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Lange genug hat es ja gedauert, aber am Sonntag den 29. Januar 2023 war es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich soweit. Die Rede ist natürlich von einem klarem Himmel und tatsächlich, dieser Abend war nicht nur sehr kalt, sondern auch super klar. Es gab allerdings einen herben Beigeschmack! Wie nicht anders als am einzigen klaren Abend im Monat zu erwarten, leuchtete der Mond mit etwas mehr als 2/3 seiner maximalen Helligkeit.
Für mich als Amateurastronom entstand eine Art Hassliebe gegenüber unserem Nachbarn! Einerseits taucht er immer zum falschen Zeitpunkt auf und vermiest einem die Beobachtung, andererseits erzeugt er eine so magische und surreale Atmosphäre, dass man ihm gar nicht böse sein kann.
Da es, wie eingangs erwähnt, in den nächsten Nächten nicht besser werden wird, wackelte ich bewaffnet mit einer heißen Tasse Tee in Richtung Balkonsternwarte. Die schlechten Wetterperioden der letzten Tage blieben natürlich nicht ungenutzt und so wurden einige kleinere Modifikationen innerhalb der Sternwarte, sowie am Leitrohr und Gegengewicht des Teleskops unternommen. Nichts gravierendes, aber so viel, dass ich den Luxus mein aus der Parkstellung sofort einsatzbereites Teleskop, an diesem Abend nicht nutzen konnte.
Alles auf Anfang
Es dauerte also knapp 30 Minuten bis die Montierung neu ausgerichtet und das Leitrohr mit PHD2 eingerichtet wurde. Dann konnte ich endlich loslegen, aber mit was?
Natürlich gab es zurzeit etwas besonderes am Nachthimmel und wenn man den Medien glauben schenken darf, handelte es sich sogar um ein Jahrtausendereignis. Die Rede ist natürlich vom Kometen C/2022 Z3 (ZTF) (Wiki) und dieser hatte um diese Zeit seine höchste Annäherung.
Für mich persönlich ist das aber kein Jahrtausendereignis, selbst wenn er nur alle 40.000 Jahre zu sehen ist. Für ein Jahrtausendereignis sollte man den Kometen deutlich sehen können, am besten sogar Tagsüber. C/2022 Z3 (ZTF) besitzt aber nur eine Helligkeit der 5. Größe und ist so nur unter einem perfektem Landhimmel mit dem bloßen Auge sichtbar. Im Sommer 2020 hatten wir schon einmal einen Besucher aus der äußeren Region des Sonnensystems. C/2020 (NEOWISE) erreichte aber eine Helligkeit der 1. Größe und war für kurze Zeit sogar deutlich mit dem bloßen Auge zu erkennen. Oder der Venustransit. Dieser tritt etwa alle 100 Jahre auf! Beim letzten im Jahre 2012 hatte ich an der Astronomie noch kein Interesse und beim nächsten Transit 2117, werde ich höchstwahrscheinlich nicht teilnehmen können. Der Venustransit ist so gesehen zwar „nur“ ein Jahrhundertereignis, für mich aber viel bedeutender als C/2022 Z3 (ZTF).
Dennoch! C/2022 Z3 (ZTF) ist mit Sicherheit ein selteneres Schauspiele als unser Mond und wenn er schon mal da ist, möchte ich auch einen Blick auf den sogenannten „grünen Neandertaler Kometen“ werfen. Leider ist ein so schwach leuchtender Komet wie C/2022 Z3 (ZTF) nur schwer in einer mondhellen Nacht zu finden! Zwar besitzt mein Teleskop eine Goto Vorrichtung, aber seit dem Niedergang der Firma Meade vor knapp drei Jahren, sind Updates jeglicher Art ausgeblieben. Aus diesem Grund steht der Komet in der Autostar Handbox erst gar nicht zur Wahl. Würde er zur Wahl stehen, wären die Daten aber sowieso hoffnungslos veraltet.
Es gab da aber noch die Möglichkeit die Montierung über eine Planetarium-Software wie „Carte du Ciel“ (CoC) zu bewegen. Aktuelle Kometenbahnen lassen sich in Carte du Ciel sehr einfach einpflegen und glücklicherweise funktionieren die ASCOM Treiber einigermaßen zuverlässig mit der Software.
Ich ließ also über Carte du Ciel meine Montierung zum grünen Neandertaler Kometen schwenken und blickte durchs Okular. Wie schwer die Bahnberechnung bei solchen Objekten trotz aktueller Daten ist, erfuhr ich als ich durch mein 56mm Okular schaute und außer ein paar unscheinbaren Pünktchen nichts weiter im etwa 0,8° großen Gesichtsfeld sah.
Also entweder konnte Carte du Ciel den Kometen nicht richtig berechnen oder meine Montierung war zu ungenau für ein exaktes anfahren. Letzteres ist eher unwahrscheinlich, da andere „starre“ Objekte ziemlich genau angefahren wurden. Ich tat dann das, was eher nicht vom Erfolg gekrönt ist! Ich suchte die Gegend auf gut Glück ab und tatsächlich, nach kurzer Zeit sah ich den Kometen als relativ großes und deutlich erkennbares Wölkchen.
Verdammt! Dachte ich mir, der Anblick wäre in einer mondlosen Nacht bestimmt atemberaubend gewesen. Im Gegensatz zu dem von mir im März 2022 beobachteten 19P/Borrelly, konnte ich sofort eine deutliche, beinahe Galaxien ähnliche Wolke erkennen. Strukturen konnte ich aber leider nicht ausmachen. Der Hintergrund war einfach zu hell um etwas mehr als einen Wattebausch zu erkennen. Schade auch!
