Meine Erfahrung mit dem Omegon Panorama II 21mm

Meine Beobachtung des Nachthimmels fand bisher „nur“ in zwei Vergrößerungen statt. 100fach, mit dem 34mm Explore Scientific und 300fach, mit dem Omegon Super LE 12mm*. Letzteres kommt aber nur bei gutem Seeing und hauptsächlich für Planeten zum Einsatz. Ersteres dient im Wesentlichen zur Befriedigung meiner Deep Sky Gelüste.
Mein Teleskop, ein Schmidt-Cassegrain mit 14 Zoll Öffnung und 3550mm Brennweite, würde man in erster Linie als Planetenspezialist bezeichnen, aber Sie eignet sich auch hervorragend für DeepSky Objekte. Ja Sie! Meine Teleskope sind ausschließlich weiblich 😊. Solange das Objekt also nicht größer als ca. 0,65°, und damit etwas größer als die Vollmondscheibe ist, kann man quasi alles beobachten.

Vorgeschichte

Das war aber nicht immer so! Bis vor einigen Monaten war mein „größtes“ Okular noch das Baader Classic Plössl mit 32mm Brennweite und 0,45° Gesichtsfeld. Zusätzlich gesellten sich noch die Baader Classic Ortho 6, 10 und 18 Millimeter aus dem „Baader Q-Turret Satz“ dazu. Die Okulare sind für sich genommen wirklich sehr gute Optiken, passen aber nicht wirklich zu einem Teleskop mit 3,5 Meter Brennweite. Das 6mm Okular vergrößert fast 600x und könnte, wenn überhaupt, in der Atacama-Wüste Verwendung finden. Das 10mm Okular mit 355x Vergrößerung fand nur unter besten atmosphärischen Bedingungen seinen Weg in meinen Okularauszug und die Ergebnisse waren eher so lala und das 18mm Okular war mit knapp 200x Vergrößerung das einzig vernünftig verwendbare Okular. Hatte aber mit den Ortho typischen beengten Gesichtsfeld von etwa 1/4 Grad zu kämpfen.

Der damit verbundenen Wahrnehmungshorizont war für ernsthafte Galaxien Beobachtungen natürlich ein Witz und mein erster Gedanke galt genau diesen zu vergrößern. Aus diesem Grund wurde kurzerhand das *TS-Optics 100° x-Treme Okular XWA 20mm* gekauft, welches ja baugleich mit dem beliebten APM XWA HDC 20mm 100°* sein soll. Aufgeregt versuchte ich mich in der ersten klaren Nächten an ein paar Galaxien, vornehmlich M81, M82 und M33 und wurde bitterlich enttäuscht.
Natürlich lag der Fehler nicht wirklich am Okular, sondern in meiner sehr falschen Annahme das neben einem dunklem Himmel, rein die Größe des Gesichtsfeld von Bedeutung sei. Über den Umstand „Austrittspupille“ hab ich mir nicht nur keine Gedanken gemacht, sondern kannte ich bis dato schlichtweg einfach nicht. Nebenbei hatte ich ein kleineres Problem mit dem Einblickverhalten. Um das komplette Gesichtsfeld und somit auch das beobachtete Objekt überblicken zu können, musste ich mein Gesicht aktiv bewegen. Irgendwie fühlte sich das für die Beobachtung, samt der daraus resultierender Skizze, falsch an.
In der Konsequenz wurde das 21mm 100° wieder verkauft und durch das Explore Scientific 34mm 68°* ersetzt. Die bis dato wohl beste Entscheidung meines Lebens, astronomisch gesehen natürlich.

Seit dieser Zeit sind einige Vollmonde ins Land gezogen und ich hatte genügend Nächte in denen ich meine Beobachtungsfähigkeiten verbessern konnte. Mittlerweile kann ich mir sogar ganz gut vorstellen so ein 100° Okular zu besitzen. Natürlich hauptsächlich als Ergänzungsokular für die Detailbeobachtungen. Das eigentlich übergroße und unübersichtliche 100° Gesichtsfeld würde für die Orientierung recht hilfreich sein, während die inneren 70° für die Feinheiten der Beobachtung dienen würden. Für das Ergänzungsokular habe ich mir eine Austrittspupille von um die 2mm vorgestellt. Was bei meinem Teleskop etwa einer Brennweite von 20mm entspricht. Das führt mich nun endlich zum Omegon Panorama II.

Das Omegon Panorama II

Ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe bis ich begriffen habe das sich die Erfahrungsberichte des Omegon Panorama auf die erste Modellreihe beziehen. Darauf sollte man tunlichst achten wenn man sich auf die Suche nach Tests begibt. Erfahrungen über das Omegon Panorama II* findet man eher selten, sind aber auch vorhanden.
Von Beschreibungen wie „man kriegt was man bezahlt“ bis „grandiose Optik“, findet man wirklich alles über das Panorama II. Das ich mich für das Panorama II entschieden habe, hatte rein pragmatische Gründe. Erstens war es eines der wenigen lieferbaren 100° Okulare mit gewünschter Brennweite und zweitens wollte ich wissen welchen Lager der Rezessionisten ich angehöre.

