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Der Wunsch mir eine echte Astrokamera zu kaufen, geisterte schon lange in meinem Kopf herum. Gründe hierfür gibt es sicherlich viele, meiner lag aber in der Möglichkeit viele kurzbelichtete Aufnahmen machen zu können, um so den Nachteil meiner ungenauen azimutalen LX200R Montierung zu kompensieren.
Natürlich spielte der Preis eine Schlüsselrolle bei der Wahl. Kameras für 1500€ und mehr sind für mich aktuell einfach unbezahlbar. Wie so oft bei höheren Geldbeträgen, ist das Feiern eines Geburtstag von großem Vorteil. So kamen dann einige Gutscheine zusammen und zeitgleich gab es auch noch ein 800€ Angebot (Amazon*) einer Astrokamera die ansonsten 1000€ kostet.
- TEC Kühlsystem; internes thermoelektrisches Kühlsystem; das direkt mit dem Sensor verbunden ist; kühlt bis zu...
- Rückseitig beleuchteter IMX294 CMOS Sensor im 4/3 Format; mit hoher 75%iger QE Spitze; Verbesserung der...
Dumm nur das es genau der Hersteller sein musste, dessen Qualität in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unterschiedlicher ausfallen könnte. Von „chinesischer Schund“ bis „perfekter Clone“ findet man einfach alles. Viel Zeit zum Überlegen hatte ich leider nicht, da dass 200€ Angebot nur von begrenzter Dauer war. Also machte ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten daran, einen kleinen Vergleich der beiden ähnlichen Kameras aufzustellen.
Kleiner Vergleich SV40CC – ASI294MC-Pro
Von den technischen Daten, aber auch vom äußeren Erscheinen, fallen bis auf die Farbe und dem Fehlen eines USB 2.0 Hubs, beinahe keine Unterschiede zwischen der SVBONY SV405CC und der ZWO ASI294 MC-PRO auf.
SV4055CC | ASI294 MC-Pro | |
---|---|---|
Sensor | SONY IMX294 CMOS | SONY IMX294 CMOS |
Auflösung | 4144*2822 | 4144*2822 |
Pixelgröße | 4.63μm | 4.63μm |
Sensorgröße | 19.2mm*13mm | 19.2mm*13mm |
Max. Framerate | 19FPS | 19FPS |
Belichtungsbereich | 0,05ms – 2000s | 0,032ms – 2000s |
USB-Typ | USB 3.0 | USB3.0/USB2.0 |
Cache | DDR3 256M | DDR3 256M |
Ausleserauschen | 1.2e | 1.2e |
Quanteneffizienz | 75% | 75% |
Full Well Capacity | 63k | 63.7k |
Auflagemaß | 6,5mm | 6,5mm |
Änderungen findet man zwar in der kürzest möglichen Belichtungszeit und der Lichtempfindlichkeit (Full Well Capacity), aber hier liegen die Werte sehr nah beieinander. Verwundern tut mich der Unterschied dennoch, da ja in beiden Kameras der gleiche Sensor von Sony verbaut wurde.
Die (Online)Bedienungsanleitung gleichen sich dann wiederum beinahe wie ein Ei dem anderen. Angefangen bei den Diagrammen über das Ausleserauschen und der Quanteneffizienz bis hin zur „Pflege und Wartung“, ließt und sieht die SVBONY Anleitung wie eine Kopie des berühmten roten Mitbewerbers aus.
Über die Temperatur Hysterese, also den Temperaturunterschied welchen die Kamera zwischen Sensor und der Umgebungstemperatur erreichen kann, konnte ich mit -35° Celsius nur von der ZWO ASI offizielle Zahlen finden. Allerdings findet man auf der Amazon Seite über die SVBONY mit -30° Celsius einen ähnlichen Wert.
Um nochmals auf den USB-Hub zurückzukommen, beziehungsweise über dessen Fehlen bei der SVBONY! Da ich glücklicherweise zu denen gehöre die direkt am Teleskop einen USB 3.0 Hub verbaut haben, vermisse ich den USB 2.0 Hub der ZWO ASI nicht wirklich.
Gedanken vor dem Kauf
Natürlich sucht man vor dem Kauf eines Produkts auch nach praktischen Erfahrungen, aber über die SVBONY SV405CC findet man im deutschsprachigen Raum so gut wie nichts. Im Falle des verbauten IMX294 CMOS Kamerasensors von SONY stolpert man aber unweigerlich über das doch recht ausgeprägte Verstärkerglühen (Amp-glow).