Was man nie tun sollte
Da Cartes du Ciel mit der Positionierung etwas daneben lag, und ich im Falle eines erneuten Anfahrens nicht wieder umständlich suchen wollte, machte ich einen folgenschweren Fehler. Ich ließ die Montierung nach dem Kometen ausrichten. So etwas sollte man tunlichst vermeiden. Liegt die Software mit der Position des Objekts falsch, was bei schnellen Objekten wie Kometen, den Mond oder Planeten durchaus passieren kann, übernimmt man diesen falschen Wert als Referenzpunkt. Das anfängliche und mühevolle Alignment ist dann hinüber. Genau das fiel mir auch ein, als ich die Frage „befindet sich das Objekt in der Mitte“ mit „Ja“ bestätigte.
Ok! Ist jetzt auch egal, dachte ich mir. Auf eine neue Ausrichtung hatte ich keine Lust! Für was auch. Beobachten oder fotografieren kann man in so einer mondhellen Nacht eh nicht und da meine Montierung auf dem Kometen ausgerichtet ist, versuche ich halt diesen zu fotografieren.
Ein Fehler jagt den anderen
Schnell wurde mein Schmidt-Cassegrain umgerüstet. Okular und Zenitspiegel raus, Canon EOS 1100D rein. Ich hatte ja weiter oben erzählt das ich froh darüber bin das die ASCOM Treiber einigermaßen zuverlässig funktionieren. Leider tun sie das nicht mit jeder Software. So lässt sich das Teleskop aus der NINA Software heraus zu einem Objekt schwenken, aber nicht mehr nachkorrigieren. Die Paradedisziplin der Software, dass zentrieren mittels Plate-Solving, funktioniert bei mir also nicht. Das anfahren eines weiteren Objekts funktioniert seltsamerweise wieder schon. Alles wirklich sehr mysteriös, wie ich finde.
Abgesehen davon funktionieren Kamera, Autofokus und auch das Guiding bestens mit NINA und da ich finde das NINA die Bilder super übersichtlich organisiert, nehme ich das Manko mit der manuellen Zentrierung gerne in Kauf.
Ich holte also mit Handsteuerbox den Kometen ins Zentrum und testete ein wenig mit den Belichtungszeiten und den ISO Werten herum. Letztlich entschied ich mich für einen ISO Wert von 800 und einer Gesamtbelichtungszeit von etwa einer Stunde (120 x 60s).
Um bei diesen Belichtungszeiten auch scharfe Bilder zu bekommen, muss der Komet exakt nachgeführt werden. Das funktioniert mit meiner LX200 Montierung aber nur mit Autoguiding. Ich startet also die Autoguiding Software PHD2 und für clever wie ich mich hielt, wählte ich den Kometen als Leitstern aus. Das Teleskop, so mein Gedanke, würde dann exakt den Kometen nachfolgen und ich könnte scharfe Kometenbilder schießen.
Allerdings wollte mein Vorhaben nicht gelingen. Der von mir manuell ausgewählte „Leitkomet“, konnte mit der PHD2 Software aus irgendeinem Grund nicht nachgeführt werden. Der Komet wanderte immer wieder aus dem Fadenkreuz und am oberen Rand der Software ploppte eine kryptische Fehlermeldung auf. Anscheinend war meine clevere Idee, den Kometen als Leitstern zu verwenden, doch nicht so clever wie ich dachte!
Umdenken war angesagt. Da der Komet ja immer noch über Carte du Ciel nachgeführt wurde, konnte ich ja auch ohne Autoguiding versuchen Bilder vom Kometen zu machen. Die Bilder müssen dann natürlich bei weitem kürzer belichtet werden, anstatt 30 Sekunden, waren es nur noch 3 sekunden. Gesagt getan und nach knapp 5 Minuten klickte die Kamera in 3 Sekundentakt vor sich hin. Es schien als ob soweit alles funktionieren würde, bis mir auffiel das sich der Komet innerhalb kürzester Zeit aus dem Bildrand bewegte! Seltsamerweise wurden von meiner Montierung weder Komet noch die Sterne nachgeführt. Beides, also Sterne und der Komet, wanderten aus dem Bild. Zuerst der Komet und etwas später und langsamer die Sterne. Es schien so als ob Carte du Ciel nicht nur den falschen Punkt am Himmel gewählt hatte, sondern auch die falsche Geschwindigkeit.
Irgendwie den Abend retten
Ich versuchte noch zu retten was zu retten war. Was nichts anderes hieß, als das ich nach jedem zehnten Bild den Kometen wieder manuell zurück ins Zentrum holte. Ich hoffte das später die Stacking Software, die in sich verschobenen Bilder, wieder richtig übereinander legen könnte, was leider nicht geschah.
Weder Siril, noch der DeepSkyStacker, ließen sich davon überzeugen meine Bilder zu stacken. Selbst die manuelle Kometenauswahl in DeepSkyStacker funktionierte nicht. Das einzige was blieb, waren viele 3s Aufnahme.
Wobei einen Schweif hätte ich bei meiner Brennweite von 3500mm sowieso nicht erwarten können. Heute weiß ich auch so gar nicht was ich eigentlich vorhatte? Selbst wenn das Autoguiding funktioniert und ich den Kometen mit einer Gesamtbelichtungszeit von 30 Minuten oder mehr belichtet hätte, wäre nicht mehr als ein heller weißer Fleck dabei herausgekommen. Naja, vielleicht kann ich in ein paar Tagen das Jahrhundertereignis noch irgendwie visuell Beobachten.
CS, Dimi
2 Gedanken zu „Komet C/2022 Z3 und mein Versuch das Ereignis irgendwie festhalten zu können“