Technische Daten

  • 21mm Brennweite
  • 100° Eigengesichtsfeld
  • Augenabstand 20mm
  • 118mm Höhe
  • 71mm Durchmesser
  • 705 Gramm Gewicht
  • Filtergewinde, Wasserfest und mehrfach vergütete Optik

Der erste Eindruck

Rein vom ästhetischen Standpunkt ist das komplett in schwarz und mit roten Streifen gehaltene Omegon Panorama II mit 21mm* ein echter Augenschmeichler. Es ist groß, es ist massiv und sieht wirklich schnieke aus.

Mir ist schon klar das Nachts alle Katzen grau sind und das Erscheinungsbild im finstern keinerlei Einfluss auf das Beobachten hat, aber es ist halt auch kein Nachteil seine Linsen in ein einigermaßen zeitgemäßes und schönes Gehäuse zu verpacken.
Darüber hinaus wirkt das Panorama II mit seine 700 Gramm auch äußerst wertig. Das fängt bei der eingeschwärzten 2 Zoll Aufnahme an und geht mit den großzügig, beinahe klobig aber dennoch formschönen Gummigriffen weiter. Vom Gesichtspunkt der Vitrinentauglichkeit würde ich den Panorama II auf jedem Fall einen Daumen nach oben geben.
Übrigens, rein Optisch erinnern das Okular an die MWA Modellreihe von Meade und seltsamerweise besitzen diese auch die gleichen Brennweiten. Zufall?

Genug der optischen Beweihräucherung und ran ans eingemachte! Geliefert wird das Panorama II mit zwei Schutzkappen, einem Microfasertuch und sonst nix. Es gibt kein Täschchen, Beutelchen oder sonst irgendwas. Naja, irgendwo muss man ja den Preis drücken.
Die Schutzkappe halten dafür bombenfest, was ja nicht bei jedem Okular der Fall ist. Der Staubschutzdeckel der 2 Zoll Aufnahme ist eher von gummihafter Natur und muss mit ein kleinwenig Kraftaufwand übergezogen werden. Der Deckel der Augenmuschel ist konisch geformt und saugt sich an die umgeklappte Augenmuschel regelrecht fest. Hier fällt bestimmt nichts ungewollt ab, weder Aufnahme- noch Augenmuschelseitig.
Die Augenmuschel selber wird in den Kommentaren eher als weich beschrieben, ich würde sie aber als ordentlich formstabil bezeichnen. Sie ist definitiv starrer als das wirklich herausragende Gummiteilchen des Explore Scientific, geht aber noch in Ordnung. Zumindest ist mir das etwas steifere lieber als so manch labbrige Teile, bei denen ich immer glaube das ich meine Augenhöhlen an „Lümmeltüten“ drücke.

Die Beobachtung

Wie gesagt befindet sich das Okular bei mir in einem gutmütigen f/10 Schmidt-Cassegrain mit 3550mm Brennweite. Die Vergrößerung beträgt dabei knapp 170x, die Austrittspupille liegt bei etwa 2,1mm und das Gesichtsfeld sollte in etwa 0,6° betragen. Eines gleich vorweg, nachgemessen habe ich das Gesichtsfeld natürlich nicht, aber rein vom Bauchgefühl würde ich eher von gute 90° Gesichtsfeld sprechen. Zumindest wenn ich das Gesehene mit dem errechneten von verschiedenen Simulatoren vergleiche.

Die Planeten Jupiter und Saturn

Die ersten Objekt auf meiner Reise waren die Planeten Saturn und Jupiter. Während Saturn noch ganz gut zu handhaben war und die Cassinische Teilung, sowie das zentrale Wolkenband des Planeten selber deutlich zu sehen war, blendete Jupiter.
Jupiter war einfach zu hell um Spaß beim Beobachten zu haben. Erst in Kombination mit einem Mondfilter erschloss sich mir ein angenehmes Bild. Bei beiden Beobachtungsobjekten fielen mir weder Farbfehler oder Farbstiche auf. Alles sah so aus wie gewohnt.

Der Herkuleshaufen M13

Das Omegon Panorama II sollte bei mir aber nicht bei Planeten zum Einsatz kommen, sondern in Regel als Unterstützung für Deep Sky Objekte. Was liegt da also näher als dem Parade Kugelsternhaufen einen kleinen Besuch abzustatten. Beim M13 Herkuleshaufen konnte ich in dieser Nacht bis zum Kern die Sterne auflösen. Dabei fielen mir weder Verzerrungen, Farbverfälschungen noch ein stark aufgehellter Randbereich auf. Einzig das Gesichtsfeld wirkt um etwa 10° kleiner als die angegebenen 100° vermuten ließen.

