Mehr Präzision, weniger Frust! Buck’s Bigscope Gears Tuning Satz für das Meade LX200 14″ (Einbau: Astroshop.de)

„Das kann ja nur eine Getriebeschaden sein“, war meine Vermutung nach einem längeren Leidensweg mit meinem Meade LX200R! Zumindest ging ich stark davon aus, denn alle anderen Quellen wurde im Test weitestgehend ausgeschlossen.
Die neuste Autostar Firmware, also im Grunde das Betriebssystem der Montierung, war aufgespielt und die hauseigenen Softwareoptimierungen, das „Anti-Backlash“ und auch das „Antriebstraining“, wurden schon mehrmals absolviert. Selbst die automatische Ausrichtung wurde mehrfach und unter höchster Präzision ausgeführt und es wurde immer ein Blick auf das Datum und die Uhrzeit (Sommerzeit) geworfen. All das brachte mich aber keinen Deut weiter. Die Montierung lag bei jedem Versuch mehrere Winkelgrade neben dem ausgewählten Objekt. Das ist Fatal, zumal mein tatsächliches Gesichtsfeld gerade einmal 40 Winkelminuten umfasst.

Buck’s Bigscope Gears von Peterson Engineering

Ein Goto System bei dem man immer noch Starhopping betreiben muss ist natürlich kein Zustand für einen verwöhnten Neuastronomen wie mich. Was macht man also in so verzweifelten Zeiten? Genau, man bemüht das Internet um Hilfe.
Leider ist Meade in Deutschland jetzt nicht gerade Celestron oder Skywatcher und die vor einigen Jahren gemeldete Insolvenz der Firma macht die Sache nicht wirklich einfacher. Eine echte deutschsprachige Anlaufstelle gibt es nicht und viele (und damit meine ich alle!) Fragen an Meade.com blieben unbeantwortet.
Es sollte auch noch erwähnt werden das „Englisch“ nicht gerade zu meinen Stärken zählt. Gerade einmal 6 Jahre Volksschule umfassen mein Wissen in der britischen Unterhaltungskunst. Das reicht durchaus um in den Londoner Pubs nicht zu verdursten, aber gepflegte Konversation auf hohen technischen Niveau ist einfach nicht drin!

Glücklicherweise gibt es ja den ein oder anderen Webseiten-Übersetzer und so konnte ich mich im schlechten Deutsch auf englischsprachige Foren umschauen. Hier stieß ich dann auf einen Herren Namens „Pete Peterson“ und seiner „Peterson Engineering“ Webseite.
Der gute Pete bietet auf seiner Webseite so einige Upgrades für Meades in sämtlichen Größen an und eben auch einen großen Tuning-Reparatursatz Namens Buck’s Bigscope Gears für das 14 Zoll LX200R.
Dabei werden in erster Linie die vorhandenen Kunststoffzahnräder des älteren Models durch präzisionsgefertigte Edelstahlzahnräder ersetzt. Das Resultat soll eine Verbesserung in dem RA sowie auch im DEC-Getriebe sein. Die periodische Fehlerkorrektur soll dabei deutlich verbessert werden.

Das klang genau nach dem was ich suchte, also schrieb ich in bester Google-Translate Manier eine Mail an Pete. Alles natürlich in sehr kurzen Sätzen, damit die Übersetzungssoftware so wenig Fehler wie möglich machte.

„This is an automatic translation from German to English!“, war mein Einleitender Satz um gleich im Vorhinein für klare Verhältnisse zu sorgen. Weiterhin beschrieb ich in 10 Wort-Sätzen mein Teleskop und meine auftretenden Fehler. Knapp 40 Stunden später erhielt ich auch schon eine Antwort: „Hi Dimi, Sorry for the delay in trying to answer your questions“. Als ob 40 Stunden eine lange Zeit wäre 😁.

Nach einigem hin- und hergeschreibe, inklusive einiger Fotos, kam er zu dem Entschluss das ich ein recht bizarres Meade Gerät besitze. Das ist aber nichts ungewöhnlich in dieser Epoche, zu dieser Zeit hat Meade irgendwie alles verbaut was auf Lager war. Dennoch handelt es sich um ein „wunderbares Teleskop“ (O-Ton) und um sicher zu gehen das auch alles klappt, würde er mir einen erweiterten „Buck’s Bigscope Gears“ Satz liefern.

