Gedanken über das richtige Teleskop für meine Skywatcher (N)EQ-5 und warum ein N 200/1000 eine schlechte Wahl ist.

Das ging dann doch schneller als erwartet, denn eigentlich wollte ich mein „teuer“ erstandenes 70/900 Linsenteleskopnoch mindestens noch ein Jahr lang behalten und mir erst danach Gedanken über einen Nachfolger machen. Allerdings ist ein Jahr für einen Einsteiger schon eine beinahe unüberbrückbare Zeit und mein altes Linsenteleskop schrie geradezu nach einer Zwischenlösung.

Das „Übergangsteleskop“ sollte demnach die Lücke zwischen meinem kleinen Refraktor und dem zukünftigen Schmidt-Cassegrain oder ähnlichem schließen. Das wichtigste hierbei war ein verhältnismäßiger Preis, denn mehr als 400€ wollte ich für eine Zwischenlösung nicht ausgegeben.

Alles nur kein Newton

Ursprünglich wollte ich eigentlich beim Linsenteleskop bleiben oder zu einem günstigen Maksutov wechseln. Was ich aber auf keinen Fall wollte, war der Wechsel ins Newton Lager. Einen Grund gab es nicht, zumindest keinen triftigen. Der für mich wesentliche Grund war einfach die Andersartigkeit und da die drei astronomischen Kollegen die ich kenne einen Newton besitzen, wollte ich hier unbedingt eine Sonderstellung einnehmen.

Darüberhinaus gab es aber noch einen echten Grund und dieser hat etwas mit meiner parallaktischen Montierung zu tun. Meine Montierung besitzt bei einen Blickrichtungswechsel, also z.B. von Nord nach Süd, die Eigenart das Teleskop um die eigene Achse drehen zu lassen. Das wirkt sich bei Teleskopen mit hinten angebrachten Okularauszug kaum aus, führt bei einem Newton mit seitlich angebrachten Okularauszug aber dazu, dass sich das Okular dann auch in der entgegengesetzten Richtung befindet und demnach nach unten zeigt. Das heisst es dann jedesmal die Rohrschellen zu lockern und das Telekop um 180° zu drehen. Übrigens besitzt diese Eigenart jede parallaktische Montierung, nicht nur meine.

Viele Teleskope wenig Erfahrung

Mein nächstes Fernrohr sollte demnach seinen Okularauszug hinten haben und was man nicht vergessen sollte, nicht allzu teuer sein. Refraktoren spielen genau in dieser Liga und ein Refraktor mit 130mm Öffnung, oder gar 150mm, wäre schon eine Versuchung wert. Leider erzeugen Refraktoren konstruktionsbedingt Farbfehler. Diese werden umso deutlicher, je größer die Öffnung des Refraktors ist. Das Problem ließe sich zwar mit einem mehrlinsigen Apochromaten umgehen, würde aber ein riesiges Loch in die Haushaltskasse und mit Sicherheit auch in meine Beziehung reißen.

Eine andere Lösung wäre der Kauf eines Katadioptrischen Teleskops wie einem Cassegrain oder Maksutov. Diese Mischformen aus Spiegel- und Linsenteleskop sind super kompakt, verhältnismäßig leicht und mit steigender Öffnung schweineteuer. Nebenbei eilt ihnen der Ruf voraus Spezialisten für Planeten und kleinere Himmelsobjekte zu sein. Dank ihres komplexen Aufbaus sind sie auch etwas Lichtschwächer als Linsen oder Newton Teleskope.

So langsam wurde es also eng mit meinem Vorhaben „günstig aber newtonfrei“. Also ging ich ein letztes mal alle in meiner Preisregion befindlichen Teleskope durch und musste am Ende dann doch eingestehen, dass so ein Newton einfach die cleverste Lösung ist.

Es ist…

  • relativ günstig bei großer Öffnung
  • besitzt keine Farbfehler, dafür einen hohen Kontrast
  • ist relativ leicht
  • benötigt bauartbedingt keinen Zenitspiegel
  • und passt sich schnell der Temperatur an

Die Nachteile halten sich dabei in Grenzen:

  • Muss ab und zu justiert werden
  • Bei einem Blickrichtungswechsel muss der Tubus gedreht werden

Welches Newton für die EQ-5

Da die Wahl also auf ein Newton fiel, stellte sich mir nur noch die Frage was für eines. Es ist zwar ein alter Hut, aber Öffnung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Öffnung. Eine Grenze bei der Größe eines Newton setzt nur das Gewicht welches die Montierung tragen kann. Meine Skywatcher NEQ-5 trägt laut Hersteller bis zu 10 kg Gewicht und das Newton was dem am nächsten kommt ist das N 200/1000. Dieses wird sogar als Set mit der EQ-5 Montierung* angeboten.

Skywatcher Teleskop N 200/1000 Explorer 200P EQ5
Bild: Astroshop.de*

Die Bewertungen bei den Käufern fallen dabei durchweg positiv aus und zwar shopübergreifend. Komischerweise wird in den sozialen Netzwerken genau das Gegenteil behauptet. Zu schwer sei das Teleskop und für die Montierung zu lang, sagt man da. Da stellte sich für mich als Anfänger natürlich die Frage wem ich nun vertrauen soll? Den Besitzern, die womöglich Anfänger sind und bei der Rezession noch keine wirkliche Ahnung hatten oder den „Alten Hasen“, die vielleicht noch nie im Besitz der Kombi waren und nur von der Theorie her wissen das es kacke sein soll?

