im äußeren Bereich dehnte sich in Richtung NGC 5195. Leider konnte ich keine „Brücke“ zwischen den beiden Galaxien erkennen, egal wie sehr ich mich auch anstrengte.

M51 vom 19. Juni 2021

Triviales zur Whirlpool Galaxie

Die Whirlpool Galaxie besteht aus zwei wechselwirkende Galaxien mit der Typenbezeichnung NGC 5194 und NGC 5195. NGC 5194 ist die größere der beiden Galaxien und trägt offiziell auch die Messier Nummer 51.
Als vor ca. 400 Millionen Jahren NGC 5195, die kleinere der beiden Galaxien, mit M51 kollidierte, wurde sie beinahe zerrissen und stark deformiert. Sie zählt deshalb zu den irregulären Galaxien. In mancher Literatur trägt sie auch die Bezeichnung „M51a“.
Durch die enorme Interaktion der beiden Galaxien ist M51 ein Objekt mit immer wiederkehrenden Supernovaexplosionen, drei wurden alleine in den letzten 17 Jahren entdeckt.

Fazit

Die Nacht vom 18. auf den 19. Juni hatte so ziemlich alles was sie haben konnte, inklusive eines Happyends. Ich denke mit meinem Filterrad muss ich mir etwas einfallen lassen, vielleicht markiere ich das freie Fach mit einer fluoreszierender Farbe. Die Nacht selber gehörte eher zu den helleren in meiner Gegend, aber die Transparenz (Seeing) war perfekt. Man sieht also, dass auch so eine Juninacht für visuelle Beobachtungen taugen kann.
Super genial fand ich den Anblick von M51, wie gerne würde ich diesen in Alpennähe oder zumindest in einem Sternenpark beobachten. Ansonsten war es ein sehr erfolgreicher Abend, der auch sichtbar immer schlechter wurde als gegen 1 Uhr der Mond über den Horizont andackelte.

CS, Dimi


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