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Es ist ein 10 Zoll Newton! So jetzt ist es raus und ich komme so erst gar nicht in die Versuchung eine künstliche Spannung aufzubauen. Wie es zu dieser Erkenntnis kam und welches Modell genau meine kleine Sternwarte in Zukunft beehren wird, erfährst du dann aber doch erst im weiteren Verlauf des Artikels.
Das Ende einer Schmidt-Cassegrain Ära
Für die Astrofotografie, an meinen festen Standort, war mein alter LX200ACF mit seinen 14 Zoll und 3,5 Meter Brennweite einfach viel zu lang (siehe Artikel). Zwar konnte der 0,67 Reducer die Brennweite auf knapp 2,4m verkürzen, was aber mit einem sehr engen Gesichtsfeld erkauft wurde und mir bis zum Erwerb der sündhaft teuren Guidingkamera Probleme beim Autoguiding gebracht hat. Astrofotografisch beschränken sich die Vorteile dieser Optik also eher auf kleine sehr helle Objekte wie Planeten oder einige planetarische Nebel. Für meine zukünftigen Pläne gab es daher zwei gravierende Probleme.
Problem Nummer 1 war die zu lange Brennweite und Problem Nummer 2 das sehr eingeengte Gesichtsfeld.
Mein ursprüngliche Plan bestand also darin den 14 Zöller gegen ein baugleiches Modell mit „nur“ 12 Zoll einzutauschen. Damit hätte ich schon mal die Brennweite auf 3000mm verkürzt. Im Verbund mit einem moderaten 0,8 Reducer wäre das Sichtfeld noch annehmbar ausgeleuchtet, auch wenn es hier ebenfalls zu Abschattungen kommen würde. Die Brennweite wäre mit knapp 2,5 Meter aber immer noch genauso lang wie vorher und so gesehen kein Fortschritt.
Ich müsste mit der Öffnung also noch weiter herunter und wäre nunmehr bei 10 Zoll angekommen. Zehn Zoll klingt zwar im ersten Moment nach einem ganz miesen Kompromiss, wäre aber laut dem MTF-Analyzer immer noch im Soll was die Auflösung betrifft und sogar die „wirtschaftlichste“ Anschaffung wenn man den geringen Schärfeverlust von nur 1,4% (theoretisch) in Betracht zieht. Also kein wirklicher Nachteil, wenn nicht der 10 Zöller mit geplanten 0,8fachem Reducer immer noch eine Brennweite von knapp 2 Meter hätte. Bei einem Öffnungsverhältnis von f/8 wohlgemerkt.
Schnell wurde mir klar das ich mit so einem System nicht weiterkommen würde. Ich musste mir also eher Gedanken über das Öffnungsverhältnis machen. Mit einem schnelleren Öffnungsverhältnis würde ich bei gleicher Öffnung automatisch die Brennweite reduzieren und da ich auf der Suche nach einem kompakten Gerät war, landete ich so beim Ritchey-Chrétien.
Das Ritchey-Chrétien (Truss) Teleskop
So ein Ritchey-Chrétien könnte also die Lücke zwischen noch genügend langer Brennweite mit akzeptablen Öffnungsverhältnis schließen. Der 12 Zöller mit einem 0,8x Reducer hätte mit f/6,4 sogar ein schnelleres Öffnungsverhältnis als das Schmidt-Cassegrain und wäre dabei immer noch mit einem akzeptabel ausgeleuchteten Sichtfeld gesegnet. Dummerweise bleibt da immer noch die Brennweite von knapp zwei Meter, was weit über den geplanten maximalen 1600mm liegen würde (siehe Artikel).
Also auch hier eine Nummer kleiner. Der 10 Zöller hätte mit einem 0,8x Reducer eine Nennbrennweite von 1625mm, bei relativ schnellen f/6,4. Der hier einzugehende Kompromiss wäre aber relativ groß. So kratzt die Brennweite weiterhin am oberen Limit, wohingegen das Öffnungsverhältnis und das Sichtfeld eher in Richtung akzeptabel tendieren würde. Das öffnete wiederum die Tür zu einem großen Newton mit großem Gesichtsfeld und schneller Blende.
Der Fotonewton
Ein 12 Zoll f/4 Newton hätte eine Brennweite von 1220mm, ein gut ausgeleuchtetes Sichtfeld und wäre mit f/4 obendrein noch wahnsinnig schnell. Nach meinen Geschmack dürfte es ruhig etwas langsamer sein und so wäre ich mit einem 1,15x Korrektor mit f/4,56 bei einer Brennweite von knapp 1400mm – Perfekt! Gäbe es da nicht ein „großes“ Problem!
So ein 12 Zöller Newton ist groß, verdammt groß! Für meine kleine zwei Meter Sternwarte eigentlich schon zu groß. Zwar überbietet der Newton in der Gesamtlänge mein 14 Zoll Meade mit Kamera und Equipment kaum, aber mehr als die Hälfte davon machte die Taukappe und das sehr dünne und kaum raumeinnehmende Equipment wie Okularauszug, Kamera und OAG aus. Hinzu kam noch der Vorteil das der Schmidt-Cassegrain recht kopflastig war und so schön mittig, beinahe hecklastig auf der Montierung platziert werden konnte. Dennoch streifte beim ersten Versuch die Taukappe an der Kuppel, was mich dazu nötigte diese um 2 Zentimeter einzukürzen.