Das riecht nach stundenlanger Recherche

Ich hatte mir dann die Mühe gemacht Besitzer dieser Kombination im Internet ausfindig zu machen und diese per Mail nach ihrer Erfahrung zu befragen. Als Alternative habe ich noch bei den zwei bekanntesten deutschen Online-Shops angefragt. Am Ende hatte ich dann vier Antworten bekommen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.

Der erste war ein Astrofotograf aus Frankreich und dieser schrieb mir sinngemäß folgendes:

„…ich habe mit dem NEQ5 angefangen, aber diese Montierung ist zu schwach für den 200/1000. Wenn sie Astrofotografie machen möchten, sollten sie gleich auf die EQ-6 setzen, diese ist perfekt für das N 200/1000“.

Der zweite war, wie sich später herausstellte, ein Berater für Teleskope und schrieb mir folgendes:

„…visuell ist diese Kombination gut. Fotografisch eher unterdimensioniert. Dann lieber den 150/750 auf NEQ-5 nehmen…“

Die dritte Antwort kam diesmal von einem Händler. Da ich nicht wusste ob es erlaubt sei Händler bei ihrem Namen zu nennen, nenne ich ihn einfach mal „Kosmosstore“. Seine Antwort lautete wie folgt:

…vielen Dank für Ihre Anfrage. Diese Kombination ist grenzwertig aber würde ausreichen für visuelle Beobachtung und Planetenfotografie. Für DeepSky Fotografie wäre ein Montierung im Bereich der EQ-6 angebracht…“

Die vierte Antwort erhielt ich von einem Händler bei dem ich auch nicht genau weiß ob ich seinen Namen nennen darf und nenne ihn deshalb „Fernrohr-Eilzustellung“. Dieser antwortete mir folgendes:

„…da muss ich mich den Meinungen in den Foren anschließen. Ich würde auch keinen 8″ Newton auf einer NEQ5 betreiben.“

Für mich persönlich hatten alle Angaben folgende Kernaussage: „Die EQ-5 ist mit einem 200mm Newton am Limit“ Am meisten überraschte mich aber die Ehrlichkeit des letzten Händlers. Er hätte mir auch schreiben können das es schon irgendwie geht, nur in der Hoffnung das ich bei ihm die Kombi vielleicht kaufen würde, dass hat er aber nicht.

Kurzfristig habe ich auch über ein F4 Newton nachgedacht, also einem N 200/800. Dieser ist kürzer, hat dadurch eine kleinere Hebelwirkung auf die Montierung und ist auch noch leichter als das N 200/1000. Hier ist aber die Meinung eindeutig und ausnahmslos jeder rät für die visuelle Beobachtung von diesem Teleskop ab. Außer man scheut den immensen Kostenaufwand für F4 taugliche Okulare nicht, was immer das heißen mag.

Spezielle Newtons für Astrofotografie

Der Drops war also gelutscht und die Sache geklärt! Ein Newton mit 150mm Öffnung und einer Brennweite von 750 mm musste her. Das ist zumindest, so die Meinung vieler Amateurastronomen, der beste Kompromiss aus visueller Beobachtung und astrofotografischen Einstieg. Damit wäre ja jetzt alles geklärt, oder?

Mitnichten! Zwar ist das N 150/750 (*) tatsächlich ein guter Allrounder, aber Vorsicht ist bei der Astrofotografie geboten. Was ich nämlich bis Dato nicht wusste, war das ein „normales“ F5 Newton einen relativ langen Okularauszug besitzt. Das ist zwar super für die visuelle Beobachtung, aber suboptimal für die Astrofotografie. Bei der Fokalfotografie, so nennt man das fotografieren ohne Okular, wird die Kamera mittels einem Adapters direkt in den Auszug des Telekops gesteckt und hierbei tauchen nicht selten Fragen wie folgt auf:

„Mein Okularauszug lässt sich für Astrofotografie nicht weit genug einfahren! Kurz bevor das Objekt scharf wird, ist der Einzug am Ende.“

Das ist tatsächlich ein Problem, denn die Kamera möchte im Gegensatz zum Okular einen relativ kurzen Weg zum Fangspiegel. Wer also das Newtonrohr als „Objektiv“ verwenden möchte, muss darauf achten das sich der Okularauszug weit genug einfahren lässt (Backfokus – Wikipedia). Ansonsten bleibt einem nur noch die Möglichkeit den Okularauszug abzusägen, was irgendwie doof ist, oder neu zu kaufen.

Glücklicherweise bieten einige Hersteller angepasste Newton Teleskope an. Die bekanntesten dürften das „Skywatcher PDS“ (*), das „Omegon ProNewton“ (*) und das „TS Optics Photon“ (*) sein. Ersteres wäre zwar das teuerste und vermutlich auch beste der Dreien, aber auch das begehrteste. Zum Kaufzeitpunkt war es nämlich schlichtweg nicht zu bekommen. Das Omegon und das Photon nehmen sich vom Preis her nicht viel, wobei letzteres die Hausmarke des Händlers ist, der mir bei der N 200 Anfrage am ehrlichsten erschien. Das war dann auch der Grund dieses Teleskop dort zu kaufen. Bisher bin ich sehr zufrieden mit dem Teleskop und ein Erfahrungsbericht wird mit Sicherheit noch folgen.


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