Dieses Verstärkerglühen macht sich bei längeren Belichtungen als heller Spot am Bildrand bemerkbar. Das Verstärkerglühen gibt es natürlich auch bei der SVBONY und ist wirklich ausgeprägt. Hier hilft nur das anfertigen von Darks um den Spot beinahe vollständig eliminieren zu können.
Natürlich muss man bei einem Preis der 400€ unterhalb des Konkurrenten liegt, zum Zeitpunkt des Angebotes sogar 600€, mit möglichen Mankos rechnen. Eines dieser Mankos betrifft natürlich den Service. Hier konnte ich aber zumindest beim Händler (Amazon) etwas Vertrauen sammeln. Dieser hat mir über den „Amazon-Chat-Dienst“ jede gestellte Frage innerhalb eines Tages zufriedenstellend und auf deutsch beantwortet.
Letztlich habe ich mich aber schon längst für die Astrokamera entschieden, denn die Mischung aus dem relativ großen Sensor (3/4 APS-C Größe) und dem attraktiven Preis, hat letztlich schon den Ausschlag gegeben. Der Service war nur noch ein Art Bestätigung.
Lieferumfang
Geliefert wurde die SV405CC sauber verpackt in zwei Pappschachteln. Im kleineren der beiden befand sich das Netzteil und im größeren die Kamera samt Zubehör.
Seltsamerweise halten sich alle Anbieter etwas bedeckt was den Lieferumfang angeht. Dieser fiel bei mir aber deutlich höher aus als erwartet und auch teilweise beschrieben wurde.
Es war folgendes in der Schachtel zu finden:
- Die SV405CC Kamera
- Kameratasche
- Netzteil 12V 5a
- Bedienungsanleitung (u.a. deutsch)
- USB 3.0 Kabel
- T2 auf 1,25″ Adapter
- T2 Innen-Verlängerung (Anschluss an der Kamera)
- M42 auf M48 Adapter
- M42 Verlängerung 21mm
- M42 auf M48 Verlängerung 16,5mm
- 2 Zoll Aufnahmering
- verschiedene Unterleger
- Trockenpatrone
- Staubtuch
Was fehlt
Nicht im Lieferumfang enthalten ist ein UV/IR Sperrfilter (link*). Dieser ist aber beinahe unerlässlich. Der Grund liegt im unterschiedlichen Brennpunkt zwischen Infrarot- und sichtbaren RGB Licht, dass kann wiederum zu Unschärfe im Gesamtbild führen. Verzichten könnte man auf den Filter wenn sich keinerlei Linsen zwischen dem Sensor und dem Objekt befindet oder wenn einer der vielen Schmalbandfilter zum Einsatz kommen.
Ansonsten ist aber alles im Paket enthalten um in die Astrofotografie einsteigen zu können.
Der erste Eindruck
Der erste haptische Eindruck ist wirklich ausgezeichnet. Klar weiß ich nichts über die verbaute Hardware wie Lüfter, Peltierelemente, Schutzgläser etc., aber die Kamera selber fühlt sich in ihrem metallischen Kleid sehr wertig an. Die dunkelgraue titanähnliche Farbe gefiel mir auch sehr gut.
Überraschend ist auch die Größe der Kamera, sie ist viel kompakter als ich erwartet habe und ein Gewinn gegenüber der bisherigen klobigen DSLR.
Die mitgelieferten Adapter und Verlängerungen sind im Normalfall völlig ausreichend. In speziellen Fällen, wie beim anbringen eines Reducers, müssen natürlich spezifische Längen nachgekauft werden.
Als besonders gelungen finde ich die in keinem Lieferumfang erwähnten T2 Unterleg- bzw. Distanzscheiben in unterschiedlicher Dicke. Diese lassen sich zum Beispiel zwischen Kamera und einem Filterrad unterlegen, um so die letztendliche Winkelposition des Anbauteils bestimmen zu können.
Die mitgelieferte Tasche ist gepolstert und wirkt wertig vernäht. Allerdings wird diese bei mir nicht zum Einsatz kommen, da die Kamera im zusammengeschraubten Zustand mit Reducer keinen Platz darin findet und ich keine Lust habe den Kamerablock aus Reducer und Verlängerungen jedes mal auseinanderzuschrauben.
Erste praktischen Schritte
Noch bevor man die Kamera das erste mal an den Rechner stöpselt, sollte man die Treiber installiert haben. Diese findet man auf der SVBONY eigenen Webseite unter Software-Driver. Hier lädt man sich die Treiber für sein Betriebssystem herunter und installiert diese, erst dann steckt man die Kamera an.
Das installieren der ASCOM Treiber ist nicht zwingend notwendig.