Zuviel des guten!

Knapp 20 Tage darauf landeten zwei Pakete bei mir im Postkasten. Eines mit der Aufschrift „Buck´s Drive Tune-Up“ und eines mit „Buck´s Big Scope Gears“.

Bei beiden lag ein umfangreiches Zubehörpaket und eine noch Umfangreichere englischsprachige Bedienungsanleitung bei.

Ich rede hier von etwa 70 Seiten feinsten amerikanischen Text mit einigen Bildern! Damit war klar das ich ohne Hilfe nicht weiterkommen würde. Entweder besorge ich mir einen Dolmetscher, was im Grunde eine saudoofe und darüber hinaus auch sehr teure Entscheidung wäre, oder ich finde eine Firma die mir den Umbau durchführt.

Astroshop.de

Also klapperte ich virtuell alle bekannten Astroläden im Umkreis von 200 Kilometer ab, denn mir war klar das ich die gut 70 Kilo schwere Apparatur selber fahren musste. Lobend sei zu erwähnen das jeder der angeschrieben wurde auch zurückgeschrieben hat, aber nur eine Firma „traute“ sich an meine Kuriosität und mit der habe ich echt nicht gerechnet.

Alexander Olbrich von Astroshop.de* wollte sich der Sache annehmen und dabei erfuhr ich das sie (Astroshop.de) auch mittlerweile die Meade-Distribution für Deutschland übernommen haben. Gesagt getan und ein paar Tage später machte ich mich auf den Weg in das schöne Landsberg am Lech.

Etwa 10 Tage verlieb die LX200R in Südwesten von Bayern und bei der Gelegenheit wurde auch gleich die Optik gereinigt und fachmännisch justiert. Freundlicherweise wurden dabei auch einige Fotos für mich gemacht.

Zuhause angekommen wurde der runderneuerte Brocken auf die Betonsäule gehievt, ausgerichtet und angeschlossen. Dann hieß es warten auf eine klare Nacht.

Der erste Praxistest

Geschlagenen vier (!!!) Wochen musste ich warten bis endlich Clear-Sky angesagt war. Also wurde noch in der Dämmerung das Antriebstraining durchgeführt und nach der automatischen Ausrichtung der Anti-Backlash eingestellt. Dieser fiel bedeutend geringer aus als noch vorher. Einstellen kann man diesen nicht näher definierten Wert zwischen 1-99. Dabei versucht die Elektronik nach einem Stopp das vorhandene Zahnradspiel durch geschicktes vor- oder zurückfahren des Motors auszugleichen. Während vor dem Umbau selbst in der höchsten Einstellung (99) noch eine deutliche Verzögerung vorhanden war, reichte nach der Reparatur die Einstellung 13 um völlig verzögerungsfrei steuern zu können.

Das Goto System funktioniert auch wieder so wie es sein soll. Mehrere von mir angefahrenen und in alle Himmelsrichtungen verteilten Objekte waren annähernd mittig. Sie verfehlten das Zentrum des Objekts um nur sehr wenige Winkelminuten.

Über die Justage der Optik kann ich leider noch nicht viele Worte verlieren. Laut dem Monteur war wohl die Schmidt-Platte leicht verspannt eingebaut und führte so zu leichten optischen Einbußen (hüstel), aber um dessen jetzige Leistungsfähigkeit festzustellen müssten sich endlich mal Planeten zeigen. Die Sterne hingegend sind zu hundert Prozent punktförmig ohne Schweife oder Ausfransungen.

Anmerkung: Heute (15.06.2021) konnte ich um 4 Uhr früh einen Blick auf Jupiter werfen. Obwohl der Gasriese relativ tief am Horizont stand und die Morgendämmerung schon voll in Gange war, war der optische Eindruck mit dem 18mm Okular überragend.

Fazit

Auch in der dritten klaren Nacht bin ich hellauf begeistert. Zwischendurch musste ich sogar die automatische Ausrichtung mehrmals durchlaufen lassen, denn hier und da wird noch an der Ausrüstung gebastelt. Probleme mit dem Goto hatte seither nicht mehr.


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