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Als ich vor etwa einem Jahr mein gebrauchtes Meade LX200R (GPS) bekommen habe, war ich hoffnungslos überfordert mit dem Teil. Zwar habe ich mir schon im Vorhinein die deutsche Bedienungsanleitung heruntergeladen, auf Papier gedruckt und mehrmals durchgelesen, aber die bekannten böhmischen Dörfer blieben.
Mittlerweile, also knapp ein Jahr später, ist einiges verständlicher. Dafür habe ich viel Herumprobieren müssen, mich stellenweise tief in die Unterwelt der fremdsprachigen Foren herumgetrieben und teils fremdsprachige Firmen angeschrieben. Die Quintessenz aus meiner bisherigen Erfahrung möchte ich euch hier und in weiteren Artikeln verraten.
Der erste Teil befasst sich nur mit den Grundfragen und Dingen des Meade LX200.
Aufstellen des Giant Field Tripod Stativ
Zwar kann die Elektronik des LX200 eine gewisse Fehlneigung des Stativkopfs (obere Plattform) ausgleichen, aber man sollte diese dennoch immer so gut es geht in Waage bringen.
Für die grobe Einstellung kann man die Beine des Stativs unterschiedlich ausfahren. Für die Feineinstellung taugt das Ausfahren der Beine aber nicht mehr, dafür hat das Meade aber eine mechanischen Raffinesse ins Stativ eingebaut.
Feineinstellung des Stativkopfs
Zur Feineinstellung der oberen Plattform lege ich einfach eine Wasserwaage quer vom ersten Fußgelenk über die Plattform zum zweiten Fußgelenk. Und genau dieses Gelenk ist auch der Trick am „Giant Field Tripod“ Stativ. Dank des Gelenks ist es möglich sehr fein die obere Plattform auszurichten. Dazu wird einfach nur das dazugehörige Bein in sich verdreht. Die Mechanik des Gelenks sorgt dafür das sich die Plattform an dieser Stelle leicht anhebt oder absenkt.
Wenn die eine Stelle dann im Wasser ist, lege ich die Wasserwaage vom zweiten Gelenk zum dritten Gelenk und verdrehe auch dort das Bein bis alles passt.
Das konstruktionsbedingte Scharniergelenk ist von Meade so beabsichtigt und man braucht sich keine Sorgen über einen Stabilitätsverlust machen.
Keine Kippgefahr, das Anbringen des Teleskops
Steht das Stativ, kann man das Teleskop hinaufwuchten. Vermutlich wird es bis zu einem 10 Zoll Gerät ganz gut alleine funktionieren, bei meinem 14 Zöller benötige ich aber immer Hilfe. Anschießend kann man das Teleskop auf dem Stativ ausrichten, also bei Bedarf etwas verschieben oder verdrehen.
Man muss nicht befürchten das sich das Teleskop schnell selbstständig macht und Übergewicht bekommt. Selbst wenn der Tubus waagrecht steht ist der untere Teil der Montierung mit dem Anschlussboard und der Mechanik so schwer, dass das Teleskop nicht kippen kann.
Ich habe das Meade sogar schon am Boden ausrichten lassen, passiert ist nichts! Das Teil hat nicht einmal gewackelt.
In welche Richtung muss das Anschlussboard schauen?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage in welche Richtung das Anschlussboard des LX200GPS schauen sollte? Vermutlich ist die Richtung egal! Allerdings gibt es auch eine eingeschworene Gruppe an Meade Besitzer die auf eine bestimmte Richtung schwört und das ist immer der Süden. Also ich denke das man mit einer Südausrichtung nichts verkehrt machen kann, aber aller Voraussicht nach spielt die Richtung keine Rolle.
Wie herum die Spreizspange anbringen
Also das Stativ steht, die Montierung samt Teleskop liegt oben auf und ist ausgerichtet. Jetzt wird beides mit der Spreizspange fest verbunden. Dazu wird die Gewindestange wie auf dem Foto durch die Spreizspange geführt. Wichtig dabei ist das die ebene Fläche nach oben zeigt, ansonsten könnte die Gewindestange zu lang sein und keinen Kraftschluss zwischen Stativ und Montierung erzeugen.
Allerdings solltet man alles draußen aufstellen und nicht wie ich probeweise im Wohnzimmer 😉.
