Nicht ganz günstig, dafür wertvoll! Meine Erfahrung mit dem CG-5 Montierungsservice

Wie kommt man dazu eine beinahe nagelneue Skywatcher EQ5 Montierung wegzuschicken, zerlegen zu lassen und dafür auch noch Geld auszugeben? Diese Frage ist wirklich nicht leicht zu beantworten, vor allem dann nicht, wenn man weiß das noch Restgarantie besteht. Dennoch bin ich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Warum? Das könnt ihr in meinem Artikel lesen.

Wie die Jungfrau zum Kind

Alles begann damit das mir eines Tages etwas merkwürdig vorkam. Eigentlich war ich bisher sehr zufrieden mit meiner neuen (N)EQ5 Montierung von Skywatcher. Sie ist äußerst stabil und das genaue andrehen mit Hilfe der Feineinstellung ist mit nichts aufzuwiegen (siehe Aufrüstwahn#1).

Eines Tages wollte ich aber mehr beobachten als „nur“ Mond, Jupiter und Saturn. Ich weiß! Von Saturn kann man nie genug kriegen, aber es gibt da auch noch die ein oder anderen Himmelskörper die sich lohnen. Eines dieser Objekte sind die Messier Objekte (Wiki), zur dessen Beobachtung aber eine bestimmte Methodik ihre Anwendung findet, das Starhopping.

Beim Starhopping wandert man mit Hilfe einer Karte von einem sichtbaren Stern zum nächsten, nur um am Ende über das ausgesuchte Himmelsobjekt zu stolpern. Ich für meinen Teil wollte zu Anfang ein relativ einfaches DeepSky Objekt aufsuchen und entschied mich daher für den M13 Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules.

Die Suche nach dem Häufchen brachte mich aber am Rand der Verzweiflung, denn es war mir absolut nicht möglich die von der Sternenkarte vorgegebenen Linie auch am Himmel zu folgen. Beide Achsen der Montierung wiesen irgendwie einen inneren Widerstand auf, sodass ich der Linie im ZickZack Modus folgen musste. Anfangs dachte ich noch die Klemmen der Montierung wären nicht richtig geöffnet oder ich bin einfach nur zu doof zum navigieren, aber nach ein Weile fiel mir auf das beides nicht Fall ist. Es musste also ein Fehler an der Montierung sein.

Mein erster Kontakt mit CG-5

In Online-Foren wurde ich auch relativ schnell fündig und dort watschte man meine Montierung als „Chinaschrott“ ab. Hauptsache schnell und Hauptsache günstig, sei die Devise hinter den billigen Skywatcher, Bresser und Co Geräten, hat man dort erzählt.

Na gut, dachte ich mir, die Aussagen mögen schon stimmen und haben auch sicherlich ihre Daseinsberechtigung, allerdings kam da noch der Satz der Sätze und bei diesem bekomme ich schon Würgereize wenn ich ihn höre: „Wer billig kauft, kauft zweimal„. Dieser Satz ist beinahe so doof wie „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung„.

Also ich will jetzt nicht behaupten das „China-Ramsch-Nörgler“ unrecht haben, ich kann aber diesen Satz nicht mehr hören. Der Preis spielt sehr wohl eine große Rolle, vor allem bei Einsteigern wie mir. Ein Vergleichbares Produkt aus dem Hause Losmandy, Vixen und Co kostet gut und gerne das fünffache und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, besser gesagt ich will mir das erst garnicht vorstellen, wie mein Frau reagiert wenn ich ihr erzähle das hier ihr nächster Luxus All-Inclusive Urlaub der ganzen Familie steht.

Glücklicherweise las ich zwischen den Zeilen das nicht alle Hoffnung verloren sei. Eine Montierungsoptimierungen kann hier wahre Wunder bewirken, las ich in der mittlerweile mehreren Seiten umfassenden Runde. Dabei fiel auch öfters der Name Chris Peters und sein kleines norddeutsches Unternehmen „CG-5 Montierungsservice„. Da die Kommentare über diese Firma ausschließlich positiv ausfielen, habe ich mich noch am gleichen Abend hingehockt und eine e-Mail an Herrn Peters verfasst.