Probleme mit N.I.N.A
Als Aufnahme Software benutze ich ausschließlich N.I.N.A und hier könnte es bei einer älteren Version N.I.N.A. zu Problemen kommen. In speziellen wurde hier das vorletzte aufgenommene Bild als letztgemachtes Bild registriert. Das kann einerseits nur ärgerlich, aber im Falle einer automatischen Fokussierung oder zum anfahren über das Plate-Solving fatal sein.
In der aktuellen Version von N.I.N.A hatte ich das Problem aber nicht, bei älteren Versionen konnte man eine spezielle „.dll“ Datei in den N.I.N.A Ordner kopieren. Eine detaillierte und bebilderte Anleitung findet man hier.
Unter N.I.N.A selber funktioniert dann alles so wie zu erwarten. Alle Funktionen sind vorhanden und funktionieren Ordnungsgemäß.
Selbst der Automatismus im Sequenzer, wie das herunterkühlen, dass automatische Anfahren und der Autofokus funktionierten auf Anhieb.
Auch das Kühlsystem der Kamera scheint ganz gut zu funktionieren. Bei einer Umgebungstemperatur von knapp +20° Celsius, kühlte die Kamera zuverlässig und bei einer Kühlleistung von knapp 40% die Kamera auf -5°C herunter.
Ersten Fotos
Mein erstes Objekt, wie sollte es anders sein, war der Kugelsternhaufen Messier 13. Da die Umstellung von ISO zu Gain doch etwas ungewohnt war, musste ich erst einige unterschiedliche Parameter probieren. Letztlich entschied ich mich für einen Gain von 250, da dieser meinem Empfinden nach das beste Ergebnis mit einer 5 Sekunden Einzelaufnahme lieferte.
N.I.N.A typisch wurde der Sequenzer eingesetzt und zwar vollautomatisch. Demnach wurde nach dem Starten zuerst die Kamera auf den eingestellten Wert von -5° Celsius gekühlt. Anschließend wurde das Objekt angefahren und mit dem Plate-Solving in die Bildmitte geholt. Zu guter Letzt sprang dann der Autofokus an und stellte das Bild scharf. Nach gefühlt 5 Minuten wurden auch schon die ersten Lights gemacht.
Ich finde das sich der Kugelsternhaufen für knapp eine Stunde Belichtung ganz gut macht. Auch die später mit der SV405CC gemachten Bilder haben einen riesigen Schritt nach vorne unternommen. Was natürlich in erster Linie der kürzeren Belichtungszeit zuzuschreiben ist, aber auch dem deutlich niedrigeren Bildrauschen gegenüber der DSLR Kamera.
Was natürlich nicht unerwähnt bleiben darf, ist der gestiegene Komfort. Alles lässt sich direkt über die Software am PC einstellen und es finden auch zusätzliche Funktionen gegenüber der DSLR Einzug. Zum Beispiel eine automatische Aufnahmefolge in der Live-Ansicht, mit der es möglich ist unter einer frei wählbaren Belichtungszeit ein Foto nach dem anderen zu machen, sowie dem manuelle Speichern eines Bildes aus der Live-Ansicht heraus.
Fazit
Als Astrokameraeinsteiger bin ich natürlich überwältigt von dem Zugewinn an Komfort und der Qualitätssteigerung. Der etwas kleinere Bildausschnitt gegenüber des APS-C Sensors meiner DSLR kann ich angesichts der vielen Vorteile gut wegstecken.
Ob nun eine ZWO ASI294MC-Pro* mit 1500€ (im Angebot knapp 1300€) einer SVBONY SV405CC* mit 1000€ (bei Angebot unter 800€) überlegen ist, kann ich nicht beurteilen. Meine SV405CC funktioniert zumindest unter N.I.N.A und FireCapture Tadellos. Letztlich muss sich jeder selber Überlegen ob eine bessere Kompatibilität (z.B. mit der ZWO ASIAIR) und einem USB 2.0 Hub den Aufpreis von 500€ wert ist.
- TEC Kühlsystem; internes thermoelektrisches Kühlsystem; das direkt mit dem Sensor verbunden ist; kühlt bis zu...
- Rückseitig beleuchteter IMX294 CMOS Sensor im 4/3 Format; mit hoher 75%iger QE Spitze; Verbesserung der...
- IMX533 Farbsensor im 1Zoll Quadratformat; hohe Auflösung von 3008x3008 und 3,76 Mikron Pixelgröße; liefert...
- 2stufige TEC Kühlung; senkt den CMOS Sensor unter 30℃ Umgebungstemperatur; reduziert die Entstehung von...
Kamera ASI 294 MC Pro Color (Astroshop.de*)
Die ASI 294MC ist die erste Kamera mit dem neuesten Sony Sensor IMX294CJK: Die ideale Astrokamera für jede denkbare Anwendung.
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