Die Ausrichtung (Alignment)
Das Teleskop steht, die Handbox (Autostar-II) ist angeschlossen und das LX200 mit Strom versorgt. Soweit so gut, jetzt geht es ans Ausrichten.
Die Grundausrichtung vor der automatischen Ausrichtung
Noch bevor ich das Meade einschalte, bringe ich die Montierung in eine Grundposition. Das steht zwar so nicht in der Bedienungsanleitung, aber ohne ist es bei mir schon zu Problemen in der automatischen Ausrichtung gekommen. Dabei ist es mir schon ein paar mal passiert, dass während automatische Ausrichtung die Montierung über seinen Anschlagpunkt hinauszufahren wollte. Was so natürlich nicht möglich ist und einen sofortigen Abbruch der Ausrichtung verlangte. Wenn ich aber vor der automatischen Ausrichtung eine Grundausrichtung mache, ist mir das nicht passiert.
Wie sieht die Grundausrichtung aus? Ich löse dazu die RA-Klemmung unten am Drehteller und drehe behutsam das Teleskop von Anschlag bis Anschlag.
Das Teleskop lässt sich ungefähr 1,5 mal um die eigene Achse drehen. Etwa in der Mitte der beiden Endanschläge arretiere ich die RA-Klemmung wieder. Das Teleskop ist jetzt quasi mittig ausgerichtet und ließe sich so nach links und rechts gleich weit drehen.
Die DEC-Klemmung (am Montierungsarm rechts) lockere ich und verstelle den Tubus soweit in die vertikale, bis er mir am ausbalanciertesten vorkommt. Die Öffnung zeigt dabei etwa 30° nach oben, je nachdem welche Hardware am Okularauszug dranhängt. Anschließend ziehe ich die DEC-Klemmung wieder Handfest zu. Also schon recht fest aber nicht mit Gewalt.
Es hat keinen Sinn die Klemmung wie ein Büffel anzuziehen, denn die Kupplungen sind sogenannte Rutschkupplungen. Das heisst ab einen bestimmten Widerstand rutscht die Kupplung automatisch durch. Sollte sich also während der automatischen Bewegung das Teleskop irgendwo verfangen oder anstoßen, wird so die Mechanik der Montierung geschützt.
Die eigentliche automatische Ausrichtung
Schaltet man anschließend das Teleskop ein, fährt das Betriebssystem hoch und zeigt dabei die Betriebsversion der Handbox.
Anschließend wird man gefragt ob man das Teleskop ausrichten möchten. Mit einen Druck auf die Taste „0“ beginnt dann die automatische Ausrichtung.
Anschließend beginnt das Gerät sich selbständig auszurichten und dreht und kippt den Tubus in alle Richtungen. Beim allerersten Start, und auch nach einem Reset, fragt das Meade noch vorher einige wenige Daten ab.
Ein paar Minuten später wird dann das integrierte GPS Signal abfragt und die 2-Sterne Ausrichtung beginnt. Dabei fährt das Teleskop nacheinander zwei helle Sterne an, die es dann gilt mit den Navigationstasten der Handbox in die Mitte des Okulars zu bringen. Dabei kann es durchaus vorkommen das man weit, also wirklich sehr weit vom eigentlichen Stern entfernt liegt. Das macht aber nichts, das anschließende Anfahren funktioniert dennoch super.
Übrigens: Das Betriebsystem befindet sich nicht in der Handbox sondern im Anschlußboard des LX200.
Den richtigen Ausrichtungsstern finden
Normalerweise ist es einfach den besagten Stern zu finden, es ist immer der hellste Stern in der Gegend. Dennoch kann es auch mal etwas schwerer sein den richtigen zu deuten! Da liegt z.B. ein heller Stern ziemlich in der Nähe, aber ein noch hellerer Stern etwas weiter weg.
Dafür kann man das „?“ an der Handbox drücken und erfährt so wie der Ausrichtungsstern überhaupt heisst. Anschließend öffnet man Stellarium (oder welche Sternkartenapp auch immer) und vergleicht den ausgesuchten Stern mit dem am echten Nachthimmel.