Tags darauf bekam ich auch schon eine Antwort, gefolgt von einem regen e-Mail-Verkehr zwischen Chris und mir (Ich hoffe er hat nichts dagegen das ich ihn hier mit Vorname anspreche). Der erste Befund brachte eine leicht verbogene Gegengewichtstange meiner Montierung zum Vorschein (siehe Bild oben), ob da aber noch andere Schäden vorhanden sind, konnte er mir per Ferndiagnose natürlich nicht sagen.

Garantie oder Reparatur?

Trotz vorhandener Restgarantie, entschied ich mich die Montierung zur Optimierung einzuschicken. Diese Tatsache können wahrscheinlich die allerwenigsten nachvollziehen. Ich selber habe auch kurz überlegen müssen, habe mich aber dann für die CG-5 Optimierung entschieden. Hierfür gibt es zwei, eigentlich zwei Komma fünf Gründe.

Erster Grund ist ein neues Austauschgerät, soweit dieses überhaupt getauscht würde. Wenn ich Pech habe und für Pech bin ich immer gut zu haben, wird die Montierung zum Hersteller geschickt. Der Hersteller hat aber seinen Sitz in China und der Weg mit dem Eselskarren über die alte Gewürzroute kann schon mal dauern. Zumindest vermute ich das diese Art der Reise bei Garantiefällen noch durchgeführt wird, denn anders kann ich mir nicht vorstellen warum das warten auf die Retoure manchmal Monate in Anspruch nimmt. Aber lassen wir das, ich könnte ja „Glück“ haben und Grund zwei würde eintreffen.

Grund zwei wäre der Tausch des defekten Gegenstandes. Wenn ich Glück habe und die Montierung wird nicht im ganzen getauscht, dann wird das fehlerhafte Teil vor Ort (also in Deutschland) getauscht. Das klingt zwar ganz nett, aber ich kann mir bei bei aller Liebe nicht vorstellen das meine Montierung gründlichst zerlegt und auf alle Makel untersucht wird. Also kommt die alte Montierung zwar mit neuer Stange, aber mit weiteren nicht offensichtlichen Defekten zurück.

Hier kommen wir auch schon zu Punkt Zwei Komma Fünf. Ein wirkliche hundertprozentige Untersuchung findet bei der „Chinaware“ also vermutlich nicht statt, bei einem dreimal so teuren Japaner vielleicht schon, aber hier kann ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Also wäre ich dennoch gezwungen die „Neue“ Montierung untersuchen zu lassen. Ich spare mir also Punkt ein und zwei und schicke meine Montierung einfach direkt zur Montierungsoptimierung an die niedersächsische Grenze.

Die Idee hinter der Montierungsoptimierungen

Was genau ist denn jetzt eigentlich diese Montierungsoptimierung? Also im Grunde genommen handelt es sich hierbei um eine Generalüberholung mit allem Pipapo. Dabei wird die Montierung komplett zerlegt, gereinigt, allgemeine durchgesehen und vermessen, neu gefettet, frisch eingestellt und wieder zusammengebaut. Manchmal werden auch Bauteile erneuert oder nachbearbeitet.

Die dabei verwendeten Fette sind Eigenkreationen, welche noch namenlos sind und einfach nur 2020a und 2020b heißen. Es handelt es sich hierbei um Graphit-Schmierstoff welche eine hohe Druckbelastungen standhalten und über sehr gute Notlaufeigenschaften verfügen. Außerdem sind sie sehr gut auf weißem Gehäuse sichtbar, dazu aber später mehr. Genaueres über die Fette kann man auf der CG-5 Webseite finden, wie auch einige Fotos und Videos über Mängel an Montierungen.