M27 Hantelnebel

Weiter ging meine visuelle Expedition mit dem M27 Hantelnebel. Auch hier konnte ich nur mit dem 21mm Okular den Zentralstern auflösen. Der Nebel selber war dabei überraschenderweise gut beobachtbar, sodass ich einen Blick inklusive OIII Filter wagte. Selbst hier war der Supernovaüberrest noch zu erkennen, wenn auch nicht so deutlich wie mit dem 34mm Okular.

M102 Spindelgalaxie

Neben ein paar offenen Sternhaufen, für die ein halber Grad großer Wahrnehmungshorizont echt viel zu wenig sind, warf ich noch einen Blick auf die nur 0,1° große Spindel Galaxie M102. Hier hatte ich doch tatsächlich ein Objekt gefunden welches nur mit dem 21mm Okular so richtig zu beobachten war. Das 34mm Okular zeigte nur eine etwas dickere kurze Linie, mit dem 21mm Okular konnte ich die Spindelform deutlich erkennen.
Da die Umgebung rund um M102 relativ Sternarm war, konnte ich einen genaueren Blick auf den Rand des Gesichtsfeld werfen. Es wurde in den Beschreibungen oft von einem deutlich aufgehellten Rand berichtet. Ich für meinen Teil konnte bei M102, sowie auch bei den anderen Objekten, so gut wie keine Aufhellung erkennen. Mit etwas Anstrengung kann man sich da schon was einbilden, allerdings liegt das im Niveau eines 82° 14mm Explore Scientific. Zu diesem Okular werde ich bestimmt auch noch einen Test schreiben.
Was aber tatsächlich vorhanden ist, ist eine Gewisse Randunschärfe. Diese ist zwar etwas auffälliger als beim Explore Scientific 34mm, für mich aber nicht wirklich störend. In der Sichtebene in der ich mit dem PanoramaII beobachte. ist alles knackscharf. Hier würde mir dennoch ein Vergleich zu den beinahe viermal so teuren TeleVue Okular Ethos 21mm (*) Okular interessieren.

Fazit

Das Hauptproblem des Omegon Panorama sind seine angegebenen 100° Gesichtsfeld, denn die bekommt man einfach nicht. Bei meinen Beobachtung lag ich gefühlt bei ca. 85°, welche sich aber dafür ohne schielen und super bequem betrachten ließen. Dabei entdeckte ich weder optische Verzerrungen noch Farbfehler und auch der Kidney-Bean Effekt war so gut wie nie anzutreffen. Einzig eine gewisse Randunschärfe in den letzen 5% ist zu erkennen, was einem aber hinsichtlich des Preises nicht wirklich verwundern dürfte.
Presst man sein Gesicht näher an die Optik und schielt mit aller Gewalt in die Ecken, ja ich weiß, klingt doof bei einem runden Okular, bekommt man nicht nur ein paar Grad mehr Gesichtsfeld, sondern auch ein leichtes Astigmatismus am Rand und den viel verschrienen Kidney-Bean Effekt. So oder so werden es aber nie und nimmer 100°, selbst wenn man in die Optik hineinkriechen würde.

Die wichtigste Frage ist aber ob mich das stört? Und Nein, dass stört mich nicht! Ich bin an dieser Stelle mal ehrlich. Ich bekomme beim Omegon Panorma II saubere und scharfe 85° für günstige 230€. Das entschuldigt natürlich nicht die falsche Aussage von 100°, macht aber den Umstand erträglicher. Omegon selber würde sich aber einen Bärendienst erweisen, würden sie die Panorama II mit 90° ausweisen.

Ansonsten möchte ich im Fazit nochmals erwähnen, dass ich mit dem f/10 Schmidt-Cassegrain ein recht gutmütiges Teleskop besitze und das die visuellen Eindrücke bei einem f/5 oder f/6 schnellen Newton anders ausfallen könnte.

CS Dimi


Omegon Panorama II 21mm Okular 2''
  • Weitwinkel-Okular mit 100° Gesichtsfeld
  • Gute Randschärfe: auch bei lichtstarken Teleskopen (f/4 geeignet)
Omegon Panorama II 15mm Okular 2''
Omegon Panorama II 15mm Okular 2''
Weitwinkel-Okular mit 100° Gesichtsfeld; Gute Randschärfe: auch bei lichtstarken Teleskopen (f/4 geeignet)
275,00 EUR
Omegon Panorama II 10mm Okular 1.25''
Omegon Panorama II 10mm Okular 1.25''
Weitwinkel-Okular mit 100° Gesichtsfeld; Gute Randschärfe: auch bei lichtstarken Teleskopen (f/4 geeignet)
235,00 EUR
Omegon Panorama II 5mm Okular 1.25''
Omegon Panorama II 5mm Okular 1.25''
Weitwinkel-Okular mit 100° Gesichtsfeld; Gute Randschärfe: auch bei lichtstarken Teleskopen (f/4 geeignet)
235,00 EUR

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