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Jetzt mal ehrlich, ich bin natürlich nicht wirklich aktiv auf der Suche nach einer Montierung für meine Sternwarte. Naja, irgendwie schon, aber hierfür fehlt mir halt derzeit das nötige Kleingeld! Dennoch spiele ich im Kopf immer wieder gerne meine Möglichkeiten durch. Wer weiß, vielleicht komme ich doch irgendwie an eine parallaktische Montierung für meine Balkonsternwarte.
Wirklich günstige Montierungen für ein 25 Kilogramm schweres Teleskop gibt es nicht und selbst wenn ich auf allerlei Schnickschnack wie einem hochauflösende (Renishaw) Encoder verzichte, liegen zwischen mir und meinem parallaktischen Traum ein ordentlicher Batzen und der Segen meiner Frau.
Mit recht höre ich schon einige Leser sagen:
„Was will der Spacko!? Erst ein dickes „Vierzehn-Zoll-Penisvergleichs-Teleskop“ haben wollen und dann jammern wenn das Zubehör teuer ist!“
Diesen Lesern möchte ich gerne auf meinen Artikel „MEIN „FIRST LIGHT“ MIT MEINEM „SECOND-HAND“ 14 ZÖLLER“ verweisen und der Tatsache das ich wirklich verboten günstig an ein komplettes Set aus 14 Zoll Schmidt-Cassegrain und GFK Sternwarte gekommen bin. Im Gegenteil, man hätte mich für komplett irre gehalten wenn ich nicht alles versucht hätte hier zuzugreifen 😁.
Mein Meade LX200 ACF Tubus* wiegt nackt knapp 26kg, hinzu kommt das etwas weniger als 2 Kilo schwere Guidescope 80/600* und geschätzte 4 Kilo für den restlichen Krempel wie Taukappe, Okularauszug, Kamera, usw. So lande ich bei einem Gewicht von etwa 32 Kilogramm. Also gehe ich mal meine Möglichkeiten durch:
Skywatcher EQ8-R Pro SynScan GoTo
Logischerweise landet man als erstes bei der Skywatcher EQ8-R Pro SynScan GoTo*! Die günstigste aller EQ8 Montierungen besitzt natürlich einen Riemenantrieb (gibt es eigentlich noch andere?) und einer Tragkraft von üppigen 50 Kilogramm.
Bild:Astroshop
Bei einer Teleskop Brennweite von 3,5 Meter, taugt der eingebaute Standard Encoder vermutlich für knapp eine Minute Belichtung. Allerdings kann man mit Autoguiding dieses Problem ganz gut umgehen. Den Aufpreis von etwa 3000€ für die Skywatcher EQ8 RH Pro*, kann ich mir dadurch sparen.
Ansonsten gibt es nix zu beanstanden an dem Bauteil, außer man glaubt den bösen Zungen die da sprechen das viel zu viel Plastik verbaut wurde. Aber was will man erwarten für unter 5000€?
JTW Trident Base P75
Vielleicht diese Montierung! Mehr als überrascht war ich über den Preis der JTW Trident Base P75*. Hier bewirbt man für unter 3000€ eine parallaktische Montierung mit unglaublichen 75 Kilogramm Tragkraft. Die Montierung selber sieht unheimlich stabil aus, zumindest stabiler als die Skywatcher Montierungen.
Bild:Astroshop
Allerdings hinterlässt das Angebot ein gewisses Gschmäckle, wie der Schwabe sagen würde. Bei dem günstigsten aller P75 fehlt ein Handcontroller und ein Encoder und da frage ich mich ob ohne Encoder ein GoTo überhaupt funktionieren würde? Nebenbei wird laut JTW auch kein rostfreies Stahl verbaut, wobei ich glaube das Astroshop* die rostfreie Variante im Angebot hat. Aber überhaupt, was ist nicht Rostfrei? Das Gehäuse, der Antrieb?
Immerhin würde man mit der rostfreien Montierung samt 24bit Encoder, laut Hersteller Webseite nur knapp 5000€ bezahlen. Aber alle Spekulation ist sowieso egal, da sich der Liefertermin immer wieder verschiebt und böse Zungen behaupten die Montierung wird nie Serienreif werden.
Skywatcher EQ6-R Pro
Überraschenderweise bin ich während meiner Recherche auch auf die Skywatcher EQ6-R Pro*, beziehungsweise auf die Skywatcher AZ-EQ6 GT* gestoßen. Obwohl die Montierung mit einer maximalen Tragkraft von 20 Kilogramm viel zu unterdimensioniert ist, scheint es nicht wenige Astronomen zu geben (link, link) die mit einer solchen Kombination erfolgreich sind.