Einen anderen Ausrichtungsstern verwenden
Manchmal kann der angefahrene Stern nicht beobachtet werden, da ein Hindernisse die Sicht verdeckt. Dann drückt man eine der unteren Pfeiltasten und das Teleskop sucht automatisch einen anderen Stern aus. Diesen Vorgang kann man bei Bedarf ein paar mal wiederholen.
Wie genau muss genau sein?
Stellt sich die Frage wie genau ich denn den Stern in die Mitte des Okulars holen muss? Einige behaupten man solle am besten ein hochvergrößertes Okular nehmen und anschließend den Stern aus dem Fokus bringen, so dass er sich bis zum hin Rand ausdehnt und man so exakt die Mitte herausfinden kann.
Andere schreiben wiederum man müsse ein Fadenkreuzokular nehmen, denn nur so kann man den Stern auf den Nanometer genau mittig holen. Ich behaupte mal das dass alles Quatsch ist!
Ein Schmidt-Cassegrain fokussiert ja über den Hauptspiegel. Das heisst jedesmal wenn ich fokussiere, Kippe ich bauartbedingt den Hauptspiegel ein wenig und das Objekt wandert so zwangsläufig immer aus der Mitte. Sollte ich jetzt wieder fokussieren, da ich ja für die Mittelposition defokussiert habe, wandert der Stern eh wieder aus der Mitte.
Auch ein Okularwechsel verlangt fast immer nach einem nachfokussieren, dass Okular muss ich aber wechseln wenn ich vorher mit dem Fadenkreuz justiert habe. Deshalb würde ich einfach nur mit dem Haupt/Übersichtsokular den besagten Stern so gut es geht in Mitte bringen und bestätigen, mehr auch nicht. Das reicht vollkommen um später auch die angefahrenen Objekte im Okular zu finden. Das Objekt exakt mittig ausrichten, kann ich dann immer noch wenn ich beobachte.
Das Alignment verbessern
Man kann aus der 2-Sterne Ausrichtung während der Beobachtung auch eine 3, 4, 5 oder mehr Sterne Ausrichtung machen. Das funktioniert nicht nur bei Sternen, sondern eigentlich mit allen Objekten die im Meade gespeichert sind. Dazu sucht man sich einfach ein Objekt aus das man beobachten möchte, sagen wir mal den Ringnebel M57, und lässt diesen anfahren. Wenn dieser dann nicht genau mittig ist, bringt man ihn mit den Navigationstasten (Richtungstasten) ins Zentrum. Anschließend drückt man die „Enter“ Taste für 2 bis 3 Sekunden, dass Handgerät fragt daraufhin ob das Objekt synchronisiert werden soll.
Bei Planeten sollte man das Synchronisieren aber tunlichst unterlassen, denn hier funktioniert die Ausrichtung nicht wirklich und man läuft in Gefahr die vorherige Ausrichtung zu verpfuschen.
Montierung Obergrenze einstellen (max. angefahrene Objekthöhe)
Für die gefahrlose Beobachtung ist es beinahe unverzichtbar die maximale Objekthöhe einzustellen. Der Tubus würde nämlich ohne diese Begrenzung auch Objekte im Zenit anfahren und das kann zur Kollision zwischen den Anbauteilen am Okularauszug (Okular, Kamera, Zenitspiegel, Filterrad, etc.) und der Gabel führen.
Für das Einstellung der Obergrenze fahre ich den Tubus mit den Navigationstasten in die Waagrechte und Stelle die Gradskala am linken Arm auf „0°“. Als nächstes bewege ich (auch wieder mit den Navigationstasten) den Tubus Richtung Zenit und zwar soweit wie ich es für vertretbar halte. Anschließend lese ich den Wert den die Skala anzeigt ab und gebe diese in „Setup ⇢ Telescope ⇢ Mount Upper Limit“ ein.
Man sollte aber bedenken das man auf diese Art den Wert nur grob bestimmen kann und ein gewisse Toleranz mit einberechnen soll, also etwas weniger. Beziehungsweise empfiehlt es sich langsam mit verschiedenen Objekten sich dem Zenit anzunähern, um so seinen Grenzwert zu kontrollieren. Bei Bedarf lieber einen etwas kleineren Wert angeben.
Wichtig! Der Endwert wird nur beim automatischen anfahren berücksichtigt, bei einem manuellen Anfahren über die Handbox wird der Wert der Obergrenze ignoriert.
