Das Nachfolger Teleskop Volume 1: RC oder doch lieber Newton?

Es ist eine gefährliche Sache, „Frodo“, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.

Bilbo Beutlin

Ich gebe zu die Einleitung ist jetzt nicht optimal gewählt, aber ich wollte schon immer diesen oder den Geburtstagsspruch von Bilbo Beutlin in einer meiner Artikel unterbringen. Wobei, so unpassend ist er eigentlich gar nicht. Wenn ich so darüber nachdenke wollte ich auch zur Tür hinaus gehen und mir einfach nur das perfekte Teleskop kaufen. Mein Ziel hatte ich klar vor Augen. Zwar könnten hier und da ein paar kleinere Steine im Weg liegen, aber im Grunde wusste ich genau wohin ich wollte – das dachte ich zumindest.

Es ist knapp vier Jahre her da stand ich vor einem sehr ähnlichen Problem. Damals wollte ich ausrüstungstechnisch das nächste Level in meiner astromischen Laufbahn erreichen. Was angesichts meiner damaligen Ausrüstung, bestehend aus einem Linsen-Kaufhausteleskop, auch kein größeres Problem darstellte. Dieser Tage möchte ich aber auf das finale Level aufrüsten, wenn ihr wisst was ich meine. Es sollte schon was endgültiges, dauerhaftes sein! Einen finanziellen Kleinwagen möchte ich aber dennoch nicht über den Himmel bewegen. Im Gegensatz zu vor vier Jahren weiß ich diesmal auch ziemlich genau was ich zukünftig anfangen, beziehungsweise einfangen möchte. Dreh- und Angelpunkt sollte die Astrofotografie sein und hier in der Hauptsache mittlere bis kleinere Objekte, also Galaxien, planetarische Nebel und Detailaufnahmen größerer Objekte.

Das Galaxien und kleinere Objekte für mich an Reiz gewonnen haben, kam natürlich nicht von irgendwoher. Diese Vorliebe wurde mir mit dem Meade und seinen 3560mm Brennweite quasi übergestülpt. Das Schmidt-Cassegrain war hierfür auch super geeignet und so habe ich einige Nächte mit dem Beobachten von nebelhaften Strukturen weltenferner Galaxien um die Ohren geschlagen. Vor allem habe ich aber auch gefallen an diesen Objekten gefunden. Wenn es aber darum ging die beobachteten DeepSky Objekte auch bildhaft festzuhalten, dann war das „Biest“ mit seinen 3,5 Metern von mir nur schwer zu bändigen.

Dabei sind meine Aufnahmen, bezogen auf den kleinen Bildausschnitt, nicht wirklich schlechter als andere, aber im Gegensatz zu kürzeren Brennweiten wirken sie in der Gesamtheit etwas mau und unscharf. In erster Linie mache ich dafür meinen Standort und einhergehend damit das Seeing verantwortlich. Jenseits der 1600mm Brennweite (grob geschätzt!) habe ich äußerst selten ein Gewinn an Details einfahren können. Insofern bin ich mit meiner Brennweite eher überdimensioniert aufgestellt.

Wie sieht mein Standort denn eigentlich aus? Meine kleine Sternwarte befindet sich am Rand eines kleinen Dorfes und ist daher mit einer ordentlicher Dunkelheit gesegnet. Leider liegt unser Grundstück nördlich dieses kleinen Ortes, was wiederum bedeutet das die für die fotografisch so wichtige Südausrichtung mit einigen Dächern zu kämpfen hat. Diese speichern natürlich tagsüber die Wärme und geben sie dann Nachts an den darüberliegenden Himmel ab. Das beeinflusst natürlich das mit durchschnittlich 1,5 Bogensekunden vorhergesagte Seeing nachteilig. Rechne ich noch eine kleine Sicherheitsreserve obendrauf, liege ich vermutlich bei etwa 2 Bogensekunden. Alles natürlich nur sehr grob geschätzt.

Der gute Frank hat glücklicherweise ein Video dazu veröffentlicht indem genau dieses Thema aufgegriffen wurde. Die von ihm vorgestellte Seite www.rc-astro.com/mtf-analyzer bestätigte dann auch das was ich mir die ganze Zeit schon gedacht habe. Meine enorme Brennweite und die 14 Zoll Öffnung bringen für die Deep Sky Astrofotografie nur wenig Detailgewinn. Natürlich bezogen auf die Langzeitbelichtung, bei Lucky Imaging sieht die ganze Sache natürlich wieder anders aus.

