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Leider war mein erster Ausflug mit dem 14″ Schmidt-Cassegrain von recht kurzer Dauer, innerhalb eines viel zu kurzen Zeitraums war die Schmidt-Platte weiß und ich musste notgedrungen meinen Ausflug tief in die weiten des Alls beenden. Gerade der Herbst ist ja super bekannt dafür tagsüber viel Feuchtigkeit aufzunehmen und abends, wenn die Luft abkühlt und weniger des kostbaren Guts halten kann, wieder freizugeben. Das geschieht natürlich zum Leid der Sternengucker, die dann wiederum bemüht sind den Gesetzen der Natur ein Schnippchen zu schlagen.
Trockene Theorie
Um dem Beschlagen entgegenzuwirken, muss also die Luft ihre Feuchtigkeit weitgehend vor erreichen meiner Schmidt-Platte verloren haben. Oder sich wieder soweit erwärmen, dass sie ihre verlorene Feuchtigkeit wieder aufnehmen kann. Entscheidend hierfür, habe ich herausgefunden, ist die Taupunkttemperatur. Welche eigentlich nur die Temperatur angibt, die bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit erreicht ist. Die Taupunkttemperatur ist also Temperaturunabhängig (sehr verwirrend, ich weiß) und richtet sich nach dem Verhältnis zwischen Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Demnach kann sie bei -5°C genauso erreicht sein, wie bei +40°C. Je nach dem wie gesättigt die Luft ist. Wobei warme Luft mehr Feuchtigkeit binden kann als kalte Luft.
Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, verkompliziert sich ganze noch weiter indem sich die gesättigte Luft, die ja eigentlich ihr „Wasser“ noch halten kann, auf Oberflächen trifft die schneller auskühlen. Dann wird die Luft schlagartig inkontinent, was sich in meinem Fall in einer beschlagenen Schmidt-Platte widerspiegelt.
Soweit meine amateurhafte Recherche über die Theorie des Beschlagens, ich hoffe das sie einigermaßen richtig verstanden und vor allem wiedergegeben habe. Vermutlich ist die ganze Taupunkt Saga noch viel komplexer, aber was nutzt einem die beste theoretische Ausarbeitung, wenn in der Praxis die Linse immer noch beschlägt? Richtig gar nichts. Also musste ich zurück in die harte Realität des Beobachtens! Der einfachste Weg, und auch der von mir gewählte, ist das anbringen einer einer einfachen Taukappe. Hier kann die übersättigte Luft ihre Feuchtigkeit an den kalten Wänden der Taukappe abgeben, bevor sie die kühle Schmidt-Platte erreicht. Über das „wenn nicht“ möchte ich mir noch keine Gedanken machen.
Ursprünglich wollte ich mir ein Produkt der Marke Eigenbau anfertigen. Allerdings bin ich ehrlich, die schnell mal angelegte und häufig vorgeschlagene Isomatte, gefiel mir halt überhaupt nicht. Mir ist schon klar das es auf das Ergebnis ankommt, aber wenn ich mich zweimal übergeben muss bevor ich am Okular angekommen bin, bringt mir das auch nichts.
Der etwas professionellere Versuch, mit einer selbstgeklebten ABS-Platte aus dem Baumarkt und viel Vlies, hatte nur mäßigen Erfolg. Die Platte war einfach zu Dick und dadurch sehr starr und außerdem auch noch Sackschwer. Knapp 1,5 Kilo wog das Ungetüm, zu viel für meinen Geschmack.
Der zweite Versuch mit einer ABS-Platte nach Maß, wurde schnell wieder über Bord geworfen, da eine extra dafür zugeschnittene ABS-Platte in meiner Größe preislich wenig attraktiv war. Bei kleineren Optiken und Standardmaßen, hätte das ganze vielleicht wieder anders ausgesehen.
Farpoint Flexible Tauschutzkappe
„Vielfalt sieht anders aus“, das zumindest dachte ich mir als ich mich nach lieferbaren Taukappen für meine Größe umschaute. Es gab tatsächlich nur ein einziges Unternehmen welches Tauschutzkappe für mein 14″ Meade vorrätig hatte und das war die Firma Farpoint (Astroshop). Leider konnte ich im Internet nichts über die Qualität der Marke Farpoint finden. Entweder kauft die keiner oder aber sie ist noch relativ neu im Gewerbe der Taukappen.
Die Flexible Tauschutzkappe wurde zusammengerollt, umhüllt mit stabilen Paketpapier und zusätzlich in einen Karton geliefert. So gesehen kam die Platte völlig unversehrt bei mir an.
Die komplette Platte ist auf der Innenseite mit Vlies ausgekleidet, bis auf zwei schmale Streifen an den Seiten. An der breiten äußeren Kante der Innenseite befindet sich naturgemäß ein Klettverschluss, welcher beim erreichen des Klettverschluss an der gegenüberliegenden Außenseite eine Röhre erzeugt.
An der Längsinnenseite befindet sich ein etwas dickerer Gummistreifen, welcher eine erhöhte Haftung zum Tubus des Teleskops erzeugt. Laut in dem vom Hersteller gezeigten Video nimmt man zuerst Maß am Teleskop und verkleinert den Radius danach um ein paar Millimeter.
Das funktioniert erstaunlich gut und ist am Ende sogar stabiler als von mir erwartet. Ich hatte ja befürchtet das die Zylindrische Form zum Ende hin eiförmig wird. Immerhin ist das Material relativ dünn, denke 1mm ABS Kunststoff + ca. 1,5mm Vlies. Diese Angst war aber unbegründet, denn trotz pompösen Durchmesser von 41cm und einer Gesamtlänge von 51cm, biegt sich das Konstrukt glücklicherweise nicht durch.
Rein optisch ist diese Version auch um einiges erträglicher als mein provisorischer Isomattenversuch. Es ist zwar nicht ganz so hübsch wie die Meade eigene aus Aluminium (Amazon), aber dafür lieferbar und vor allem um einiges günstiger.
Der Test im freien
Wichtig ist aber der herbstliche Test im Freien und glücklicherweise gab es ein paar Tage später eine klare Nacht. Zumindest für ein paar Stunden. Für ausgiebige Weltraumtouren war die Wolkenlücke zwar zu klein, aber zum Test der Taukappe sollte es ausreichend sein.
Immerhin konnte ich am Ende knapp 3 Stunden am Balkon verbringen und während der ganze Zeit war meine Schmidt-Platte absolut taufrei. Das restliches Equipment hingegen nicht! Am Ende der Tour war der Tisch samt Tastatur mit einer ordentlichen Schicht aus Tauwasser benetzt. Sogar etwas mehr als in meiner ersten Nacht vor ein paar Tagen (Link).
Das nicht vorhandene Fazit
Eigentlich sollte jetzt ein Fazit kommen, allerdings ist eine Nacht einfach zu wenig für ein abschließendes Resümee. Die Qualität der Tauschutzkappe hingegen ist recht gut, eigentlich außerordentlich gut für den Preis. Die Nähte sind sauber verarbeitet und das Material relativ robust. Das eingeklebte Vlies weißt keine Blasen auf, auch wenn das auf den oberen Bild so aussieht, und klebt bis zum Rand hin sauber am Kunststoff. Einzig die haftende „Gummilippe“ besitzt eine Falte.
Bisher bin ich ganz zufrieden, denn immerhin handelt es sich bei der Farpoint Tauschutzkappe um die günstigste ihrer Art.
1 Gedanke zu „Der Taupunkt, die Farpoint Taukappe und die Hoffnung auf freie Sicht mit meinem 14″ Schmidt-Cassegrain“