Günstig oder schon billig? Das Omegon SWAN 38mm und 26mm Okular

Wir sollten, bevor ich mit diesem Artikel weitermache, ein paar Dinge klären. Das erste ist meine Expertise. Ich bin weder ein gelernter Optiker noch Optotechniker, noch habe ich die Möglichkeit irgendwelche Tests auf Labor Niveau durchzuführen. Ich kann lediglich über mein subjektives Erlebnis mit diesen beiden Okularen berichten.
Das zweite betrifft meine Ausrüstung, meine verwendete Optik ist mit einem f/10 Schmidt-Cassegrain sehr gutmütig. Nicht umsonst werden für schnellere Optiken ab f/5, sehr gerne Okulare der Marke Televue* empfohlen.

Warum das Omegon SWA

Neben meinem „Standard“ Okular für Galaxien (Link: Das 34mm Explore Scientific 68° Okular, mein Galaxienokular), wollte ich noch zwei weitere Okulare dessen Brennweite zwischen dem nächst größerem (56mm) und dem nächst kleinerem (20mm) Okular liegt. Allerdings war ich nicht gewählt hunderte von Euros pro Okular auszugeben. Ich bin der Meinung das für ein perfektes Okular, auch ein perfekter Himmel von Nöten ist. Ein Bortle-Skala 4 (bestenfalls 3,5) Himmel, den ich hier habe, ist weit von einem perfektem Himmel entfernt.

Also zusammengefasst sollten meine zukünftigen Okular günstig sein, von der Brennweite zu meinem Setup passen, ein relativ großes Eigengesichtsfeld haben und wenn möglich einen 2 Zoll Anschluss besitzen. So landete ich bei den 70° Okularen „Omegon SWAN 38mm*“ und „Omegon SWAN 26mm*“

Technische Daten

SWAN 38SWAN 26
Brennweite:38mm26mm
Eigengesichtsfeld:70°70°
Linsenanzahl:55
Anschluss:2″2″
Homofokaljaja

Mein erster Eindruck

Obwohl ich beide Okulare für relativ günstig halte, machen sie einen sehr hochwertigen Eindruck. Beide Okulare besitzen einen 2 Zoll Anschluss und sind komplett aus schwarzen Metall gefertigt.
Glänzende oder spiegelnde Bereiche innerhalb der Optik konnte ich nicht erkennen.

Bei beiden Okularen lässt sich die gummierte Augenmuschel stufenlos verstellen. Was mir bei Okularen ganz lieb ist, da der ansonsten festvorgegebene Augenabstand oftmals keinen Streulichtschutz mehr bietet. Nicht selten endet bei „billigen“ Okularen die Gummiauflage der Augenmuschel weit vor dem Auge und lässt so das Umgebungslicht perfekt durchscheinen.
Das SWAN 26mm bringt 255 Gramm auf die Küchenwaage und das große 38mm stolze 632 Gramm, also ein wahres Schwergewicht.

Augenabstand

Ich persönlich empfinde einen Augenabstand von mehr als 30mm als unbequem. Übrigens genauso wie einen Augenabstand unter 9mm. Daher entschied ich mich auch dereinst für das Omegon Super Plössl 56mm*, denn dieses besaß als einziges Plössl über 50mm Brennweite, einen Augenabstand von unter 30mm.
Da es für die Omegon SWA Okulare leider keine Angaben zu besagten Augenabstand gab, war ich überglücklich festzustellen das der Abstand gefühlt bei etwa 22 bis 25mm liegt.

Das Gesichtsfeld

Seinerzeit wurde das „Televue Panoptic 41mm*“ (roter Kreis), als das maximalst mögliche an Eigengesichtsfeld mit einem 2 Zoll Anschluss verkauft. Ich gehe mal davon aus das diese Aussage auch stimmen mag.
Das 38mm Omegon SWAN, mit seinen 70° Eigengesichtsfeld (grüner Kreis), besitzt beinahe das maximal mögliche Gesichtsfeld.

Grün: Omegon SWAN 38mm. Blau: Omegon SWAN 26mm (www.astronomy.tools.com)

Das Omegon SWAN 26mm liegt wie zu erwarten ein ganzes Stück darunter und irgendwo dazwischen befindet sich das Explore Scientific 34mm Okular.

Erfahrung in der Praxis

In der Praxis erwies sich das Omegon SWAN 38mm als überaus gefällig. Verzerrungen oder Farbfehler konnte ich beinahe nicht feststellen. Allerdings muss man die letzten 1 bis höchstens 2 Grad des Gesichtsfelds wissentlich ignorieren, denn hier tritt eine Unschärfe auf.
Das ist aber bei weitem weniger dramatisch als es sich anhört! Glücklicherweise handelt es sich hier nicht um einen fließenden Übergang von unscharf zu scharf über mehrere Grad hinweg, sondern um eine harte Bruchkante. Der restliche Bereich ist von gleichbleibender Schärfe bis hin zum Zentrum.

Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich musste für ein optimales Bild etwas gefühlvoller am Fokussierrad des Meade´s drehen als beim Explore Scientific 34mm. Ist die schärfe aber gefunden, zeigt sich ein homogenes und angenehm scharfes Bild ohne Verzerrungen oder Schweifsterne.

Omegon SWAN mit Heizband

Ansonsten schaue ich sehr gerne durch das Omegon SWAN 38mm. Ein Störlicht ist dank der verstellbaren Augenmuschel nicht vorhanden und generell gibt es keine Reflektionen innerhalb der Optik.
Der berühmtberüchtigte Kidney-Bean-Effekt blieb aus und von der Transparenz (Transmission) konnte ich keinen Unterschied zum deutlich teurerem Explore Scientific feststellen. Einen Farbeinschlag habe ich auch nicht ausmachen können.
Getestet wurde bei mir in der Sternwarte unter einem Dorfhimmel in der Nähe einer Kleinstadt. Die Nächte sind zwar sehr dunkel, aber mit aufgehelltem Horizont. Gut möglich das unter einem perfektem Nachthimmel in Alpennähe oder in Sternenparks der Explore Scientific mehr Vorteile ausspielen kann.

Das 26mm Okular kam bisher etwas weniger zum Einsatz, dennoch würde ich dem Okular die gleichen Eigenschaften zusprechen wie dem großen SWAN 38mm.

Fazit

Kann man bei einem Straßenpreis von knapp 180€ für das „Omegon SWAN 38mm*“ und 140€ für das „Omegon SWAN 26mm*“ Okular noch von günstig reden? Ich denke für das gebotene schon. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass wenn ich das Explore Scientific 34mm nicht besessen hätte, ich es auch nicht weiter vermissen würde. Aber es ist nun mal in meiner Sammlung und dank seiner kleinen Vorteile, immer noch Referenz wenn es um DeepSky Beobachtungen geht.
Zum Abschluss muss ich es einfach nochmals erwähnen! Meine f/10 Schmidt-Cassegrain Erfahrung kann man nicht eins zu eins auf schnellere Teleskope übertragen. Vor allem die Randunschärfe wird vermutlich bei einem f/5 Newton etwas auffälliger sein. Hier wären Erfahrungen echt wünschenswert.

Alles im allen würde ich der Omegon SWAN Familie* ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis zusprechen.

CS, Dimi

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