Bild:Astroshop
Der Hauptgrund für so ein Abenteuer liegt in den Schrittmotoren der EQ6, welche bei Überbelastung ja nicht blockieren, sondern einfach nur durchrutschen und so nie durchbrennen können. Stellenweise wurden sogar die Gegengewichtsstangen verlängert um ein Gleichgewicht herstellen zu können. Ich bin ehrlich, hätte ich bei mir Zuhaue eine EQ6 herumliegen, ich würde es probieren. Viel schlimmer als meine aktuelle azimutale Montierung kann sie auch nicht sein. Kaufen würde ich sie mir aber eher nicht, 2000€ für ein Experiment ist mir dann doch zu viel.
Skywatcher CQ350 Pro
Sehr überraschend, und der eigentliche Grund meiner Recherche, ist die Skywatcher CQ350 Pro*. Die Skywatcher CQ350 kommt quasi ofenfrisch aus China und schließt die Lücke zwischen der Skywatcher EQ6 und EQ8. Somit wildert Skywatcher im gleichen Lager wie die Celestron CGX-L GoTo*.
Bild:Astroshop
Die Skywatcher CQ350 besitz eine maximale Zuladung von 35 Kilogramm, einen anständigen Encoder und ist kompatibel mit einem EQ8-Säulenstativ. Optisch fällt einem sofort die geteilte RA-Achse auf, eine Ähnlichkeit zur iOptron CEM70 GoTo* ist klar zu erkennen. Welchen Vorteil das mit sich bringt, weiß ich nicht. Stabilität? Die 35 Kilogramm Tragkraft würden zumindest genau passen.
Mein vorläufiges Fazit
Klar gibt es neben den vorgestellten Montierungen noch einige mehr, aber ich denke für den Hobby Klein-Sternwarten-Besitzer dürfte die Auflistung relativ komplett sein. Hätte mein Bayernlos aus dem Adventskalender mehr hergegeben, würde ich mich wahrscheinlich für die Skywatcher CQ350 oder EQ8 entscheiden. Wobei mich die JTW schon sehr reizen würde.
Ein großer Vorteil der Skywatcher Familie ist natürlich die weite Verbreitung und damit einhergehend der inoffizielle Support in verschiedenen Foren.
Letztlich ist es eh egal, da ich in meiner momentanen Finanzlage auf eine parallaktische Montierung verzichten muss. Sollte ich aber irgendwann soweit sein, stellt sich mir EINE wichtige Frage! Muss ich die Sternwarte jedesmal verlassen wenn ich die Montierung in Bewegung setze? Stichwort: Schwenkkreis.
CS, Dimi
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Hallo Dimi, meine Erfahrung mit der LX200 14″ war: Die hat funktioniert, relativ gut angefahren, nicht gut nachgeführt und feine Schwingungen erzeugt. Das hat sie so lange gemacht, bis sie nicht mehr funktioniert hat.
Meine Erfahrung mit der EQ8 war: Die hat – trotz aller Routinen – nach dem Alignment nicht mal den Mond getroffen und miserabel nachgeführt. Sie war zickig und mackig wie eine Italienerin. Das Handling war miserabel.
Meine Erfahrung mit der AZ EQ6 ist: Die trifft auch nicht den Mond und führt nur mit Guider anständig nach. Wenn ich den Mond aufnehme, muss ich laufend korrigieren, weil der Guider den Mond nicht guidet.
Meine Erfahrung mit der einfachen EQ6 ist: Die trifft auch nicht den Mond, führt aber einigermassen gut nach. Beim Schwenken kreischt sie laut, wie eine Italienerin, der man in den Hintern kneift.
Das sind so meine Erfahrungen mit Montierungen.
Immer gute Sicht und weiter viel Spass bei der Astronomie.
Hansi
Hallo Hansi,
vielen Dank für deine Erfahrungen mit den einzelnen Montierungen. Also mit dem Treffen der Planeten, und auch dem Mond, hat meine LX200GPS Montierung auch ihre Probleme. Mal trifft sie annähernd, mal liegt sie ordentlich daneben. Nachverfolgen klappt hinsichtlich der Brennweite ganz gut. Ich muss nur selten innerhalb einer 2 Minutenaufnahme nachjustieren.
Deine Aussagen über die EQ8 überrascht, besser gesagt schockt mich dann doch. Ich dachte es handelt sich um eine sehr zuverlässige Montierung. Die EQ6 Montierungen fallen bei meinem Gewicht, also das des Teleskops, schon mal weg.
Grüße Dimi
Hallo Dimi, es sieht so aus, als würdest Du dich für die EQ8 interessieren.
Darum fasse ich hier noch einmal nach.
Also ich schreibe hier über die EQ8 vor der jetzt aktuellen Version und da sind ja jetzt angeblich einige Schwachpunkte behoben.
Also die Defizite waren:
-Die Klemmhebel am Sattel sind nach kurzer Zeit verreckt.
