Inhaltsverzeichnis
Es gibt Investitionen die einfach sein müssen und es gibt Investitionen bei denen man sich im Nachhinein fragt wieso man sie jemals getätigt hat. Eher seltener, aber dafür um so schöner, sind Investitionen bei denen man dachte das man sie nie missen würde, aber später feststellt das man nicht ohne sie sein kann. Das ZWO EFWmini 5×1,25″* gehört zweifelsfrei zu diesen Investitionen.
Meine Planetenaufnahme bisher
Meine Planetenbilder nehme ich seit gut einem Jahr mit der ZWO ASI 462 MC Color* auf. Diese Planetenkamera hat typischerweise keinen Infrarot Sperrfilter und nahm daher Fotos und Videos auch im nahen Infrarot auf. Das sieht nicht nur irgendwie Falsch aus, sondern bringt auch eine gewisse Unschärfe ins Bild (dazu später mehr).
Abhilfe für diese Problem schafft das einbringen eines zusätzlichen UV/IR Sperrfilters, der aus meiner ASI 462 eine „handelsübliche“ Farbkamera macht und die Planetenaufnahmen so gestaltet lässt, wie ich es mit meiner ZWO ASI 120 MC-S Color* gewohnt war.
Mehr schärfe durch Luminanz
Viele Planetenfotografen nehmen aber neben dem normalen RGB Video auch ein Luminanz Video auf, dass dann bei der Verarbeitung zum schärfen hergenommen wird. Bei Planeten besteht ein solches Luminanzbild meist aus Aufnahmen im nahen Infrarot, da rotes Licht weniger seeinganfällig ist.
! Achtung ! Es folgt gefährliches Halbwissen!
Allen Anschein nach kann man nicht das volle Farbspektrum der Kamera als Luminanzbild verwenden, da dass Infrarote Licht, sobald es eine Linse durchquert, anders bricht als das sichtbare Licht. Dadurch kann es zu Verschiebungen und Überlagerungen kommen, die sich am Ende als unscharfes Bild widerspiegeln. Man ist also dazu gezwungen das sichtbare Licht irgendwie auszugrenzen und nur das nahe Infrarote Licht passieren zu lassen, und das erreicht man mit dem Einsatz eines „IR-Passfilters“. Ein Vorteil des kurzwelligen roten und Infraroten Lichtes ist die Tatsache, dass es besser durch unsere Atmosphäre hindurch gelangt und dadurch weniger seeinganfällig ist.
Soviel zur Theorie und dem Halbwissen das ich über das Infrarote Licht besitze und zurück zur Praxis.
Was ich also benötige sind zwei unterschiedliche Filter. Einen der nur das normale RGB Licht passieren lässt, um Videos für die Farbinformation zu erhalten und einen weiteren Filter der nur das Infrarote (und Teile des roten Lichts) durchlässt, um so ein farbloses, aber dafür von Luftunruhe unbeeindruckteres und kontrastreiches Video zu erhalten.
Das Filterrad
Für meine ersten Luminanz Aufnahmen habe ich mir natürlich ein ganz einfaches manuelles Filterrad wie dieses* und zwei relativ günstige Filter („UV/IR Sperrfilter*“ und „IR-Passfilter*“) besorgt. Das hat auch ganz gut funktioniert, aber dennoch gab es kleinere Unzulänglichkeiten, die zwar nicht groß oder dramatisch waren, aber irgendwie doch nervig. Ich nenne sie mal Luxusprobleme.
Luxusproblem Nummer 1: Sobald ich am Filterrad drehte, habe ich soviel Kraft auf das Teleskop ausgeübt, dass sich die knapp 4m Brennweite am Monitor deutlich bemerkbar machten. Das führte stellenweise sogar soweit das ich die Montierung nachstellen musste, um den Planeten wieder mittig aufnehmen zu können.
Luxusproblem Nummer 2: Nach einer Weile wusste ich nicht mehr welchen Filter ich vor der Kamera habe und vor allem in welche Richtung ich drehen musste! Dazu sollte ich erwähnen das ich neben dem UV-IR Sperr- und Passfilter auch noch einen UHC und Mondfilter im Gehäuse des Filterrads untergebracht habe, und das mein 1,25″ Filterrad genau andersherum gedreht wird wie mein 2″ Filterrad. Zusätzlich kommt noch das ständige Umdenken hinzu, es macht nämlich gedanklich einen Unterschied ob ich vor dem Filterrad oder hinter dem Filterrad stehe.
Das alles wäre kein Problem wenn ich nicht in Zeitnot wäre, aber gerade Jupiter lässt mir dank seiner schnellen Rotation nur wenig Zeit zwischen den Aufnahmen. All das lies mich über die Anschaffung eines motorisierten Filterrades nachdenken.