Meine gewonnene Erkenntnis

Meine „dedizierte“ Analyse aus all den gewonnenen Erkenntnissen: Mit 10 Zoll und etwa 1600mm Brennweite fahre ich wohl am wirtschaftlichsten. Alles darüber hinaus bräche im Verhältnis zu den Mehrkosten nur wenig Ertrag.

Stellt sich mir nun die Frage, welchen Astrographen ich mit etwa 1600mm mein zukünftiges Eigen nennen darf. Ein Schmidt-Cassegrains fällt mit einer Blendenzahl von f/10 von vorhinein raus, da dieser mit Reducer ein nur sehr kleines ausgeleuchtetes Gesichtsfeld für die Zukunft bieten würde. Ein Apo bietet zwar ein riesiges Gesichtsfeld, fällt bei moderatem Preis aber wegen seiner geringeren Brennweite aus dem rennen.

RC oder Newton?

Ein Ritchey-Chrétien könnte mit seiner kompakten Bauweise und einer Blendenzahl von f/8 die perfekte Wahl sein. Im Zusammenspiel mit einem 0,8 Reducer bietet der 10 Zöller die gewünschten 1600mm Brennweite und würde bei f/6,4 immer noch ein großes ebenes Gesichtsfeld ausleuchten.

Vor allem die Truss Baureihe soll hier relativ steif und kollimationsstabil sein. Das offene Design vereinfacht obendrein das justieren und kommt logischerweise mit Temperaturschwankungen besser zurecht als geschlossene Tubusse. Darüber hinaus, und da sind wir uns doch hoffentlich alle einig, sieht die Trussbauweise einfach hammergeil aus.

Bild: Teleskop-Express.de

Demgegenüber steht aber ein mit 112mm relativ großer Fangspiegel und damit einer höhere Obstruktion als bei anderen Teleskopen. Wobei ich mir auch nicht sicher bin ob der mit 80 bzw. 100mm angegebene Newton tatsächlich ein soo viel kontrastreicheres Bild erzeugt. Man hört auch manchmal von Lichtreflexionen die auf dem Sensor landen könnten, welche aber durch einen Streulichtschutz und oder einem Blendenrohraufsatz beseitigt werden könnten.

Der nächste Kandidat für den einzigen Platz in meiner Sternwarte ist ein f/4 Fotonewton. Das Öffnungsverhältnis von f/4 sammelt natürlich in der gleichen Zeit mehr Photonen als der f/6,4 RC und ist obendrein auch erprobter als sein kurzbauender Pendant.

Bild: Teleskop-Express.de

Aber auch hier gibt es eine Kehrseite. Liest man sich ein wenig ein, hört man nicht selten das so f/4 schwer zu justieren sei und auch nicht gerade kollimationsstabil. Der Tubus ist auch nicht wirklich kompakt, was gerade in meiner kleinen Sternwarte zu Problemen führen könnte. Für meine angepeilten 1600mm wäre auch mindestens ein 12 Zöller mit etwa 1400mm von Nöten. Zwei Zoll mehr klingt zwar erstmal super, bedeutet aber auch einen Aufpreis von gut 25%.

Das wiederum stößt finanziell das Tor zu einem 12 Zoll RC auf. Dieser besitzt zwar bei f/6,4 mit knapp 2000mm (vermutlich) wieder zu viel Brennweite, aber kontert dafür mit mehr Flexibilität. So ein RC kann für helle kleine Objekte, wie Planeten und planetarische Nebel, ruhig mit f/10 und somit mit knapp 2400mm Brennweite genutzt werden. Mit einem 0,67 Reducer, den ich zufällig schon besitze, kann man den 12 Zoller auch bis auf 1600mm herunterdrücken. Allerdings wird hier nur noch ein APS-C Sensor sinnvoll ausgeleuchtet.

Es wird also nicht einfacher umso mehr ich darüber nachdenke. Ich vermute mal das ich mir diesbezüglich noch einige Gedanken machen werde und sicherlich noch den ein oder anderen Artikel dazu veröffentlichen werde.

CS, Dimi

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