-Bei der Handsteuerung ging die Taste „Links schwenken“ Stufe 1 von Anfang an nicht.
-Die Steckerbuchsen der Handsteuerung und der Montierung hatten schon bald Kontaktschwierigkeiten.
-Die Tasten der Handsteuerung funktionierten nicht ordentlich.
-Das Display war bei Kälte langsam.
-Bei der Ausrichtung fuhr die EQ8 sehr oft einfach den Südpol an, obwohl der Sattel richtig herum mit Pfeil nach Nord stand.
-Die Montierung hatte immer wieder elektronische Aussteiger und alle Routinen mussten manchmal nachts 2, 3mal wiederholt werden und konnte sich teils nur durch ein Werksreset reanimieren lassen.
-Die Montierung hatte immer wieder Backlash.
-Die Montierung fuhr beim Schwenken oder Nachregeln von Hand einfach weiter, obwohl die Taste losgelassen wurde.
-Die Montierung führte generell schlecht nach.
-Die Montierung traf generell die Objekte nicht.
-Die Poljustierung hatte zu viel Spiel
-Das Polaroskop war eine Zumutung.
Fazit: Vorsicht bei Skywatcher , meine AZEQ6 hat auch fast alle diese Mängel und von meinen Astrokollegen höre ich immer wieder gleich lautende Berichte.
Mittlerweile bin ich jetzt bereit, über 10000,- CHF für eine anständige Montierung auszugeben.
Mit astronomischen Grüßen und allzeit viel Freude unter den Sternen
Hansi
Hallo Hansi,
tatsächlich interessiere ich mich für die EQ8R und deine Erfahrungen sind diesbezüglich ja echt beängstigend. Leider gibt es in der Preisklasse keine Konkurrenz, außer man zieht tatsächlich die JTW Trident in die Auswahl. 10.000€+ sind halt ein stolzer Preis, den ich, ohne eine Ehekrise zu provozieren, nicht tätigen kann *grins. Sollte ich tatsächlich die Wahl haben, würde ich mir eine der 10Micron Montierungen holen, denke ich. Wirklich Gedanken habe ich mir darüber aber noch keine gemacht, denn 15000€ für die „kleine“ GM 2000 sind echt heftig.
Mich würde interessieren ob man deine Probleme bei der EQ8R (neues Modell) die gleichen Probleme hat und ob einige deiner genannten Probleme mit einem festen Standort umgangen werden kann. Ich denke du hast sie mobil benutzt?
Wie sieht es mit der Stabilität aus? Hält die Montierung eine Ausrüstung von 40KG, oder ist sie am Limit?
Grüße Dimi
Hallo Dimi,
Also die alte EQ8 war problematisch, aber dagestanden hat sie wie ein Fels in der Brandung. Ich hatte sie mobil genutzt und damals einen 42kg schweren 16″RC drauf und der hat sich durch etwas Seitenwind nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Mit dem neuen Modell scheint es aber auch nicht so gut zu gehen. Ein Kollege schimpfte vor einiger Zeit herum. Er hat dann auch den Werk-Reset gemacht und die Encoder ausgeschaltet, was ich so am Rande mitbekommen habe. Was mich bei SW so nervt ist, dass die auch überhaupt nichts dazu lernen. Jetzt bei dieser CQ350 wieder das viel zu kurze gedrillte „Telefonkabel“ mit Plastik Stecker und dann noch vorne befestigt, die gleiche billige Fernbedienung, die sicher wieder die gleichen Macken hat, wie bei der EQ5 und EQ6. Nein Danke.
Ja, ich denke es wird eine 10 Micron bei mir werden, sonst gibt es nur Frust.
Beste Grüße
Hallo! Meine Erfahrungen mit der EQ8-R (Modell 2023):
negativ:
bei Kälte klemmen die Motoren; schlechter Service seitens des Verkäufers, Skywatcher hat keine Anleitungen zum Einstellen der Andruckkraft der Schnecke; Hersteller praktisch nicht ansprechbar; mechanisch defekte Teile troz super Verpackung, seltsame schabende Geräusche. Justierungen nicht durch wenige Handgriffe zugänglich.
Dann noch: Stativ relativ kurz; Homing mit Hilfe der Sensoren nicht aus der Ferne mit NINA/EQMOD durchführbar; unglückliche Position der Anschlüsse, schwache Klemmungen
positiv: sehr exakte Nachführung (mit PHD2), fast 100% Ausbeute der Aufnahmen und hohe Tragfähigkeit.
Hallo Tom,
das sind ja keine guten Nachrichten die du schreibst, allerdings liest man dergleichen recht viel im Internet. Anscheinend ist die Qualitätskontrolle Seitens Skywatcher echt nicht gut, was sehr schade ist, da es nicht wirklich eine Konkurrenz gibt.
Grüße Dimi