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Eines gleich mal vorweg! Ich bin weder ein ausgewiesener Optotechniker, noch Konstruktions-Ingenieur für Teleskope. Um ehrlich zu sein bin ich nicht einmal ein Routinier in der Amateur Astronomie, dafür fehlt mir einfach die Erfahrung die so ein Hobby mit sich bringen sollte. Dennoch möchte ich über das 34mm Explore Scientific Okular* Schreiben, da ich auch schon den ein oder anderen Misserfolg in Sachen Okulare hatte.
Vor dem Kauf gilt es natürlich die richtigen Brennweite herauszufinden und ich mache es mir diesbezüglich relativ einfach.
Die richtige Brennweite
Die wichtigste Frage bei einem Okular ist folgende: Was möchte ich beobachten? Danach kann man relativ schnell die passende Brennweite ermitteln. Alle anderen Fragen rund um so ein Okular kann man getrost hinten anstellen und variieren auch teilweise von den eigenen Vorlieben und natürlich dem lieben Geldbeutel.
Ich für meinen Teil habe mir da einen sehr einfachen Weg ausgesucht um die Brennweite zu bestimmen.
- Das beobachtete Objekt und die Austrittspupille (AP) bestimme bei „Deppsky-Brother“.
- Die Brennweite des Okulars lass ich mir dann bei „Rechner-Online“ ausrechnen.
- Und zum Schluss vermittelt mir „Astronomy-Tools“ oder der „Teleskop-Simulator“ von Stelvision noch einen visuell Eindruck über die Kombination von Okular und Teleskop. Vor allem im Bezug auf das scheinbare Gesichtsfeld sind diese beiden Tools großartig.
Das war´s auch schon. Den Rest eines Okulars muss man sich dann nach den eigenen Vorlieben, Erfahrungen und vor allem nach dem vorhanden Budget aussuchen. Ich für meinen Teil habe diesmal etwas tiefer in die Taschen gegriffen. Ich weiß, nach oben ist noch eine Menge Luft, aber ich finde das ein Okular, welches so viel kostet wie manch 8″ Newton, schon zur gehobenen Klasse gehört.
Das 34mm Explore Scientific Okular
Das 34mm Explore Scientific Okular* habe ich mir nach den oberen Gesichtspunkten, ein paar Erfahrungen und etwas Twitter ausgesucht. Ich wollte kein Okular mit 100 oder mehr Grad Eigengesichtsfeld, auch wenn man im allgemeinen von einem „mitten drin“ Erlebnis spricht.
Meine persönliche Erfahrung mit einem 20mm 100° Okular war eher unbefriedigend. Um das komplette Gesichtsfeld zu Überblicken musste ich schon aktiv schauen, ja sogar meinen Kopf leicht bewegen. Ansonsten sind für mich gefühlte 20°, des 100° Wahrnehmungshorizonts nur schmückendes Beiwerk. Ähnlich eines Phillips Fernsehgeräte mit Ambilight. Zwar ganz nett, aber 50% Aufpreis (ich rede jetzt vom Okular), ist mir die Sache dann (noch) nicht wert.
Technische Daten
Kommen wir zu den Specs des Explore Scientific 68° 34mm Okular:
- 34mm Brennweite
- 68° Eigengesichtsfeld
- 26mm Augenabstand
- 2″ Anschluss
- 700g Gewicht
- 70mm Durchmesser, 105mm Länge
- Wasserfest, Filtergewinde, Schutzgasfüllung
Mich persönlich interessiert es zwar weniger, aber der Vollständigkeitshalber sei erwähnt das dass Okular Homofokal und die Optik vergütet ist, sowie aus sechs Linsen besteht.
Erster Eindruck
Der erste Eindruck hat keine zweite Chance, heisst es so lapidar. Wer aber einmal ein billiges 2 Zoll Okular, ich rede jetzt wirklich von billig nicht von günstig, in seinen Händen hielt, weiß was Haptik bedeutet.