Motorisiertes ZWO Filterrad EFWmini 5×1,25″
Abhilfe bei meinen „Problemen“ versprach ich mir einen motorisiertem Filterrad, von dem ich bisher immer dachte das ich darauf verzichten kann. Wie es der Zufall so will kam ich an ein gebrauchtes und relativ günstiges ZWO ASI EFWMini. Zwar fehlten die Steckhülse und die Aufnahme, aber dafür war der Preis im zweistelligen Bereich unschlagbar.
Bestellt man sich das EFWmini*, bekommt man eine ganze Reihe an Zubehör mitgeliefert. Unter anderem:
- Das motorisiertesFilterrad EFWmini
- ein 1,25″ Steckhülse (Kameraseitig)
- ein 1,25″ Adapter (Teleskopseitig)
- ein T2 zu T2 Adapter
- Abstandsringe (für ungefasste Filter)
- USB-Kabel
- Schrauben und Abdeckkappen
Bild: Astroshop.de
Unerwarteterweise ist das motorisierte und 300g leichte EFWMini sogar kleiner und schmäler als mein altes mechanisches Filterrad. Das hätte ich so nicht erwartet, nehme ich aber gerne mit.
Angesteuert und mit Strom versorgt wird das EFWMini über ein und dasselbe USB 2.0 Kabel (Stecker B). Spezielle Treiber sind nicht notwendig, da das EFWMini unter dem „Human Interface Device“ (HID) läuft, wie etwa Tastaturen, Mäuse und Joysticks. Zum Steuern/Bedienen benötigen wir dennoch einen Ascom Treiber, den wir auf der ZWO Webseite unter Software laden können.
Das ZWO EFWMini einbinden
Meine Aufnahmesoftware der Wahl ist natürlich FireCapture von Torsten Edelmann. Mit anderer Aufnahme-Software habe ich keine größeren Erfahrungen, denke aber das dass Prozedere sehr ähnlich ablaufen wird.
In FireCapture öffnet man zum Einbinden des Filterrades die „Einstellungen“ und wählt die Unterkategorie „Filter“ aus. Hier angekommen kann man seinen Filtern individuelle Namen vergeben.
Anschließend sucht man sich in den Einstellungen „Hardware“ die Unterkategorie „Filterrad“ aus und wählt dort den zuvor installierten ZWO EFW Ascom Treiber aus. Danach sagt man der Software nur noch welcher Filter sich in welcher Schublade des EFWMini befindet.
Zurück im Hauptfenster kann man dann einfach unter Aufnahme den gewünschten Filter auswählen bzw. wechseln. Mehr ist da nicht zu tun.
Der EFWMini ist dabei angenehm leise, so leise das ich anfangs die Kamera abgeschraubt habe um zu kontrollieren ob sich überhaupt etwas bewegt. Tatsächlich bewegt sich der gewünschte Filter auch immer auf dem kürzesten Weg zum Filter. Was heisst das? Das heisst wenn ich von Filter 1 auf den Filter 5 wechsle, sich das EFWMini nicht über Filter 2, 3 und 4 bewegt, sondern entgegen der normalen Drehrichtung von Filter 1 direkt zu Filter 5.
Ein Hauch von Luxus
In der Praxis spiegelt sich das Wechseln in Spaß und Freude wieder. Es begeistert einfach den Filter nur per Mausklick zu wechseln. Einfach im Drop-Down Menü den gewünschten Filter wählen und die Aufnahme starten. Noch Spaßiger wird das ganze wenn man einen Motorfokus besitzt.
Planet anfahren, Filter wählen, fokussieren, aufnehmen, Filter wechseln, bei Bedarf nachfokussieren und wieder aufnehmen. Alles nur mit dem Zeigefinger und der Bedienoberfläche von FireCapture. Ein Genuss.
Der Filterwechsel selber geschieht unheimlich schnell, es vergeht gefühlt keine Sekunde bis der nächste Filter bereit steht. Da frage ich mich doch wie ich all die Zeit ohne motorisierten Filterrad zurechtgekommen bin 😉.
Was natürlich noch fehlt ist meine Erfahrung mit einem Luminanzbild. Es ist schon so das dass Infrarote gestackte Bild mehr Details und somit auch mehr Informationen erhält, was vor allem in der Nachbearbeitung mit RegiStax auffällt. Es ist aber nicht so, dass man Welten an Unterschiede erkennen kann! Es ist mehr so das letzte Quäntchen an Verbesserung das man gerne mitnimmt. Wie immer macht halt der Himmel und dessen Qualität den Löwenanteil an einem guten Bild aus, aber beim kleinen Rest kann man mit einem Luminanzbild noch etwas mehr herauskitzeln.
Meine Frage ist natürlich ob mit hochwertigeren Filtern wie von Baader oder Astronomik noch mehr herauszuholen ist, aber das dürft ihr mir gerne in den Kommentaren schreiben.
CS Dimi
1 Gedanke zu „„Haben-Muss“ Zubehör: Das motorisierte Filterrad EFWmini von ZWO.“