Slew-Rate verringern (max. Positionsgeschwindigkeit)
Die Slew-Rate kann man über die Handbox in 9 Geschwindigkeiten einstellen, in dem man auf der Handbox zuerst die „Speed“ taste drückt und anschließend eine Taste zwischen 1 und 9 wählt. „1“ entspricht der langsamsten und „9“ der schnellsten Bewegung.
Die Geschwindigkeit 9 ist dabei schon arg schnell und belastet die Mechanik des Meade schon ordentlich. Aus diesem Grund liest man nicht selten das viele Meade Nutzer die Stufe „8“ als maximale Geschwindigkeit wählen.
Leider ist es so das ein Objekt das man aussucht und automatisch anfahren lässt, mit der maximalen Geschwindigkeit, also „9“, angefahren wird. Außer man gibt in den Einstellungen eine Höchstgrenze bei der Geschwindigkeit an. Man findet diese Einstellung unter „Setup ⇢ Telescope ⇢ Max Slew Rate“.
Fragen, Ungereimtheiten und erste Tipps
Viel tiefer möchte ich in diesem Artikel nicht einsteigen. Vor allem die vielen Optimierungsmöglichkeiten des Meade LX200GPS verlangen einen eigenen Artikel, der sicherlich noch kommen wird. Ein paar Fragen die anfänglich entstehen könnten, möchte ich dennoch versuchen zu beantworten.
Jupiter (Planeten) werden nicht richtig angefahren
Sollten die Deep Sky Objekte korrekt angefahren werden Planeten aber nicht, dann ist das ein bekanntes Problem und leider nicht zu beheben. Gerade die nähere Planeten, wie Mars, Jupiter und auch der Mond (ich weiß! Ist kein Planet), werden fast nie genau angefahren, egal welche Einstellungen man am Meade vornimmt. Das ist vermutlich ein internes Problem der Software und dem berechnen der Laufbahn dieser Objekte. Ähnliche Probleme findet man aber auch bei anderen Herstellern, anscheinend ist das mit dem vorausberechnen der Planetenbahn so eine Sache. Eine Lösung des Problems konnte ich also nicht finden. Mit weiter entfernten Objekten wie Neptun und Uranus gibt es hingegen weniger Probleme.
Wie funktioniert die Hauptspiegelklemmung
Im Artikel „Reparatur der Hauptspiegelklemmung“ habe ich die Funktionsweise der Spiegelklemmung etwas genauer beschrieben, aber für das Fokussieren wird der Hauptspiegel auf einem Blendrohr hin- und hergeschoben. Das setzt natürlich ein gewissen Spiel zwischen beiden voraus. Dieses Spiel reicht unter Umständen aus, um bei einem Schwenk, bzw. einer Auf- und Abbewegung des Tubus, aus dem Fokus zu kommen.
Um dem Spiel entgegenzuwirken, wird mit der Hauptspiegelklemmung eine Art Keil zwischen Blendrohr und Hauptspiegel geschoben. Leider scheint das beim LX200 nicht wirklich gut zu funktionieren, weshalb viele Besitzer eines LX200 (ACF) die Spiegelklemmung einfach ignorieren.
Für die visuelle Beobachtung ist die Spiegelklemmung egal, denn ein bisschen nachfokussieren wenn ein Objekt angefahren wurde, dürfte kein Problem sein.
Wirklich störend wirkt das „Spiegelshifting“ nur, wenn man beim fotografieren vorher an einem Stern (Bahtinov Maske) fokussiert hat und genau hier sollte die Hauptspiegelklemmung zum Einsatz kommen.
Lauftext verlangsamen
In manchen Situationen passt der angezeigte Text nicht mehr auf das Display der Autostar Handbox und ein Lauftext beginnt über den Bildschirm zu scrollen. Diesen kann man mit den unteren Auf- oder Abwärtspfeilen verlangsamen und beschleunigen. Für mich persönlich war das einer der hilfreichsten Tipps, denn wirklich Kontrastreich ist das Display der Autostar nicht.
So, dass soll es gewesen sein mit dem ersten Artikel. Zumindest mit dem Einstieg sollte es keine größeren Probleme geben. Im nächsten Artikel werde ich die einzelnen Optimierungsmöglichkeiten vorstellen.
CS, Dimi