Das Explore Scientific hingegen ist groß, wirkt massiv und ist mit seinen 700 Gramm auch ordentlich schwer. Für mein Schmidt-Cassegrain ist das Gewicht zwar eher kein Problem, aber trotzdem sollte man das Gewicht eines solchen 2 Zoll Brockens nicht unterschätzen.
Die Verarbeitung ist wie zu erwarten hochwertig, soweit ich das als Nichtfachmann beurteilen kann.
Die Augenmuschel lässt sich umstülpen und ist vom Material sehr angenehm, also weder zu hart noch zu weich. Die Schutzabdeckungen der Linsen halten, was ich auch schon anders erlebt habe und unheimlich ärgerlich ist.
Vom haptischen Eindruck bin ich angetan, auch wenn ich eine richtige Tasche, wie bei den Baader Morpheus Okularen, dem „Turnbeutelchen“ des Explore Scientific vorziehen würde.
In der Praxis
Als Referenz für die Qualität der Bilder, nehme ich immer gerne mein günstiges Baader Q-Turret Set her. Es ist immer wieder erstaunlich wie kontrastreich und knackscharf doch die kleinen Orthos abbilden. Wenn man vom Blickfeld und dem teilweise geringen Augenabstand bei niedriger Brennweite absieht, bietet einem das Set einen soliden Grundstock.
Meine zukünftige Okulare, wie eben das 34mm Explore Scientific, müssen sich daran messen lassen. Was sich einfacher anhört als es ist.
Der 26mm Augenabstand des Explore Scientific ist für mich fast ein bisschen viel. Für Brillenträger sicherlich optimal, für mich persönlich wären 5mm weniger optimal gewesen. Den gefürchteten Kidney-Bean-Effekt, also das schlagartige abschatten bei kleineren Kopfbewegungen, hatte ich deshalb aber nicht.
Der Kontrast ist überragend und muss sich nicht hinter dem Baader Classic Plössl* aus der oben genannten Baader Q-Turret Okularreihe* verstecken. Mit 68° Eigengesichtsfeld stehen dem Explore Scientific nominell „nur“ 18° mehr Raum zur Verfügung, aber die haben es in sich.
Natürlich habe ich keine Möglichkeit das scheinbare Gesichtsfeld exakt nachzumessen, allerdings kommt die simulierte Version von Stelvision dem Gesehenen schon ziemlich nahe.
Weiterhin konnte ich zum Rand hin auch keine Unschärfe oder Verzerrungen erkennen, was angesichts der „nur“ 68° auch wenig verwundern dürfte. Störende Reflexe oder Streulicht konnte ich genauso wenig wahrnehmen wie Farbsäume. In der Summe kam mir das Bild ebenso scharf vor wie beim 32mm Plössl. Natürlich wird das geschulte Auge eines Profis Unterschiede zu einem vierstelligen Okular feststellen können, dass möchte ich nicht abstreiten, für mich ist das Bild aber super.
Ich sollte aber auch erwähnen das mein System, bestehend aus einem genügsamen f/10 Schmidt-Cassegrain, auch der falsche Kandidat ist um das Okular an seine optischen Grenzen zu bringen.
Die Schutzgasfüllung soll laut Hersteller das Beschlagen des Okulars von Innen, sowie das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit verhindern.
Fazit
Aktuell handelt es sich beim Explore Scientific 68° 34mm Okular um mein Lieblingsokular, wenn es um das Beobachten von nicht allzu großen Galaxien geht. Große Galaxien kann mein 3,5m Teleskop ohnehin nicht abbilden. Selbst der Mond macht einen hervorragenden Eindruck, erkennbare Farbsäume blieben dabei aus. Leider konnte ich zum Vergleich durch noch keinen Nagler* blicken, was ja gemeinhin als die Referenz am Okularhimmel angesehen wird.
Mein 32mm Plössl habe ich seither nicht mehr verwendet, was für mich persönlich der eindeutige Beweis für KEINEN Fehlkauf ist. Das Explore Scientific kostet aber auch gut das 5 fache meines Plössl, subjektiv betrachtet ist es aber den Aufpreis wert 😉.
3 Gedanken zu „Das 34mm Explore Scientific 68° Okular, mein Galaxienokular“