Der 12 Zoll Newton hingegen ist eine 125 Zentimeter lange Röhre, welche obendrein noch hecklastig ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit müsste ich den Newton außermittig nach vorne auf die Montierung platzieren, was innerhalb der Kuppel zu einem echten Problem führen könnte. Also aus der Traum vom 12 Zöller Newton, aber so ist das halt.
Gehe ich auch hier abermals eine Größenstufe herunter, lande ich beim 10 Zöller f/4 Newton. Dieser ist mit einer Länge von knapp einem Meter kurz genug für meine Sternwarte, besitzt aber eine Brennweite von nur 1000mm. Mit einem 1,15x Korrektor verlängert sich die Brennweite auf 1,2 Meter bei immer noch schnellen f/4,56.
Alles nur ein fauler Kompromiss ?
Was lernen wir daraus? Das perfekt Teleskop gibt es nicht! Wer hätte das gedacht. Die Kunst besteht also eher darin das für sich bestmöglichste Teleskop mit den wenigsten Nachteilen zu finden. Ich bin hier eben beim 10 Zoll f/4 Newton gelandet. So ist das nun mal und da beißt die Maus keinen Faden ab (die Redewendung habe ich noch nie verstanden).
Was mit jetzt noch fehlt ist der richtige Anbieter und wenn es um qualitativ hochwertige und noch bezahlbare Photonewton geht, fallen meist zwei Namen. Lacerta und TS-ONTC. Entschieden habe ich mich für den TS-ONTC Newton, was natürlich auch wieder auf Abwägung basierte. Teleskop-Service (also TS) befindet sich bei zügiger Fahrweise nur knapp eine, wenn ich mir Zeit lasse 1,5 Stunden weit von mir weg. Das ist quasi ein Katzensprung wenn es darum geht das Teleskope vorher Live anzuschauen und bei Bedarf dem Händler um die Ohren hauen zu können. Ich kann also bei Nichtgefallen meine ganze Aggression mitnehmen, was mir bei einer fünf Stunden langen Autofahrt nach Niederösterreich schon schon schwerer fallen würde 😆
Ich bin mir aber sicher das Lacerta super Newton Teleskope zusammenbaut, keine Frage.
Das TS N-AG10 Newton
Da mich seit Anbeginn das Traumata eines schlecht ausgeleuchteten Sichtfelds verfolgt hatte, wollte ich dieses Problem für alle Zeit mit dem N-AG10 verbannen. Eingekauft wird das ganze mit teurem Zubehör aus 3 Zoll Okularauszug und 3 Zoll 1,15x Koma Korrektor. Mit dieser Ausstattung sollte das System spielerisch mit meiner SVBony 405CC samt OAG zurechtkommen und auch für zukünftige Kameras gerüstet sein, so mein Gedanke.
Technische Daten N-AG10
Öffnung: 254 mm / 10″
Öffnungsverhältnis: f/4
Effektives Öffnungsverhältnis: f/4,56 (durch den Verlängerungsfaktor des Korrektors)
Brennweite: 1158 mm
Fangspiegeldurchmesser: 88 mm
Tubusmaterial: Carbon – Wandstärke 7 mm
Hauptspiegelfassung: voll justierbare Hauptspiegelfassung – 9-Punkt-Spiegelauflage, computeroptimiert
Gewicht mit Korrektor: ca. 14,2 kg
Trotz der Einschränkung meines ursprünglichen Plans der mich grinsend neben einem 12 Zoll RC-Truss gesehen hat, freue ich mich schon riesig auf mein neues Teleskop. Der Newton muss natürlich erst noch zusammengebaut, überprüft und kollimiert werden und kann dann irgendwann von mir abgeholt werden.
Ich denke das ich in Zukunft viel Freude mit diesem Gerät haben werde, auch wenn ich mich erst noch an einen Newton gewöhnen muss.
CS, Dimi
Hallo Dimi, ich habe mit Interesse Deinen Bericht über die geplante Neuanschaffung eines neuen Teleskops gelesen. Als ich anfing zu lesen, habe ich gleich an den ONTC gedacht. Warum? Weil ich den ONTC1010 selber bereits fast 3 Jahre im Einsatz habe und sehr überzeugt von dem Produkt bin. Du wirst sehr viel Spaß mit dem Gerät haben. Gruß aus Norddeutschland. Gerd
Hallo Gerd,
das zu lesen ist ja toll. Ich denke auch das ich glücklich mit meiner Entscheidung werde. Zu lesen das du den ONTC schon seit fast 3 Jahren besitzt und immer noch davon überzeugt bist, rundet die Sache für mich natürlich noch ab. Aktuell heißt es aber noch warten bis das Ding zusammengeschraubt ist.
Ein fränkisches Servus,
Dimi