Neben etwaige Toleranz-Vertuschungsversuche mit zähem Fett (siehe Video oben), gehören auch die ein oder anderen Lagerschäden oder leicht krumme Wellen zum Alltag der CG-5 Schmiede.

Mein Paket war also unterwegs und nach ein paar Tagen bekam ich auch schon eine Mail mit bitte anzurufen. Was soll ich sagen! Ich wäre natürlich nicht Ich, wenn ich nicht bis zum Ellenbogen in die Kloschüssel der Montierungen gegriffen hätte. Irgendwie habe ich das Gefühl das meine Montierung in allen Bereichen der schlechten Qualitätskontrollen mitspielen wollte. Nicht umsonst wurde ich zum „Knaller des Jahres 2020“ gekürt, aber seht euch einfach das Video dazu an.

Zumindest weiß ich das ich mich nicht zu doof für das Bewegen eines Teleskops angestellt habe, sondern einfach nur Pech hatte – viel Pech und ein Unternehmen das beim Seminar für Qualitätssicherung vermutlich nicht anwesend war.

Der Montierungs-Optimierungs-Praxistest

Zwei Schneckenwellen samt Schneckenwellenlager und einer gründlichen Graphitfettung später, kam das Paket nach nur knapp 14 Tagen bei mir an. Ich weiß jetzt nicht ob mit dem Eigenbraufett ein bisschen übertrieben wurde oder ob das versenden bei höheren Temperaturen zu diesem Missgeschick geführt hat, aber ganz weiß war meine Montierung nicht mehr ?.

Allerdings ließ sich das Fett leicht entfernen und nach nur ein paar Minuten erstrahle meine Skywatcher CG-5 (???) Montierung im neuen Glanz.

Das geilste aber war die neugewonnene Leichtgängigkeit, welche ich natürlich sofort im Video festhalten musste.

Ist das nicht Geil! Das hat die Montierung ohne Gewichte und Teleskop noch nie gemacht. Vorher war alles viel strenger und schwergängiger.
Um so aufgeregter war ich in der ersten Nacht, um da meine Qualität als „Starhopper“ testen zu können. Leider spielte das Wetter nicht mit und anstatt der wolkenlosen Vorhersage, zog es sich immer weiter zu. Das ist doppelt doof, da ich in der gleichen Woche mein neues Teleskop bekam und natürlich ohne Montierung noch nicht testen konnte.

Da Starhopping mit drei Sterne auf Dauer langweilig wurde, bin ich mit dem Sucher entlang der Wolkenformationen und den Baumwipfel gewandert. Das zumindest hat tadellos und super feinfühlig funktioniert. So hätte das mal vor zwei Wochen sein sollen.

Fazit

Gehöre ich jetzt zu denen die behaupten „Wer billig kauft, kauft zweimal“? Sicherlich nicht! Gehöre ich dann zu denen die „billige“ Montierungen bedenkenlos weiterempfehlen? Ich denke auch nicht! Es ist einfach schwer hier einen Kompromiss zu finden, wenn es keine Übergangslösung zwischen „billig“ und „sauteuer“ gibt. Ein guter Zwischenschritt wäre dann der den ich unbeabsichtigt beschritten habe. Also eine günstige Montierung kaufen und fachmännisch Überholen lassen. Denn trotz Folgekosten die sie eine Optimierung mit sich führt, fahre ich unterm Strich immer noch um einiges günstiger als mit japanischer „Luxusware“.

Ein Ersatz für Losmandy und Co ist die optimierte Skywatcher natürlich dennoch nicht, aber bei weiten feiner als das was man ab Werk bekommt. Wie dem auch sei, ich bin super zufrieden mit dem gelieferten Ergebnis und kann es kaum erwarten die Montierung samt Newton-Teleskop beim echten Starhopping zu benutzen. Ach so, trotz kleiner Sauerei an der Montierung, kann ich den CG-5 Service uneingeschränkt weiterempfehlen.

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